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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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dies ein schlechter Augenblick ist, den Prozeß zu unterbrechen, aber wie kann er den wiederauferstandenen Kai tadeln?
    Nixons Körper krümmt sich, buckelt, schlägt, wälzt sich.
    Die leichten Becher fliegen davon, und Kaffee spritzt Cal auf Hals und Kinn. Er schreit. Erica Zola und der Bischof springen zurück. Der Präsident hat die Gurten an seinen Unterarmen abgerissen, und Cal stählt sich, den Schmerzen zum Trotz, und legt sich über den Oberkörper des Mannes.
    Nixons Kopf unter seiner Brust dreht sich wie verrückt hin und her, stößt gegen ihn, sucht nach einer Brustwarze oder einer Hautfalte, um hineinzubeißen. Sein Mund rutscht von einer Seite zur anderen wie die Luftblase in einer Wasserwaage, schnappt wie der eines Piranhas. Und während er schnappt, beginnt der Präsident zu quaken wie eine Ente. Wie Daisy Duck.
    Kai, der zur Kaffeemaschine zurückgekehrt ist, als Nixon wieder begonnen hat, um sich zu schlagen, brüllt: »›The Dream Impeachment of Harper Mocton!‹ Mein Gott, es wird wahr!«
    Er schenkt sich einen Becher zichoriengewürzten Kaffee ein, kippt das Zeug in einem Schluck hinunter und wirft den Becher weg. Dann tritt er an die Bahre und befiehlt allen, den besessenen Leib des Präsidenten loszulassen. Cal weigert sich, zu gehorchen, denn dies ist ganz offensichtlich die Formel, die ein galvanisiertes Frankenstein-Monstrum auf sie alle losgehen lassen wird. Was, zum Teufel, erhofft sich Philip davon? Ihren gemeinschaftlichen Untergang?
    »Nicht loslassen!« ruft Bischof Marlin, eine Hand an der Purpurstola um seinen Hals. »Nicht!«
    »Doch!« drängt Philip. »Die Situation ist versaut, aber es wird alles okay, wenn ihr mir bloß vertraut.«
    »Quackquackquackquacka …!«
    Major Vear, Peter Dahlquist und Tyler Robinson treten von der Bahre zurück, und unversehens ist Cal der einzige, der versucht, den quakenden Regierungschef festzuhalten. Bei der ungeheuerlichen Aufwölbung der präsidentialen Wirbelsäule verliert er den Halt, ja, er rutscht auf dem Hosenboden seines Overalls auf die Kaffeemaschine zu. Woraufhin der Präsident mit den Armen flattert, von der Bahre herunterrutscht und, im Falsett grollend, den Sieben gegenübertritt, geduckt wie ein Sumo-Ringer.
    »Zurück!« befiehlt Philip K. Dick und wedelt mit Horsy Stouts schwarzen Stummelärmelchen. »Alles zurück!«
    Mit Gordon Vears und Erica Zolas Hilfe kommt Cal wieder auf die Beine. Die muskatellerfarbene Luft in der Kaverne scheint ein wenig von ihrer Färbung zu verlieren. Beginnt Philips psychospirituelle Unterstützung der Zeitlosigkeit, die den Rest der Basis erfüllt, zu verfallen? Cals Schwindelgefühle lassen es vermuten. Ebenso die Tatsache, daß sein Körper durch den Boden des Censorinus-Kraters und in den himmlischen Orbit emporsteigen möchte, ganz ähnlich wie der des toten Schriftstellers. In welches alternative Kontinuum würde ein solcher Flug ihn führen?
    Nun, denkt Cal, Philip hat seinen Willen bekommen. Er und Richard Nixon stehen einander im Wettstreit der jeweiligen Besessenheit gegenüber, und wir können bloß noch zurücktreten und die eigene Mannschaft anfeuern. Scheiße!
    »Satan«, sagt Philip und umkreist den Körper des Präsidenten, »warum bist du in diesen Mann gefahren?«
    Roboterhaft dreht Nixons Körper sich, während Philip ihn umkreist. »›Einer kann viele töten‹«, sagt er mit verschwommener Grabesstimme.
    »Und einer, der eine Machtposition inne hat, kann noch mehr töten, stimmt’s?«
    Ein Strom voneinander überlappender Obszönitäten von dem Wesen, das dem Präsidenten innewohnt. (Das bedeutet ›Ja‹, sagt Cal sich.) Daraufhin beginnt Bischof Marlin wieder seine Psalmen aufzusagen; er stimmt Austreibungsgesänge an und bespritzt den Besessenen mit Weihwasser aus seinem Aspergillum.
    Die Muskatellerfarbe der Luft in der Kammer ist bereits zu Lila verblaßt, von Lila zu Pink, und von Pink zu einem fahlen Roseton …
    »Und warum willst du töten?« fragt Erica Zola.
    Der Präsident wendet ihr sein unmögliches Gesicht zu.
    »›Weil ich die vielen hasse, die mich hassen‹«, sagt er baßdröhnend; die Worte sind verschwommen; seine Zunge ist rot wie Blut.
    Auf diese Erklärung folgt ein verbaler Angriff, wie Cal ihn noch nie gehört hat. Der Dämon, von dem der Präsident besessen ist, lästert, spottet und höhnt, wendet sich nacheinander jedem der potentiellen Exorzisten zu und verrät die intimste persönliche Schmach eines jeden. Ehe sie solche Dinge öffentlich

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