Dieser graue Geist
gelesen hatte!
Als sie Kiras verwirrten Gesichtsausdruck sah, lachte Asarem erneut. »Sie sollten sich sehen können, Kira. Ihr momentaner Anblick macht Ihre ewige Nörgelei fast wett.« Dann ergriff sie sie am Ellbogen und zog sie in ein leeres Zimmer. Sobald sie sicher war, mit Kira allein zu sein, fuhr Asarem fort. »Ja, Colonel. Auch ich will Frieden mit Cardassia. Ich kam zu diesen Gesprächen – mit der Absicht, zu verhandeln, und vermutlich hätte ich sogar mehr Kompromissen zugestimmt, als Botschafterin Lang hoffen würde. Aber wissen Sie, warum ich es ließ? Weil es mir befohlen wurde.«
»Befohlen?«, wiederholte Kira skeptisch.
»Shakaar wies mich an, unnachgiebig zu bleiben«, erläuterte Asarem. »Er sagte, und dies sind seine genauen Worte, ich solle einen Konsens ‚so schwer wie möglich‘ machen.«
»Das würde Shakaar niemals verlangen.«
Asarem schüttelte den Kopf und ließ sich resignierend auf einen Sessel fallen. »Ich wusste, Sie würden mir nicht glauben. Nach allem, was zwischen Ihnen und ihm war.«
Sagte die Ministerin etwa die Wahrheit? Kira zwang sich, die Theorie zumindest nicht von der Hand zu weisen. Wie anstrengend musste es sein, Tag für Tag einer Verhandlung beizuwohnen und einen Standpunkt zu vertreten, den man nicht teilte. Die ganzen Halbwahrheiten und Gesprächsblockaden gingen selbst der aufrichtigsten Person an die Nieren. War das der Grund hinter Asarems scheinbarer Unvernunft? Aber was versucht Shakaar zu erreichen? Kira sah Asarem an. »Falls das stimmt …«
»Hat er Sie angelogen.« Die Ministerin hielt ihrem Blick stand.
Kira war, als läge ihr Oberkörper in einer Zange, als sei die Luft plötzlich zu dünn zum Atmen. Was Asarem da sagte, war überwältigend. Mit den Handballen rieb sie sich die Schläfen, und die Ministerin wartete geduldig darauf, dass Kira eine Erwiderung formulierte. Doch Kira schwieg. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Wie erklärte man das Unerklärliche?
»Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie ihn«, sagte Asarem nicht unfreundlich. »Er trifft irgendwann im Laufe des morgigen Tages wieder hier ein. Sehen Sie selbst, ob er mutig genug ist, Ihnen die Wahrheit zu sagen.« Ohne ein weiteres Wort ließ sie Kira zurück, allein im Halbdunkel und mit dem Chaos ihrer Gedanken.
Dort saß sie noch, als Ros Notruf sie erreichte.
KAPITEL 19
So viel zum Biorhythmus …
Seit seiner Entführung von der Defiant waren Nacht und Tag für Nog zur Einheit verschmolzen. Das kam vor, wenn man ständig einen Sack über dem Kopf trug. Er entsann sich vage, hin und wieder geweckt worden zu sein. Jemand hatte ihm den Knebel abgenommen, ihm Wasser gegeben und trockene Seetangküchlein in seinen Mund geschoben. Auf Letztere hätte Nog gern verzichtet.
Der Verlust seiner Sehfähigkeit ließ sein Gehör noch besser werden. Nog nahm jede sich öffnende Tür und die Schritte jedes vorbeigehenden Yrythnys wahr, hörte den Großteil der in seiner Nähe stattfindenden Unterhaltungen. Wenn ihn sein Verstand nicht trog, wusste die eigentliche Besatzung der Avaril gar nicht, dass er in diesem Schrank nahe dem Maschinenraum gefangen gehalten wurde. Nog selbst wusste es auch nur, weil er das Plasma durch die Energiekanäle pulsieren hörte, den rhythmischen Takt des Warpkerns. Es tröstete ihn, die Maschinen nah zu wissen.
Wer auch immer hinter seiner Entführung steckte, legte großen Wert darauf, unerkannt zu bleiben. Wann immer Nog die Anwesenheit seiner Bewacher spürte, trugen sie andere Kleidung, rochen anders. Nicht zuletzt deswegen war ihm das Ziel dieser Freiheitsberaubung nach wie vor unklar. Wollte man ihn töten, Lösegeld für ihn erpressen oder ihn als Dienstsklaven an irgendeinen Cheka-General verkaufen? Nog hoffte, seine Wärter waren wenigstens anständig genug, ihn im Todesfall zurück zu Commander Vaughn zu schicken, damit sein Vater Rom Profit aus Nogs tragischem Schicksal schlagen konnte. Die getrockneten Überreste des ersten Ferengi in der Sternenflotte hatten sicherlich Sammlerwert – auch wenn der Gedanke unfassbar ernüchternd war.
Nog wusste nicht, welche Tageszeit herrschte, aber er hörte die Schritte im Gang, wann immer ein Schichtwechsel stattfand. Berücksichtigt man meine Bewusstlosigkeit, liegt Vanìmel noch etwa einen Tag entfernt, plus/minus sechs Stunden. Wenn ich Glück habe, ist das hier ein fürchterliches Missverständnis, und meine lieben Gastgeber erlauben mir an unserem Ziel, Kontakt zu Commander Vaughn
Weitere Kostenlose Bücher