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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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bedeutete, daß Gerry glaubte, er
habe Verwendung für den Obdachlosen — dies wurde bestätigt durch Bobs Ausrutscher,
als er sagte, daß Gerry ihm »jede Menge Geld« versprochen habe.
    Aber wofür? Hatte das etwas mit Irene
zu tun? Wenn ja, dann war ich mir ziemlich sicher, daß sie nichts davon wußte;
ihre unschuldige Reaktion, als ich die Windmühle erwähnt hatte, war echt
gewesen. Gerry hatte Irene nicht erzählt, wo Choteau sich versteckte, falls er
das selbst wußte; er hatte ihr vielleicht nicht einmal gesagt, daß Bob versucht
hatte, sie zu besuchen.
    Eine Erklärung für Gerrys Taten lag
möglicherweise in dem, was mir die Cushman-Mädchen unabsichtlich — oder
vielleicht nicht so unabsichtlich — erzählt hatten: Vicky glaubte, daß Gerry
ein Verhältnis mit Irene habe. Die Mädchen hatten gemeint, daß Rina so etwas
nicht tun würde, aber Kinder, selbst wenn sie so frühreif sind wie Betsy und
Lindy, wollen nie etwas Schlechtes von den Menschen glauben, die sie lieben.
Und es war offenkundig, daß sie Rina liebten, vielleicht sogar mehr als ihre
Mutter, die langsam zu einer Kandidatin für die Nervenheilanstalt wurde.
    Ich dachte an Lindys Beschreibung vom
Streit ihrer Eltern am Samstag abend. Vicky hatte zu Gerry gesagt, daß er
»alles kaputtmachen« werde und daß er so etwas nicht für sie getan
hätte. Was kaputtmachen? Ihre Ehe? Ihr Leben und das ihrer Kinder? Und was
hatte er denn getan? Hatte er Bob Choteau Lebensmittel gebracht, anstatt ihn
der Polizei zu übergeben? Es schien ein unbedeutendes Detail zu sein. Außerdem
war das vermutlich am Mittwoch oder Donnerstag gewesen. Vicky hätte sicher
nicht bis Samstag gewartet, um ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen. Was hatte
Gerry sonst noch getan?...
    Am Samstag abend war Frank Wilkonson
zur Windmühle gegangen und verschwunden. Ich war sicher, daß Choteau irgend
etwas wußte; er war meinen Fragen zu offensichtlich ausgewichen. Und nun hatte
man Wilkonson erschossen aufgefunden.
    Ich umklammerte das Lenkrad fester, als
ich aus dem Park herausfuhr und nach rechts auf die Stanyan abbog, wo der
Pfannenstiel beginnt. Es war nun fast dunkel, und der Abschnitt des Parks, der
an Haight grenzt, lag verlassen da. Auf den Straßen waren immer noch viele
Leute unterwegs, nicht mehr die verwahrlosten Typen, die man noch vor zehn oder
fünfzehn Jahren hier angetroffen hatte. Diese Leute waren relativ gut
angezogen, viele in Anzügen oder Kostümen, und hinter den hellerleuchteten
Fenstern, auf die sie zustrebten, befanden sich schicke Restaurants und Läden.
Als ich auf die Uhr schaute, war ich erstaunt, daß es noch nicht einmal sieben
war.
    Ich parkte auf der Stanyan. Ich mußte
dem dichten Verkehr ausweichen, als ich die Straße, an der die Druckerei meiner
Freunde Daphne und Charlie liegt, überquerte. Mit den beiden habe ich schon vor
langer Zeit eine Vereinbarung getroffen: Ich kann jederzeit bei ihnen
vorbeikommen und das Telefon benutzen, und dafür schicke ich die Mandanten von
All Souls zu ihnen. Selbst zu dieser Stunde herrschte in dem Geschäft noch
reger Betrieb; ein Blattstapler klapperte, Kopiergeräte surrten und
schepperten, Telefone läuteten, und irgend jemand — Charlie? Ja, Charlie — fluchte
ganz schrecklich hinter einer kaputten Offsetdruckmaschine. Ich eilte durch das
Tohuwabohu nach hinten, wo Daphne gerade gelassen ihren Schreibtisch aufräumte.
Sie winkte mir zu und schritt unbeeindruckt von dem Lärm zur Tür. Sie ging heim
in ihre Wohnung an der Clayton Street, wo sie vermutlich irgend etwas Tolles
kochen würde, um Charlie zu beruhigen, wenn er später tintengeschwärzt,
verschwitzt und wütend nach Hause kam.
    Ich setzte mich an den anderen
Schreibtisch, schlug die Nummer der Cushmans nach und wählte. Eine Kinderstimme
meldete sich. Ich fragte: »Lindy?«
    »Ja.«
    »Hallo, hier ist Sharon. Ist Rina da?«
    Es folgte eine lange Pause. »Oh, das
ist großartig, Megan. Hör’ mal, kann ich dich zurückrufen? Von meinem eigenen
Telefon aus?«
    »Sicher.«
    »...Oh, du bist nicht zu Hause? In
Ordnung, gib mir die Nummer.«
    Ich gab ihr die Nummer der Druckerei
und legte verwundert auf. Es dauerte ganze fünf Minuten, bis das Telefon
läutete.
    Ich hob ab.
    »Sharon?« sagte Lindy. »Es tut mir
leid, daß es so lange gedauert hat. Ich mußte für Papi eine Ausrede erfinden
und in mein Zimmer gehen. Ich hoffe nur, daß er nicht mithört.«
    »Bist du in Ordnung?«
    »Es geht.«
    »Was ist los?«
    »Oh...« Ihre Stimme überschlug

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