Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
emeritierter Ledernacken und Geheimdienstmann, hatte beschlossen, den Präsidenten zu verraten. Nein, eigentlich nicht den Präsidenten – den Mann, dem so viele Unzufriedene und gefühlsduselige Liberale nicht ganz ohne Grund den Spitznamen ›King Richard‹ gegeben hatten.
    Tyler Robinson glaubte immer noch, daß er in Indochina für eine vornehme Sache gekämpft habe und daß allzu viele unter den lautstärksten Kritikern des Präsidenten eifersüchtige Hohlköpfe seien; aber in den letzten paar Monaten hatte der Boss die psychologische Kurve gekratzt – von ›Im Vollbesitz‹ nach ›Durchgeknallt‹. Daß er diesen Kosmonauten Schikin – dem Logan bis zur Ankunft des nächsten T-Schiffs Stubenarrest aufgebrummt hatte – eine gesemmelt hatte, war nur das jüngste Anzeichen dafür, daß er zunehmend die Kontrolle über sich selbst verlor.
    Es kam heutzutage oft vor, daß Nixon in wilde Raserei verfiel, meistens aus geringfügigen oder verblüffenden Gründen: Ein Mitarbeiter hatte vergessen, ihn an den Hochzeitstag seiner Tochter zu erinnern, irgend jemand erwähnte beiläufig den charmanten Witz des verstorbenen JFK, etc., etc. Tyler hatte erlebt, wie er seinem Pressesprecher den Stiefel ans Steißbein donnerte, wie er einen Kongreßabgeordneten, der versucht hatte, eine Änderung an einer favorisierten Gesetzesvorlage anzubringen, mit einer Handvoll Bleistifte bewarf, und wie er einen neunjährigen Jungen mit wüsten Beschimpfungen überschüttete, weil dieser die John-Wayne-Statue neben dem Marmorfries mit Hubschraubern, B-52s und Panzern erklettert hatte, als der Präsident diesen als letzte Erweiterung des Vietnamkriegerdenkmals eingeweiht hatte. Natürlich schnitten alle drei Fernsehanstalten diesen Teil seiner ›Festrede‹ in ihren abendlichen Nachrichtensendungen heraus, aber die Anwesenden hatten fast alle Anstoß genommen – der Kleine hatte doch nur besser sehen wollen –; und natürlich hatte der Präsident später, als er begriffen hatte, daß er ein schlechtes Bild abgegeben hatte, dem Geheimdienst wegen einer ›Scheiß-Schlamperei bei den verdammten Sicherheitsmaßnahmen‹ eine stundenlange Abreibung verpaßt.
    Er ist aus dem Gleichgewicht geraten, sagte sich Tyler, während er mit einem batteriebetriebenen Korridorwagen zur Suite des Präsidenten fuhr, um ihn abzuholen. Früher einmal hätte das Bundesparlament einen Kerl wie ihn abgesetzt und den Vize nachrücken lassen, aber Nixon hat die ganze Meute der Washingtoner Politiker über den Tisch gezogen. Sie haben eine Heidenangst vor ihm. Ich auch, um die Wahrheit zu sagen, aber ich bin endlich in der Lage, (vielleicht) etwas gegen ihn zu unternehmen. Bevor er in einem neuerlichen präsidentialen Wutanfall über Leonid oder Margaret oder einen anderen aufgeregten Neunjährigen den Planeten in die Luft jagt.
    Denn – wie Tyler dem Bischof schon erzählt hatte – King Richards kleine Attacken waren nicht bloß die Anfälle eines verwöhnten Kleinkindes. Sie waren furchterregender. Sie hatten globale Bedeutung. Überdies, der Ausdruck, den Nixons Gesicht annahm, wenn er tobte, war … ja, unmenschlich. Er erweckte den Anschein, als sei der Planet sein Gummiball, ein Spielzeug, das er quetschen oder zerreißen oder ungestraft wie ein Verrückter umherhüpfen lassen konnte.
    Und wenn Bischof Marlin einem sagte, der Boss sei besessen, überlegte Tyler, dann wußte man aus der Erfahrung mit diesen glotzäugigen Wutanfällen, daß der alte Priester einen nicht verscheißerte. Nein, Sir. Er hat den Nagel auf den Kopf getroffen, und wenn er und seine Truppe die Dämonen austreiben können, die in den Boss gefahren sind – na, dann hast du, Tyler, eine wichtige Rolle bei … bei der Rettung der Welt gespielt.
    Griegs kam in den Korridor heraus, um sich zu vergewissern, daß keine Attentäter in der Nähe waren. Er prüfte auch das Heck des Batteriewägelchens für den Fall, daß es Lunarterroristen gelungen sein sollte, hinten aufzuspringen, ohne daß Tyler etwas gemerkt hatte. Als er sicher war, daß es nicht der Fall war, kam Griegs wieder nach vorn, um mit seinem Partner zu reden.
    »Wo ist Commander Logan? Ich dachte, er begleitet uns bei dieser Phase der Besichtigungstour?«
    »Er wartet dort auf uns«, log Tyler Robinson. »Ich habe die Fahrtroute hier.« Er tippte sich an die Schläfe.
    »Okay, Kollege.« Aber Griegs Ton ließ einigen Argwohn erkennen, ehe er den Präsidenten holen ging, und als Nixon herauskam, trug er – zum erstenmal

Weitere Kostenlose Bücher