Dieser Mann ist leider tot
Effekt.
In exakt diesem subjektiven Augenblick keucht die Kaffeemaschine, sie gurgelt und jauchzt und erfüllt die Kaverne mit beunruhigenden Echos. Cal, der die Hände auf den Präsidenten gelegt hat, hört in diesen Geräuschen eine Erinnerung an die Sterblichkeit, und wie der Bischof fragt er sich, warum, zum Teufel, Kai – selber doch praktisch ein Geist – sie dem gespenstischen, gottverlassenen Gestöhne einer Kaffeemaschine aussetzen muß.
Haben wir nicht schon genug Plackerei? denkt er. Im Augenblick liegt King Richard hier so still wie eine Schlange in der Sonne, aber noch vor zehn Minuten hat er gezischt, sich gewunden, gebockt und gezuckt.
Alles Schöne und Gute verlästernd, nicht ausgenommen Bischof Marlin, Erica, Gordon, Dolly, Tyler, Kai und (auch wenn ich nur gelitten bin) mich selbst, Cal Pickford. Und jetzt, da wir uns auf die nächste Woge von Willenskampf und obszönem Gezeter vorbereiten sollten, glotzen wir mit Zombieaugen umher und lauschen dem elektrischen Pfeifen dieser blöden Kaffeemaschine.
»Philip«, sagt der Bischof, »warum, in Gottes Namen, mußten Sie das Ding herbringen lassen?«
Kai sitzt wie ein Buddha neben dem Automaten; die Maschine selbst steht auf dem kalten Fußboden neben dem Tisch mit den Kerzen, dem Weihwasser, der Hostie und dem Wein. Er hat die Arme um sich geschlungen und wiegt sich unmerklich in den Hüften; die Aura, die den Homunculus umgibt, flackert bläulich wie eine Gasflamme auf einem altmodischen Herd, und der Stapel von Särgen hinter ihm blinkt düster im Rhythmus dieses Flackerns.
»Ich bekomme allmählich ein psychotisches Gefühl. Ich brauche eine Tasse heißen Kaffees, um zu verhindern, daß ich verdunste und davonfliege wie das Osterfest.«
»Kaffee?«
»Ganz recht. Kaffee mit Zichorie. Vielleicht hält mich der lange genug hier, um das Böse aus unserem Freund auszutreiben.«
»Unsinn!« brummt der Kirchenmann.
Cal steht hinter dem Präsidenten und drückt dessen Schultern nieder. Der Major und sein Zimmergenosse halten je ein Bein, und Tyler steht Erica und dem Bischof gegenüber an der Mitte der Bahre (sie haben die Räder abmontiert und so einen wackligen Untersuchungstisch daraus gemacht) und hat eine Hand auf den Stoffgürtel des Präsidenten gelegt. Tyler ist bereit, heftig zuzudrücken, sollte der Präsident wieder anfangen, um sich zu schlagen.
Nixons helles Hemd ist jetzt indigoblau von Schweiß, und Schweißperlen sprenkeln sein Gesicht wie Tropfen von geschmolzenem Glas. Mit trügerisch mildem Ausdruck starrt er Cal verkehrtherum an. Zugleich verströmt er einen höllischen Körpergeruch. Beißend. Dieser Geruch vermischt sich mit dem bitteren Duft von Kaffeebohnen und Zichorie, die das Wasser in der gurr-gurr-gurgelnden Maschine färben.
Und der Präsident sagt zu Cal mit einer grollenden Stimme, die anders klingt, als er es je gehört hat: »Deine Sorgen sind berechtigt, Pickford. Ich werde deinen dürren Arsch in einen Sarg rammen. Das kannst du ruhig glauben, du Pißkopf.«
»Wie wollen Sie das machen?« fragt Cal ihn.
»Nicht mit ihm sprechen«, sagt Bischof Marlin. »Wie oft muß ich euch noch sagen, daß es gefährlich ist, mit den Lügnern zu sprechen, von denen dieser Mann besessen ist.«
Der Bischof sieht erledigt aus. Wenn man bedenkt, daß er drei Tage lang gefastet hat, um sich auf dieses Zusammentreffen vorzubereiten, ist das nicht erstaunlich. Es ist schlichtweg ein Wunder, daß er nicht schon zusammengeklappt ist – ein Ausfluß von Gottes Gnade in das Stop-Zeit-Karmesin, mit dem Kai sie geheimnisvoll überwölbt hat. Trotzdem befürchtet Cal, daß Bischof Marlin, wenn der Exorzismus noch lange dauert, vielleicht nicht überleben wird.
»Mister President«, sagt Erica. »Mister President, wenn Sie noch da sind, werden wir mit Ihnen sprechen. Aber nur mit Ihnen.«
Gurr-gurgel, gurr-gurgel.
»Ich habe Ostern aufgefressen«, verkündet das Wesen, das in Nixons Körper wohnt. »Es ist weg, weil ich es aufgefressen habe.«
Bischof Marlin weigert sich, diese Prahlerei zur Kenntnis zu nehmen. Statt dessen beginnt er zum zweitenmal die Episkopalversion des Rituale Romanum zu rezitieren, dessen Zweck es ist, den Dämon oder die Dämonen – bis hinauf zu Satan und ihn eingeschlossen –, die den Körper eines Besessenen bewohnen und seine Persönlichkeit unterdrücken, ausfindig zu machen, zu züchtigen und auszutreiben.
Die Verlesung von Psalmen macht beinahe die Hälfte des Rituals aus, und der Bischof
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