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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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wollte nur, daß er verschwinde, so daß wir glücklich sein
konnten.«
    Er war wieder in den von heftigen
Gefühlen unterlegten Singsang verfallen. »Sie können das doch verstehen, oder?
Wir wollten doch nur glücklich sein. Was ist so schlimm daran, wenn man
glücklich sein will?«
    Schlimm ist, dachte ich, daß sie das
Leben anderer Leute ihrem eigenen Glück opfern wollen. Und ich sagte: »Erzählen
Sie mir, was mit Wilkonson passiert ist.«
    »Nichts.«
    »Kommen Sie, Gerry. Sie haben sich die
Mühe gemacht, ihn dorthin zu locken...«
    »Er tauchte überhaupt nicht auf. Ich
habe zwei Stunden lang in der Mühle gewartet, aber er ist nicht gekommen.«
    »Das kann nicht sein. Ich habe gesehen,
wie er das Auto abstellte und über die Straße ging. Es sind nicht mehr als zehn
oder höchstens fünfzehn Minuten vergangen, bis ich die Mühle betrat. Er war
nicht dort — und Sie auch nicht.«
    »Aber ich sage Ihnen doch, ich habe
zwei Stunden gewartet! Ich habe bis zehn gewartet, und dann habe ich aufgegeben
und bin heimgefahren.«
    »Zehn? Er traf nach ein Uhr morgens
ein.«
    »Warum? Die Verabredung war für acht
Uhr festgesetzt. Choteau hat ihn gegen vier erreicht. Wilkonson sagte, daß er
noch für eine Weile im Ranchbüro zu arbeiten hätte. Aber er wollte so
rechtzeitig abfahren, daß er es bis acht schaffen würde. Ich habe nicht damit
gerechnet, daß er sich verspäten würde; schließlich dachte er, daß er zu Irene
gebracht werde.«
    »Er hat sich aber verspätet. Ich weiß
nicht, was ihn aufgehalten hat, aber ich vermute, er kam, so schnell er konnte.
Sein Mörder muß von der Verabredung gewußt haben — und ich glaube nicht, daß es
Bob Choteau war.«
    Gerry wurde sehr ruhig. Er schien nicht
einmal mehr zu atmen.
    »Wer wußte sonst noch, daß Sie
Wilkonson trafen, Gerry?«
    »Vicky«, sagte er schnell. Zu schnell.
    »Wer noch?«
    Er schüttelte den Kopf. Entsetzen stand
in seinen Augen.
    » Wer noch ?«
    »... Irene. Aber sie wußte nicht wo, nur daß ich mit ihm
sprechen wollte.«
    »Sie könnte Ihnen gefolgt sein.«
    Er schwieg.
    Allmählich fügt sich alles zusammen,
dachte ich.
    »Das hätte doch ihr Problem gelöst — Wilkonson,
der Ansprüche auf seine Tochter erheben wollte, nicht wahr?«
    Gerry schüttelte verneinend den Kopf.
Dann verzog sich sein Mund bitter. »Wenn er rechtzeitig gekommen wäre, wenn ich
mit ihm hätte sprechen können, hätte es das Problem gar nicht mehr gegeben.«
    »Ach ja — was wollten Sie ihm denn
eigentlich sagen?«
    »Die Schlüsseltatsache, die den ganzen
Terror beendet hätte: Wilkonson ist nicht Susans Vater.«

24
     
    Einen Augenblick lang glaubte ich ihm
nicht. »Und wer ist ihr Vater?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber
nicht Wilkonson. Er glaubte, Irene wäre von ihm schwanger. Aber bevor er
anfing, nach ihr und Susan zu suchen, hielt ich es für besser, ihn in dem
Glauben zu lassen.«
    »Besser als was?«
    »Die Wahrheit.«
    »Und was ist die Wahrheit...?«
    »Wie ich schon sagte, ist es nicht an
mir, Ihnen das zu erzählen.«
    »Hören Sie mal, Gerry, dies ist nicht
der richtige Zeitpunkt für Geheimnistuerei. Wir haben es hier mit zwei Morden
zu tun, und wie Sie schon sagten, sind Sie in großen Schwierigkeiten.«
    Er stieß seinen Stuhl zurück und rannte
zur Tür.
    »Kommen Sie zurück!« Ich stand auf und
wollte hinter ihm herlaufen. Irgendwie verhedderte sich der Ärmel meines Pullovers
in einer der Sprossen des Stuhls am Nebentisch. Ich riß daran, der Stuhl fiel
um und versperrte mir den Weg. Als ich ihn schließlich aus dem Weg geräumt
hatte und die Tür erreichte, war Gerry verschwunden.
    »Großartig«, sagte ich laut. »Einfach
großartig.« Ich ging zum Tisch zurück, schnappte mir meine Tasche und Jacke und
dachte nach.
    Nach allem, was ich gerade erfahren
hatte, war es vermutlich an der Zeit, den Fall Ben Gallagher zu übergeben. In
Zusammenarbeit mit den Behörden von San Benito konnte er Gerry verhören und
nach Irene Lasser suchen lassen. Aber ich hatte das Gefühl, der Lösung so nahe
zu sein, daß mir die Vorstellung, es nicht auch zu Ende zu bringen, ganz und
gar nicht gefiel. Außerdem, was hatte Gallagher im Fall Goldring überhaupt schon
getan, außer den Park routinemäßig nach Bob Choteau durchsuchen zu lassen? Er
war so auf seine alberne Theorie fixiert, daß er nicht einmal bemerkt hatte, daß ich auf einer heißen Spur war. Und ich konnte keinesfalls sicher
sein, daß er mir jetzt eher zuhören würde.
    Nein, beschloß

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