Dieser Mann macht mich verrückt
kannte sie sich aus, die strapazierten ihre Nerven nicht so sehr.
Aber in dieser fremden ländlichen Umgebung wusste sie nicht, was ihr drohte. Deshalb ergriff sie die Notlampe, schaltete sie erst aus, als sie ins Bett gekrochen war, und schob sie unter die Decke.
Raschelnd streifte ein Zweig die Hausmauer, irgendetwas ratterte im Kamin. Trieben sich womöglich Fledermäuse in diesem alten Gemäuer herum? Wo steckt Dean? Und warum gibt es hier keine Türen?
Sie wünschte, sie hätte April ins Pächter-Cottage begleitet. Dazu war sie leider nicht eingeladen worden. Okay, vielleicht hatte sie sich ein bisschen zu anmaßend verhalten. Aber mit ihrer Hilfe hatte Deans Mutter immerhin etwas Zeit gewonnen. Aus eigener Kraft hätte sie das nicht geschafft. Wie alle schönen Frauen war sie von Natur aus hilflos. Blue versuchte sich in das Gefühl hineinzusteigern, sie wäre schlecht behandelt worden. Doch sie wollte sich nicht selbst belügen. Sie hatte sich in Dinge eingemischt, die sie nichts angingen. Nun, dabei war wenigstens ein kleiner Vorteil herausgesprungen - die Sorgen anderer Leute lenkten sie von ihren eigenen ab. Ein Bodenbrett knarrte, der Schornstein stöhnte. Die Finger um den Griff der Notlampe geschlungen, starrte sie die Türöffnung an.
Langsam verstrichen die Minuten. Dann entspannten sich ihre verkrampften Finger allmählich, und sie sank in einen rastlosen Schlummer.
Ein beängstigend ächzendes Bodenbrett riss sie aus dem Schlaf. Abrupt öffnete sie die Augen und sah die Konturen einer bedrohlichen Gestalt, die sich zu ihr neigte. Mit einer zitternden Hand zerrte sie die Notlampe unter der Decke hervor und schwang sie in die Richtung des Eindringlings.
»Scheiße!«, zerriss ein vertrauter maskuliner Schrei die nächtliche Stille. Blues Fingerspitze ertastete den Schalter. Wunderbarerweise war die Glühbirne im Plastikkäfig nicht zersplittert, grelles Licht erfüllte den Raum. Neben dem Bett stand ein wütender millionenschwerer Quarterback mit nacktem Oberkörper. »Verdammt, was bildest du dir eigentlich ein?«
Entrüstet richtete sie sich auf und hielt die Notlampe hoch. »Was, ich ? Du schleichst hier herein und ...«
»Hör mal, das ist mein Haus. Wenn du meinen Wurfarm ruiniert hast, ich schwöre dir ...«
»Ich habe die Leiter vor die Tür gestellt, um sie zu versperren. Wie kannst du es wagen, mich so zu erschrecken? In stockdunkler Nacht...«
»In stockdunkler Nacht? Das ganze Haus leuchtet wie ein überdimensionaler Christbaum!«
So dumm, die tanzenden Schatten und gaffenden Fenster zu erwähnen, war sie nicht. »Nur ein paar schwache Badezimmerlampen.«
»Und die Küche.« Dean riss ihr die Notlampe aus der Hand. »Gib mir das. Und benimm dich nicht wie ein aufgescheuchtes Huhn.«
»Du hast leicht reden. Du wurdest ja nicht im Schlaf überfallen!«
»Unsinn, ich bin nicht über dich hergefallen.« Er schaltete die Lampe aus, schwarze Schatten erfüllten den Raum. Offenbar hatte der gefühllose Kerl das Licht im Badezimmer ausgeknipst.
Als er seine Jeans auszog, hörte sie raschelnden Denimstoff. Hastig zog sie die Knie an. »Du wirst nicht hier schlafen.«
»Das ist mein Zimmer. Und das einzige Bett mit Laken.«
»In diesem Bett liege ich bereits.«
»Und jetzt hast du Gesellschaft«, erwiderte er und kroch unter die Decke.
Blue holte tief Atem und sagte sich, er wäre viel zu eitel, um sie zu attackieren. Wenn sie in der Dunkelheit umhertappte und einen anderen Schlafplatz suchte, würde sie wie ein Volltrottel aussehen. Nur keine Schwäche zeigen. »Bleib auf deiner Seite«, mahnte sie, »oder die Konsequenzen werden dir missfallen.«
»Willst du mich mit deinem Schemel erschlagen, kleine Miss Muffet?«
Keine Ahnung, was er meint ... Dann erinnerte sie sich an diese alberne Figur aus einem alten Kinderbuch.
Der Geruch von Zahnpasta, nackter Haut und der Lederpolsterung eines sehr teuren Autos wehte zu ihr herüber. Eigentlich müsste er nach Alkohol stinken. Ein verzweifelter Mann, der um zwei Uhr morgens nach Hause kam, sollte doch betrunken sein. Als sein Bein ihren Schenkel streifte, versteifte sie sich.
»Warum trägst du deine Jeans?«, fragte er.
»Weil mein Gepäck in deinem Auto liegt.«
»Ach ja, stimmt. Du bist immer noch angezogen, weil du fürchtest, der böse Butzemann würde dich umbringen. Was für ein feiges Baby!«
»Damit kannst du mich wirklich nicht beleidigen.«
»Oh, wie erwachsen und abgeklärt!«
»Und du bist im Entwicklungsstadium der
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