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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Mordfälle verwickelt war. Dann
kehrte ich wieder zum Telefon zurück und rief Walt Griscom in seiner Taverne in
Tres Pinos an. Im Hintergrund ging es fröhlich zu, und Walt erzählte mir, was
er von seinen Kontaktpersonen in der Polizeiwache von San Benito erfahren
hatte.
    »Wie ich schon vermutet hatte, war die
Tatwaffe eine Pistole, Kaliber 22. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen
nicht gerade ein. Auf jeder Ranch in der Gegend und in der Hälfte aller
Haushalte finden Sie mindestens eine solche Waffe.«
    Und, so dachte ich, auch in vielen
Haushalten in San Francisco, wo Wilkonson verschwunden war. »Wie lange ist er schon
tot?«
    »Es gibt noch nichts Offizielles — hier
ist man mit den Autopsien auch nicht schneller als in San José oder in San
Francisco. Aber der Mann, mit dem ich gesprochen habe, arbeitet schon lange in
der Abteilung. Er sagte, daß er mindestens schon achtundvierzig Stunden tot
war, als man ihn entdeckte.«
    Dann war er vermutlich am Sonntag
morgen, oder vielleicht sogar schon am Samstag abend, gestorben. »Ich nehme an,
er ist nicht an der Stelle getötet worden, wo man ihn fand?«
    »Nein. Aus der Art der Leichenblässe
kann man schließen, daß er eine ganze Weile auf der rechten Seite gelegen hat.
Man fand ihn auf dem Gesicht liegend.«
    »Ist es sehr einsam in der Gegend um
das Reservoir herum?«
    »Um diese Jahreszeit schon.«
    »Man konnte ihn also sowohl tagsüber
wie in der Nacht dort abladen.«
    »Ja.«
    »Aber das ist kein Ort, den nur
Einheimische kennen?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Jeder, der
eine Landkarte oder einen Straßenatlas hat, kann die Stelle leicht finden.«
    Wie das Kaliber der Waffe trug auch die
Stelle, wo man Wilkonsons Leiche abgeladen hatte, nicht dazu bei, den Kreis der
Verdächtigen zu verkleinern. »Wie hat Jane Wilkonson es aufgenommen?«
    »Sie hält sich tapfer. Die Frau hat
Mumm, die wird schon damit fertig. Ich hoffe nur, daß Frank gut versichert war.
Sie muß schließlich sechs Kinder ernähren.«
    »Ich bin sicher, daß Harlan Johnstone
sich um sie kümmern wird.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen.
Der alte Harlan ist ziemlich verbittert, daß ihn Irene verlassen hat.«
    »Es ist schließlich nicht Janes Schuld,
daß sie und Frank... Einen Moment, Sie haben gar nicht erzählt, ob Harlan die
Gerüchte über seine Frau und Wilkonson kannte. Sie meinten sogar, daß sie nicht
wahr seien.«
    »Ich glaubte es einfach selber nicht.«
    »Aber jetzt glauben Sie es.«
    »Ich weiß es nicht. Wilkonson wurde
schließlich ermordet; vielleicht ist doch etwas dran.«
    »Wie hat Harlan von den Gerüchten
gehört? Es hat doch sicherlich niemand mit ihm darüber gesprochen...«
    »Der junge Hal hat es ihm gesagt, als
die Scheidungspapiere kamen. Er meinte, er solle Irene vergessen, und er hat
ihm auch gesagt, warum. Harlan ist dann auf Frank losgegangen. Es kam zu einer
ziemlich gewalttätigen Auseinandersetzung. Hal gelang es, zu verhindern, daß
sich die beiden umbrachten. Seitdem trinkt Harlan so viel, und Hal hat die
Leitung der Ranch übernommen.«
    »Ich wünschte, Sie hätten mir das
früher erzählt.«
    »Ich auch. Aber ich hielt es nicht für
relevant, und ich wollte Ihnen keinen schlechten Eindruck von den Johnstones,
Harlan, Hal oder Irene geben.«
    Ich ging in Gedanken die Geschichte,
die er mir erzählt hatte, chronologisch durch und setzte die neuen
Informationen ein. »War es nicht dumm von Hal, die ganze Sache noch so spät ans
Tageslicht zu bringen?«
    »Nein, ich glaube nicht — der Junge
kümmert sich jetzt schließlich um die Ranch.«
    »Ja, sicher.« Über Hal Johnstone würde
ich noch ein bißchen nachdenken müssen.
     
    Mehr hatte Walt mir nicht zu sagen.
Also legte ich auf und rief in der Kanzlei an. Zu meiner Überraschung war
Anne-Marie dran. Nach Geschäftsschluß geht derjenige ans Telefon, der am
nächsten steht. Normalerweise ist Ted, der in einem plüschigen Miniapartment im
ersten Stock wohnt, als erster am Telefon. Seit Anne-Marie und Hank geheiratet
hatten, hatte Anne-Marie sich abends nur noch selten bei All Souls gemeldet,
und ich war erstaunt, ihre Stimme zu hören.
    Ich sagte: »Ich habe am Sonntag
versucht, dich zu erreichen, aber dein Anrufbeantworter hat mich
rausgeschmissen.«
    »Das tut er gerne.« Sie klang
niedergeschlagen und lustlos. »Wolltest du irgend etwas Wichtiges?«
    Früher hätte sie eine solche Frage
nicht gestellt. »Ich wollte nur reden. Du klingst müde. Was machst du so spät
noch in der

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