Dieser Mann macht mich verrückt
besser funktioniert.
Der Knauf an der Badezimmertür drehte sich. Nun musste sie Dean ganz vorsichtig behandeln. Sonst würde sie am nächsten Morgen hier festsitzen, und das konnte sie sich nicht leisten. Unglücklicherweise gehörte taktvolles Verhalten nicht zu ihren Stärken.
Ein Handtuch, ziemlich tief unten um die Hüften geschlungen, schlenderte er aus dem Bad. Er glich einem römischen Gott, der inmitten einer Orgie kurz Luft schnappen wollte, während er wartete, bis die nächste Tempeljungfrau zu ihm geführt wurde. Dann trat er ins Licht, und Blues Finger krampften sich um den Skizzenblock. Nein, das war keine makellose, wie aus Marmor gemeißelte römische Gottheit. Er besaß den Körper eines Kriegers kraftvoll gebaut, funktionsfähig, bereit zum Kampf.
Als er merkte, dass sie die dünnen Narben an seiner Schulter betrachtete, erklärte er: »Ein wütender gehörnter Ehemann.«
Das glaubte sie ihm keine Sekunde lang. »Ach ja, das Risiko gewisser Sünden ...«
»Da wir gerade von Sünden reden ...« Sein träges Lächeln triefte geradezu vor verführerischer Sinnlichkeit. »Soeben habe ich nachgedacht. Ein später Abend, zwei einsame Fremde, ein komfortables Bett ... Warum sollen wir‘s nicht benutzen? Eine bessere Möglichkeit, uns zu amüsieren, fällt mir nicht ein.«
Statt etwas subtiler vorzugehen, stürmte er schnurstracks zur Ziellinie. Offenbar bildete er sich ein, sein attraktives Gesicht und sein athletischer Körper würden ihn zur Eroberung aller Frauen berechtigen. Aber für diese Frau galt das nicht. Er kam näher, und sie roch Seife und Sex. Sollte sie noch einmal auf seine schwule Veranlagung hinweisen? Vermutlich sinnlos, in einer so eindeutigen Situation. Sie konnte Kopfschmerzen vorschützen und aus dem Zimmer flüchten oder tun, was sie immer tat, und sich der Herausforderung stellen. Langsam stand sie auf. »Also, wir gehen die Sache folgendermaßen an, Boo. Es stört Sie doch nicht, wenn ich Sie ›Boo‹ nenne?«
»Ehrlich gesagt...«
»Sie sind fantastisch, sexy und ein umwerfender Muskelprotz. Und charmanter, als es ein Mann sein dürfte. Ihr musikalischer Geschmack entspricht meinem, zumindest teilweise, Sie schwimmen im Geld - lauter Pluspunkte. Außerdem sind Sie clever. Glauben Sie bloß nicht, das wäre mir entgangen. Aber Sie törnen mich nicht an.«
Entgeistert zog er die Brauen zusammen. »Was, ich törne Sie nicht an?«
»An Ihnen liegt‘s nicht.« Blue bemühte sich um einen entschuldigenden Ton. »Nur an mir.«
Maßlos verblüfft, blinzelte er. Zweifellos hatte er die Phrase »An Ihnen liegt‘s nicht, sondern an mir selber« selbst schon oft benutzt. Und jetzt staunte er, weil sie ihm ins Gesicht zurückgeschleudert wurde. »Sie machen Witze, nicht wahr, Blue?«
»Um die reine Wahrheit zu gestehen, mit Losern wie Monty fühle ich mich wohler. Nicht, dass ich diesen Fehler noch einmal machen werde. Wenn ich mit Ihnen ins Bett gehe, und darüber habe ich lange und gründlich nachgedacht ...«
»Wir haben uns erst vor acht Stunden kennen gelernt.«
»ich habe keine Titten, und ich bin nicht hübsch. Also wollen Sie‘s nur mit mir treiben, weil ich zufällig gerade verfügbar bin. Ich würde mich beschissen fühlen, der Anfang einer weiteren meiner zahllosen Talfahrten. Und offen gestanden, ich war schon oft genug in einer Klapsmühle.«
Irgendwie wirkte Deans Lächeln berechnend. »Sonst noch was?«
Blue ergriff ihren Skizzenblock und die Bierflasche. »Um es kurz und bündig auszudrücken, Sie wollen angebetet werden. Und so was mache ich nicht.«
»Wer behauptet denn, Sie wären nicht hübsch?«
»Oh, das stört mich nicht. Ich besitze einen so starken Charakter, dass es arrogant, egozentrisch und raffgierig aussehen würde, wenn ich auch noch schön wäre. Um ehrlich zu sein, bis zu diesem Abend war das gar kein Thema. Nun ja, abgesehen von Jason Stanhope. Aber das war in der siebten Klasse.«
»Okay, ich verstehe«, meinte er sichtlich amüsiert.
So lässig wie nur möglich wanderte sie zur Verbindungstür und öffnete sie. »Sie sollten sich nicht so fühlen, als wären Sie mit knapper Not einer Revolverkugel entronnen.«
»Eigentlich fühle ich mich eher geil.«
»Deshalb gibt‘s in jedem Hotelzimmer Porno-Videos.« Hastig schloss sie die Tür hinter sich und holte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ganz tief Luft. Um Dean Robillard zu amüsieren und aus der Fassung zu bringen, musste man ihm immer einen Schritt voraus sein. Ob sie das
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