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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Viertel vor eins. Ich weiß es, denn ich habe auf die Uhr geschaut, um zu
sehen, wann Vicky käme. Vicky haßt Irene, aber sie ist froh, daß sich jemand um
die Mädchen kümmert, und ich dachte, sie könnte sie vielleicht zum Bleiben
überreden.«
    Der Gedanke, daß Gerry glaubte, seine
Frau würde seine Geliebte zum Bleiben überreden, behagte mir nicht. Ich sagte:
»Gerry, Sie wissen, daß Irene nicht zum erstenmal ein Verhältnis mit einem
verheirateten Mann hat?«
    Seine Augen funkelten wütend. »Sie
meinen Frank Wilkonson?«
    »Ja. Haben Sie je daran gedacht, daß
das ein Zeichen für eine bestimmte Prägung sein könnte...«
    »Nun reden Sie genauso wie Vicky. Das
war das erste, was sie sagte, als sie mir vorwarf, ein Verhältnis mit Irene zu
haben. Ich weiß Bescheid über Wilkonson. Das war anders. Anders als unsere
Beziehung. Anders als meine Ehe. Ich liebe Irene so, wie ich Vicky nie geliebt
habe, wie ich nie eine Frau geliebt habe. Ich würde alles für sie tun.«
    Das war die Überleitung zu dem Thema,
über das ich eigentlich mit ihm sprechen wollte. »Was zum Beispiel?«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Vicky sagt, Sie haben etwas für Irene
getan, das Sie für sie nie getan hätten. Etwas, das alles kaputtmachen könnte.
Was meinte sie damit?«
    Er legte die Hände gegen die Stirn und
wischte sich die Schweißperlen ab. »Wann hat sie das gesagt?«
    Es war möglich, daß er sich nicht mehr
daran erinnerte; er schaltete bei den Tiraden seiner Frau vermutlich oft auf
Durchzug. »Samstag abend — und zu Ihnen.«
    Als er nicht reagierte, versuchte ich
es einmal mit einer wilden Vermutung. »Kurz nachdem Frank Wilkonson in der Nähe
der Murphy-Windmühle verschwand.«
    Seine Pupillen wurden noch größer. Ich
dachte wieder an die schwarzen Löcher, deren Anziehungskraft so stark sein
soll, daß nichts sich ihr entziehen kann. Ich wich instinktiv etwas zurück, um
Gerrys starrem Blick zu entgehen.
    Er benetzte die Lippen und schien nach
Worten zu suchen. Als er sprach, war sein Mund so trocken, daß seine Stimme
dünn und rauh klang. »Wilkonson ist gar nicht zur Windmühle gekommen«, sagte
er.
    »Doch. Er hat sein Auto an der Einfahrt
stehengelassen und ist auf die Mühle zugegangen. Da hab’ ich ihn zum letztenmal
gesehen.«
    »Sie haben ihn gesehen?«
    »Ja, Gerry, ich war da. Ich bin ihm von
der Ranch bis nach San Francisco gefolgt. Er verschwand im Park. Soweit ich
weiß, hat ihn dann nur noch sein Mörder gesehen.«
    Gerry schüttelte den Kopf. Er hob den
Becher hoch, aber seine Hand zitterte so sehr, daß er Kaffee auf seinen
Jackenärmel schüttete. Er brauchte beide Hände, um den Becher wieder auf dem
Tisch abzusetzen.
    »O Gott«, sagte er. »O Gott, jetzt
stecke ich ganz schön drin.«
    Es gab nur einen Grund, warum er das
Gefühl haben konnte, in der Sache drinzustecken. »Haben Sie ihn angerufen und
ihn gebeten, zur Windmühle zu kommen?«
    »Nein! Ich nicht... ich habe ihn
nicht angerufen.«
    »Sie haben Bob Choteau gebeten, ihn
anzurufen. Darum erwartet Bob, daß Sie ihm Geld geben. Darum haben Sie sich
nicht gleich zu Anfang von Bob freigekauft. Sie brauchten ihn.«
    Keine Antwort. Gerry starrte mich nur
an.
    »Ich nehme an, Choteau erzählte
Wilkonson, daß er wüßte, wo Irene sich aufhalte. Damit sollte er ihn zur Mühle
locken. Haben Sie Bob beauftragt, ihn zu töten?«
    »Nein! So war das nicht!« Gerry merkte,
daß er geschrien hatte und schaute um sich, bevor er sich über den Tisch beugte
und schnell und leise zu sprechen anfing. »Also, Choteau hat Wilkonson
angerufen. Hat ihm versprochen, ihn zu Irene zu bringen, wenn er zur Mühle
käme. Statt dessen wollte ich ihn treffen.«
    »Warum in der Mühle? Und warum haben
Sie nicht selbst Wilkonson angerufen, warum haben Sie Choteau damit
beauftragt?«
    »Ich nehme an, es war ein Fehler. Aber
ich hatte das Gefühl, daß ich, wenn ich Wilkonsons Stimme hörte und ihm
gegenüberstände, vielleicht nicht in der Lage sein würde, meinen Plan
auszuführen. Und in der Mühle wäre es dunkel, und wir wären allein gewesen; ich
hatte Choteau und seinen Freunden Schnaps versprochen, damit sie uns allein
ließen. Wilkonson hätte mich nicht so gut sehen können, und von da hätte keine
Spur zu Irene geführt.«
    »Wollten Sie ihn töten?«
    »Um Gottes willen! Wofür halten Sie
mich? Ich wollte ihm etwas sagen, was ihn veranlassen würde, uns in Ruhe zu
lassen. Das war alles. Und falls das nicht funktionierte, wollte ich ihm Geld
anbieten. Ich

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