Dieser Mann macht mich verrückt
folgte ihm, ihr rebellischer Geist schien ein wenig zu wanken. »Ist das zu viel verlangt, Dean?«
»Wir bitten einander um gar nichts. Hast du das vergessen? Verdammt, natürlich erinnerst du dich! Immerhin hast du mir das beigebracht.«
»Erlaube mir einfach nur, hier alles herzurichten.«
Blue stand am Treppenabsatz und beobachtete, wie April eine Hand nach Deans Arm ausstreckte und sofort wieder zurückzog. Welch ein trauriger Anblick, sie wagte nicht einmal, ihren eigenen Sohn zu berühren ...
»Vom Haus aus siehst du das Pächter-Cottage gar nicht.« April vertrat ihm den Weg und zwang ihn, ihre Anwesenheit zu beachten. »Tagsüber bin ich bei den Arbeitern. Ich werde dir aus dem Weg gehen. Bitte!« Jetzt reckte sie wieder ihr Kinn empor. »Es bedeutet mir so viel.«
Aber ihre flehende Stimme beeindruckte ihn nicht. »Wenn du Geld brauchst, stelle ich dir einen Scheck aus.«
»Nein!« Ihre Nasenflügel bebten. »Auf dein Geld bin ich nicht angewiesen. Das weißt du.«
»Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.«
Blue ertrug es nicht, diese Szene länger mit anzusehen. Schließlich fand sich April mit ihrer Niederlage ab und steckte die zitternden Hände in die Jeanstaschen. »Okay. Viel Spaß auf deiner neuen Farm.«
Mit ihrem tapferen Versuch, ihre Würde zu wahren, erregte sie Blues tiefes Mitleid. Obwohl sie sich sagte, das alles würde sie nichts angehen, sprudelte sie ungeplante, unbedachte Worte hervor.
»Dean, deine Mutter wird bald sterben.«
5
Entsetzt rang April nach Luft, und Dean versteifte sich. »Wovon redest du?«
Blue hatte es symbolisch gemeint, dass April innerlich sterben würde. Aber in Deans Gehirn schien es keine Antennen für bildliche Sprechweisen zu geben. Hätte sie bloß den Mund gehalten. Andererseits - konnte es noch schlimmer werden?
Langsam stieg sie die Stufen hinab. »Deine Mutter, eh, die Ärzte ...«, stammelte sie. Irgendwie musste sie sich aus der Affäre ziehen. »Dieses Loch in ihrem Herzen ... Deine Mutter wird sterben. Das wollte sie dir verheimlichen.«
April riss ihre graublauen Augen auf.
Am Fuß der Treppe angekommen, krallte Blue ihre Finger um das halb fertige Geländer. Okay, vielleicht hatte sie ein bisschen übertrieben. Aber wenn es um Beziehungen zwischen Müttern und Kindern ging, war sie zu verkorkst, um sich zurechnungsfähig zu verhalten.
Das Gesicht aschfahl, wandte sich Dean zu seiner Mutter. »Ist das wahr?«
Obwohl April ihre Lippen bewegte, brachte sie keinen Laut hervor. Schließlich begannen ihre Halsmuskeln zu arbeiten, und sie schluckte krampfhaft. »Nun, vielleicht ist es nicht tödlich.«
»Aber die Ärzte haben Ihnen nichts versprochen«, warf Blue hastig ein.
Dean musterte sie durchdringend. »Wieso weißt du davon ?«
Ja, wieso? »Ich glaube, deine Mutter hatte nicht vor, mich einzuweihen. Doch sie erlitt da oben einen kleinen Zusammenbruch.«
Das ließ April nicht auf sich sitzen. »Quatsch, das war kein Zusammenbruch. Weder ein kleiner noch ein großer. Nur eine vorübergehende seelische Schwäche ...«
Wehmütig lächelte Blue ihr zu. »Wie tapfer Sie sind!«
April warf ihr einen mörderischen Blick zu. »Darüber will ich nicht sprechen. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie das Thema nicht mehr erwähnen würden.«
»Verzeihen Sie mir, dass ich Ihr Vertrauen missbraucht habe. Aber ich fand es grausam, Ihrem Sohn etwas so Wichtiges zu verschweigen.«
»Das ist nicht sein Problem.«
Falls Blue gehofft hatte, Dean würde seine Mutter sofort umarmen und ihr erklären, sie müssten ihre Differenzen endlich beilegen, bereitete er ihr eine bittere Enttäuschung und marschierte zur Haustür hinaus. Während seine Schritte verhallten, setzte sie eine triumphierende Miene auf. »Das hat ganz gut geklappt, nicht wahr? Alles in allem ...«
Offenbar musste April sich mühsam beherrschen, um ihr nicht an die Gurgel zu springen. »Sind Sie wahnsinnig?«
Blue trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. »Immerhin sind Sie noch hier.«
Als April beide Hände nach oben streckte, glitzerten die Silberringe, und die Armreifen klingelten. »Damit haben Sie alles noch schlimmer gemacht.«
»Ehrlich gesagt, es sah nicht so aus, als könnte es noch schlimmer werden. Übrigens, so gut wie Ihnen geht es mir nicht, denn ich habe morgen Abend kein bezahltes Hotelzimmer in Nashville.«
Der Motor des Astons heulte auf, die Reifen knirschten im Kies. »Jetzt wird er erst mal richtig gefeiert.« Aprils Zorn schien zu verfliegen.
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