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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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erzählt.«
    »Ich nehme an, sie wollte es sich nicht
mit Ihnen verderben. Sie war ziemlich nervös, weil jemand aus Ihrem Haushalt
Bob Choteau Lebensmittel gebracht hat. Haben Sie zugegeben, daß Sie es waren?«
    »Ja. Und Irene weiß, daß ich es getan
habe, um sie zu schützen.«
    »Um sie vor Choteau zu schützen?«
    »Natürlich.«
    »Wenn Sie das wirklich vorhatten, warum
haben Sie ihm dann nicht einfach Geld gegeben, damit er verschwindet?«
    Gerry schaute auf seinen kühler
werdenden Kaffee hinab. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen — lag das daran,
daß er in diesem warmen Raum eine dicke Jacke trug oder stand er unter Streß?
    »Gerry«, sagte ich, »haben Sie ein
Verhältnis mit Irene?«
    Keine Antwort.
    »Vicky glaubt es. Die Mädchen vermuten
es, auch wenn sie es nicht wahrhaben wollen.«
    Er schaute auf. Das eigenartige
Lächeln, das über sein Gesicht huschte, paßte nicht recht zu seinen traurigen
schwarzen Augen. Die Pupillen waren so erweitert, daß ich an die »schwarzen
Löcher« im Universum, von denen die Himmelsforscher sprechen, denken mußte.
    »Ich werde Irene heiraten«, sagte er.
»Und sobald meine Ehe mit Vicky geschieden ist, nehme ich die Mädchen, und wir
ziehen mit Irene und Susan von hier weg.«
    Er sah nicht aus wie ein Mann, der an
zukünftiges Glück dachte. Unbehagen regte sich in mir. »Haben Sie das Vicky
schon gesagt?«
    »Ja. Heute nachmittag.«
    »Ist Irene deshalb weggegangen?«
    »Nein.«
    »Warum dann? Hatte es etwas mit dem
Mord an Frank Wilkonson zu tun?«
    Er schien nicht erstaunt zu sein, daß
ich davon wußte.
    »Irgendwie schon. Sie hat heute mittag
einen Anruf von ihrem ehemaligen Stiefsohn erhalten. Ich weiß nicht, woher er
ihre Adresse hatte. Er erzählte ihr, daß Wilkonson tot sei.«
    Gerry sprach jetzt schnell, in einem
eigenartigen Singsang. Mein Unbehagen wurde zu Angst, und ich umklammerte meine
Kaffeetasse mit plötzlich kalten Fingern.
    »Sie kam in mein Studio«, fuhr er fort.
»Ich habe zu Hause gearbeitet; das mache ich bei Projekten im Anfangsstadium
immer. Ich dachte, sie wollte mich ans Mittagessen erinnern. Ich vergesse das
Essen oft, wenn ich arbeite. Sie hat mir von dem Anruf erzählt und gesagt, daß
sie Angst habe. Zuerst wurde Rudy ermordet und jetzt Frank. Sie hat gesagt, sie
wisse, wer es getan habe, und sie könne nicht länger im Haus bleiben. Ich
sagte, daß ich mit ihr zusammen weggehen würde, daß wir die Mädchen gemeinsam
von der Schule abholen und irgendwo hinfahren würden, wo sie in Sicherheit sei.
Aber das wollte sie nicht, sie wollte mir nicht einmal sagen, wohin sie ging.
Sie packte nur und rief ein Taxi und fuhr weg. Ich weiß nicht, wo sie jetzt
ist. Aber ich werde sie finden. Und wir werden heiraten. So wie ich es geplant
habe.«
    »War das bevor oder nachdem sie Vicky
sagten, daß Sie sich scheiden lassen wollen?«
    »Vorher. Etwa eine Stunde, nachdem
Irene weggefahren war, ist Vicky von einer ihrer verdammten Sitzungen
zurückgekommen. Ich habe ihr gesagt, daß sie die Mädchen selbst abholen müsse.
Und da hat sie losgelegt: Wie beschäftigt sie mit all ihren wichtigen Aufgaben sei; wie müde sie sei, weil sie immer wieder versuche, alles in Ordnung
zu bringen ; wie gut sie zu Irene gewesen sei; wieviel sie für
sie und Susan getan habe; wie fies es von Irene sei, ohne Vorwarnung
einfach zu verschwinden. Dann hat sie wieder über Irene und mich hergezogen.
Sie hat Irene schlechtgemacht. Ich konnte ihrem Gerede nicht mehr zuhören.
Also... habe ich es ihr gesagt.« Seine Stimme brach ab, und er schaute wieder
vor sich auf den Tisch.
    Ich hatte atemlos zugehört, so als ob
meine Gefühle mit den seinen hätten Schritt halten müssen. Um uns beiden Zeit
zu geben, uns wieder zu fassen, fragte ich: »Möchten Sie noch einen Kaffee?«
    Er räusperte sich. »Ja. Bringen Sie mir
bitte irgendeine koffeinfreie französische Mischung. Ich kann dieses Gebräu
nicht trinken.«
    Als ich mit zwei Bechern frischem
Kaffee zurückkam, starrte Gerry durchs Fenster in den Nebel hinaus. Ich setzte
sie ab. Er schaute mich nicht an, er nahm nur seinen Kaffee, trank und
beobachtete die grauen Schwaden.
    »Gerry, in welchem Taxi ist Irene
weggefahren?«
    »Was? Oh, in einem Checker. Die hat sie
immer benutzt, wenn ihr Vickys Auto nicht zur Verfügung stand. Die Nummer hängt
an unserer Pinwand neben dem Telefon in der Küche. Warum?«
    »Vielleicht finde ich sie. Wann hat sie
das Taxi gerufen?«
    Er schaute mich hoffnungsvoll an.
»Gegen

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