Dieser Mann ist leider tot
(Quemoy und Matsu – denkt Vear – daran hätte er sich vielleicht erinnert.)
»Wie auch immer. Wir werden diese beiden kleinen Halunken aufknacken und den Kohlenstoff aus ihnen herausholen. Es ist ein weiter Weg, aber der ungeheure Vorteil dieser Reise – täuschen Sie sich nicht, was mein Engagement als Brennstoffsparer angeht – besteht schlicht darin, daß der Energieaufwand geringer ist als das, was wir bei unseren Erde-Mond/Mond-Erde-Fahrten verbrauchen! Zumindest, wenn man den Sauerstoff außer acht läßt, den die Shuttle-Fähren zu Atemzwecken aufnehmen und dann für die Reise nach Kennedy Port in die T-Schiffe pumpen. Deshalb sage ich, lassen wir den Sauerstoff außer acht.«
»Ist mir recht, Mr. President.«
Nixon steht zum erstenmal auf. Er ballt die Faust und sagt zu Vear: »Ich will es geradeheraus sagen: Wir werden die Dreckrußkis diesmal draußen lassen. Wir haben nicht den Wunsch, eine Reprise unseres Techtelmechtels im Apollo-Sojus-Test-Projekt oder in unseren gemeinschaftlichen Adler-Bär-Schwertransporter-Starts aufzuführen. Die Rußkis werden also merken – sie werden ›Feuer unterm Arsch spüren‹, um es mal modisch zu sagen –, daß ihr schlechtes Benehmen weltweit der Grund ist, wenn sie es sich mit Dick Nixon verdorben haben. Die Burschen kriegen keine Kohle von den Marsmonden. Und was mich betrifft, so habe ich die Absicht, die Genossen Smith, Jones, Davis und Anderson mit einem Tritt aus Von Braunville zu entfernen.«
»Sir, das sind Wissenschaftler …«
»Und gute noch dazu; daran zweifle ich nicht. Aber sie sind auch Kommunisten, bei denen die Propaganda noch vor dem Futtern kommt, und wenn ein fauler Apfel ein ganzes Faß voll verderben kann – was er kann (Ezra Taft Benson sagte das dauernd, damals, als Ike noch Präsident war) – na, diese vier Burschen können sicher die ansonsten robuste Bevölkerung dieser großartigen Lunareinrichtung infizieren. Deshalb wollte ich nicht, daß sie von meiner Anwesenheit hier wußten – man sagt ja den Wanzen auch nicht, daß man den Kammerjäger ruft –, und deswegen habe ich die Absicht, sie allesamt ins nächste T-Schiff nach … äh … Venalgrad zu packen.«
»Ich glaube nicht, daß das eine populäre …«
»Wenn mir mehr an persönlicher Popularität gelegen wäre, Major Vear, als an meiner Reputation als Arschtreter, der sich nichts vormachen läßt, dann wäre ich niemals viermal hintereinander zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt worden.«
Mach bloß nicht noch mal das Maul auf, mahnt Vear sich. Der Kerl frißt dich sonst bei lebendigem Leib und spuckt die Kerne irgendwohin südlich vom Meer der Fruchtbarkeit.
»Major – oder darf ich Sie Gordon nennen? Sie dürfen gern Mr. President zu mir sagen. Großartig. Nun, Gordon, der Grund, weshalb ich in dieser Form in Ihr Zimmer eingedrungen bin, ist der, daß ich Sie bitten möchte, sowohl Ihren Witz als auch Ihren nationalen Geist zu zeigen, indem Sie sozusagen das Kommando bei unserer Mission ›Minen auf den Monden des Mars‹ übernehmen, die ich persönlich in all unseren streng geheimen Akten als den ›4-M-Plan‹ bezeichnet habe.«
Vears Magen vollführt einen Flickflack. Dies ist der Stachel, auf dessen Stich er gewartet hat, der Haken, den der Präsident mit einem geschmeidigen, aber schmerzhaften Ruck festgezogen hat. Vear fürchtet, daß er gleich durchbrennen und in unkontrollierten Zuckungen von Protest und Selbstmitleid durch Von Braunville toben wird.
»Sir, dies ist mein zweiter Einsatz in Censorinus. Der Marsflug wird, hin und zurück – nun, wie lange? – mindestens zwei Jahre in Anspruch nehmen, vor allem, wenn die NASA eine auf ein Minimum an Treibstoffverbrauch angelegte Flugbahn berechnet, und ich bin nicht sicher, ob ich es ertragen werde, ein viertes volles Jahr weg von zu Hause zu sein. Sie ahnen nicht, wie gern ich Kentucky noch einmal wiedersehen würde.«
»Vermutlich ebenso gern, wie ich heimlich noch einmal die Heimat meiner Kindheit in Fullerton, Kalifornien, aufsuchen würde. Aber das werden Sie vor dem 4-M-Start auch können. Nehmen Sie den Auftrag an, Gordon, und Sie nehmen das T-Schiff zurück zur Erde mit Ingham und mir. Sie sind Junggeselle, nicht wahr? Nun, ein Mann ohne Familie ist genau der Richtige, um diese Expedition zu leiten. Sollte – was Gott verhüten möge – eine Katastrophe geschehen, dann werden Sie Ihr Hinscheiden nicht ganz so tief bedauern wie ein Familienvater.«
Vear merkt, daß er
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