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Dieser Mann ist leider tot

Dieser Mann ist leider tot

Titel: Dieser Mann ist leider tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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in Quang Tri, und einmal, wie Sie wissen müssen, weil er diesen Feigling Hinckley ans Knie getreten hat, als der Penner versuchte, uns vor dem Hilton in D.C. zu überfallen. Ingham hätte den Irren unterpflügen können, aber das Mitgefühl, das er in Vietnam erworben hat – ein empathisches Empfinden für das Leiden anderer –, na, ich für mein Teil weiß, daß ihn diese harterkämpften Tugenden selbst in einem Augenblick der Krise nicht verließen.«
    »Hinckley ist erst kürzlich vor Gericht gestellt worden, nicht wahr, Sir?«
    »Unter uns gesagt, Major: Das Schwein sitzt praktisch schon auf dem Stuhl.«
    Vear bleibt stehen; er weiß nicht, wie er sich in diesem Gespräch verhalten soll.
    Nixon winkt ihn zu dem Stuhl – ein ominöses Wort – an Dollys Schreibtisch und Werkbank, übersät von Isolierband, Batterien, Potentiometern und sogar geschmolzenen Wachskreiden. »Entspannen Sie sich, Major. Kümmern Sie sich nicht darum, daß ein Bursche, so berühmt und mächtig wie der Präsident der Vereinigten Staaten in seiner vierten Amtsperiode, Sie hier besucht. Sogar in meinem Büro ist es manchmal unordentlich – meistens, bevor die Dienstmädchen sich darum kümmern. Jeder Mann braucht einen Ort, wo er sich entspannen kann – San Clemente, Key Biscayne.«
    Aber was tun Sie in Von Braunville? denkt Vear und schaufelt sich einen Sitzplatz an der Werkbank seines Zimmergenossen frei. Warum sind Sie hier? Jede seiner Lebensäußerungen – die Atmung, der Puls – verrät dem Major, daß er Angst hat.
    »Sie werden sicher ebenso erfreut sein wie ich, wenn Sie hören, daß der Grund für das Delirium meines Möchtegern-Mörders – Flossy Jodelle, das freche Weibsstück aus ›Right This Way, Mr. Dailey‹ – äh, na ja, also unser Minister für Rundfunk und Printmedien, Ron Reagan, der langjährige Moderator der CBS Evening News – also, Ron hat mir kürzlich versichert, daß Miss Jodelles Vertrag in der nächsten Saison nicht verlängert wird. Das wird sie daran hindern, die Saat des Bösen noch anderen übergewichtigen jungen Männern in den Kopf zu pflanzen, die vielleicht eines Tages ihren Sinn für die richtige Richtung wiederfinden.
    Ron hat getan, was die Situation erforderte. Ich wäre ein beschissen armseliger Amerikaner, wenn ich Seine Bemühungen, unseren jungen Männern ihre Aufrichtigkeit zu erhalten, nicht zu schätzen wüßte – was ich aber tue. Es ist natürlich möglich, daß dieser Penner bereits unrettbar war, aber wir müssen tun, was wir können, um die zu retten, die ihre Mannhaftigkeit und ihr Land noch nicht verraten haben. Miss Jodelles Entfernung aus einer ansonsten sauberen und gesunden Fernsehserie ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung.«
    »Jawohl, Sir«, sagt Vear, betäubt von diesem Strom von Information und Rhetorik. Fast wünscht er sich, Ingham, der Agent mit dem Barett, käme zurück, um ein wenig von dem Geplapper und Geschnatter des Präsidenten zu absorbieren.
    Die beiden Männer sitzen in dem tortenstückförmigen Raum im Herzen von Major Vears Wohnkaverne. Die Tatsache, daß sie außer ihrer Nationalität und ihrer Sprache so gut wie nichts miteinander gemeinsam haben, schafft eine Kluft, die weit größer ist als die zweieinhalb Meter, die sie in Wirklichkeit trennen. Wir sind vielleicht 240.000 Meilen weit von einander getrennt, denkt Vear. Metaphorisch gesehen, sitze ich auf einem Mondfelsen, und Sie, Sir, liegen in der Sonne in Key Biscayne.
    »Aber wahrscheinlich fragen Sie sich, warum ich – unangemeldet sozusagen – so viele Meilen weit hergekommen bin, um mit Ihnen zu reden.«
    »Ich frage mich, wann Sie angekommen sind, Mr. President, und weshalb Sie mich für die Ehre dieses Zusammentreffens ausersehen haben.«
    »Die Frage ist berechtigt, Major. Ich habe jede der großen Nationen und viele der weit weniger bedeutenden auf unserem wundervollen Planeten besucht, aber dies ist meine erste Reise – tatsächlich bin ich hier überhaupt der allererste unter sämtlichen Führern der Welt – auf die öde, aber gewinnträchtige Oberfläche des Mondes, und ich denke, daß diese Großtat – auch wenn ich veranlaßt habe, daß sie unbesungen vonstatten geht – als die bemerkenswerteste gelten muß, die irgendein großer Führer der Welt seit der Morgendämmerung des Raumflugs vollbracht hat.
    Mein Freund Billy Graham, unser neuer Minister für nichtkonfessionelle Frömmigkeit, hat mich einmal gescholten, weil ich mit meiner Beschreibung des Triumphs von

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