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Dieser Mann macht mich verrückt

Dieser Mann macht mich verrückt

Titel: Dieser Mann macht mich verrückt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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das neue Kind ist, entwickelt man ganz besondere Fähigkeiten im zwischenmenschlichen Verhalten.«
    »Kann ich mir denken.« Allmählich verstand er, wie Blues Aggressivität entstanden war. »Warst du auf dem College?«
    »Nur auf einer kleinen Kunstakademie. Da bekam ich ein Stipendium. Aber nach dem ersten Studienjahr bin ich abgehauen. Trotzdem war‘s die längste Zeit, die ich an ein und demselben Ort verbrachte.«
    »Warum bist du geflohen?«
    »Aus reiner Wanderlust, das wurde mir in die Wiege gelegt.«
    Daran zweifelte er. Von Natur aus war sie nicht so abgebrüht. Hätte sie eine andere Erziehung genossen, wäre sie längst verheiratet und würde vielleicht in einem Kindergarten arbeiten, wo sie auch ihre eigenen Kids betreute.
    Er warf einen Zwanziger auf den Tisch. Als er nicht auf das Wechselgeld wartete, reagierte sie so wütend, wie er geahnt hatte. »Zwei Tassen Kaffee, ein Donut, zwei unberührte Muff ins.«
    »Reg dich ab.«
    Hastig ergriff sie die Muffins. Auf dem Weg zum Parkplatz studierte er die Zeichnungen. Bei diesem Deal schnitt er wirklich nicht so schlecht ab. Für ein paar Mahlzeiten und eine Übernachtung bekam er eine Inspiration zum Nachdenken. Wie oft geschah das schon?
    Wie er im Lauf des Tages bemerkte, wurde Blue immer nervöser. Als er an einer Tankstelle hielt, verschwand sie in der Toilette und ließ ihre schäbige schwarze Segeltuchtasche zurück. Er schraubte den Tankverschluss ab und dachte eine Sekunde lang nach. Dann begann er Nachforschungen anzustellen. Er ignorierte das Handy und die Skizzenblöcke und zog die Brieftasche hervor. Darin fand er einen Führerschein aus Arizona - sie war tatsächlich dreißig - Bibliothekskarten aus Seattle und San Francisco, eine Bankcard, achtzehn Dollar und das Foto einer zierlichen Frau in mittleren Jahren, die mit ein paar Straßenkindern vor einem ausgebrannten Haus stand. Obwohl die Frau blond war, glich sie Blue mit ihren teils fein gezeichneten, teils scharfen Zügen. Das musste Virginia Bailey sein. Weiter unten in der Tasche entdeckte er ein Scheckheft und ein Sparbuch von einer Bank in Dallas. Auf dem Scheckkonto lagen vierzehnhundert Dollar, auf dem Sparkonto viel mehr. Dean runzelte die Stirn. Also hatte die Biberlady einiges auf der hohen Kante. Warum erweckte sie den Eindruck, sie wäre pleite?
    Während sie zum Auto zurückkam, verstaute er alles wieder in der Tasche und gab sie ihr. »Ich habe Pfefferminzbonbons gesucht.«
    »In meiner Brieftasche?«
    »Warum solltest du Pfefferminzbonbons in deiner Brieftasche verwahren?«
    »Du hast herumgeschnüffelt?« Wie ihre Miene bekundete, hatte sie nichts gegen Schnüffeleien einzuwenden, nur ihr selber durfte man nicht nachspionieren.
    Bei dieser Erkenntnis beschloss er, seine eigene Brieftasche stets im Auge zu behalten. »Prada produziert Taschen«, erklärte er auf der Rückfahrt von der Tankstelle zur Autobahn. »Und Gucci auch. Das Ding da sieht aus wie ein Werbegeschenk, eine Beigabe für einen Satz Steckschlüssel oder ein Titten-und-Po-Magazin.«
    »Unglaublich, dass du mir nachspionierst!«, fauchte sie empört.
    »Ich finde es unglaublich, dass ich letzte Nacht dein Hotelzimmer bezahlen musste. Du bist nämlich gar nicht pleite.«
    Diesen Worten folgte ein langes Schweigen. Abrupt wandte sie sich ab und starrte aus dem Autofenster. Ihre zierliche Gestalt, ihre schmalen Schultern, die zarten Ellbogen, die aus dem Ärmel des lächerlich großen schwarzen T-Shirts ragten - all diese Zeichen ihrer Zerbrechlichkeit müssten seinen Beschützerinstinkt wecken. Aber das geschah nicht.
    »Vor drei Tagen hat jemand mein Bankkonto abgeräumt«, murmelte sie. »Vorübergehend bin ich wirklich pleite.«
    »Lass mich raten. Monty, die tückische Schlange.«
    Geistesabwesend zupfte sie an ihrem Ohrläppchen. »Ja, genau. Monty, die tückische Schlange.«
    Natürlich log sie. Als sie am Vortag über Monty hergefallen war, hatte sie ihre Bankkonten nicht erwähnt. Aber wie ihre unglückliche Miene bezeugte, war sie tatsächlich beraubt worden. Also brauchte die Biberlady nicht nur eine kostenlose Fahrt nach Kansas City, sondern vor allem Geld.
    Dean bildete sich ein, er wäre der großzügigste Mann auf der Welt. Wenn er sich mit Frauen traf, behandelte er sie wie Königinnen. Und er überschüttete sie mit kostbaren Geschenken, wenn die Beziehung zu Ende ging. Niemals betrog er seine Freundinnen. Und er war ein verdammt rücksichtsvoller Liebhaber. Aber da Blue seinen männlichen

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