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Dieser Sonntag hat's in sich

Dieser Sonntag hat's in sich

Titel: Dieser Sonntag hat's in sich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ich, ich bleibe an
dieser Sache dran, zumindest bis morgen früh. Und wenn ich die Information
darüber, wohin Frank Wilkonson kurz vor seinem Tode gefahren war, weitergeben
würde, dann an den Sheriff von San Benito.
    Ich verließ die »Kaffeebohne« und eilte
zur Stanyan Street zurück. Die Druckerei war bis neun Uhr geöffnet; ich konnte
das Telefon wieder benutzen. An Daphnes Schreibtisch holte ich mir den Band M-Z
der Gelben Seiten heraus und schlug das Stichwort »Taxiunternehmen« auf. Ich
wollte Checker anrufen, überlegte es mir dann aber anders und schaute die
Adresse nach; die Firma war auf der Eighth Street, nicht weit vom Justizpalast
entfernt. Ich vermutete, daß ich eher etwas erfahren würde, wenn ich persönlich
dort nachfragte.
    Dann rief ich bei Daphne und Charlie zu
Hause an. Daphne war am Telefon und erzählte, daß die Kinder immer noch da
seien und sich mit dem Heimcomputer amüsierten. Ich erklärte ihr, daß sie sie
möglicherweise eine Zeitlang am Hals haben könnte; Gerry hatte nicht einmal
nach der Adresse gefragt, und als er aus dem Cafe stürmte, hatte er auch nicht
den Eindruck erweckt, als wollte er seine väterlichen Pflichten
wiederaufnehmen. Daphne sagte, das sei schon in Ordnung, die Mädchen könnten ja
auf der Couch schlafen, und falls Gerry auftauchte, würde sie sanft mit ihm
umgehen.
    Ich drückte auf die Gabel und wählte
erneut. Ted ging bei All Souls ans Telefon. Nein, sagte er, es sei keine
Nachricht von Bob Choteau für mich da. Die einzige sei von Rae. Sie sagte, es
sei dringend...
    »Ich kann mich jetzt nicht darum
kümmern. Wenn sie noch mal anruft, sag ihr bitte, du hättest noch nicht von mir
gehört.«
    »Sie klang aufgeregt...«
    »Ted, ich arbeite an einem Fall. Raes
Problem muß warten.«
    »In Ordnung, wenn du das so willst,
sage ich ihr, daß du dich nicht gemeldet hast.« Er hielt mein Verhalten ganz
offensichtlich nicht für gut.
    Ich behandelte die Sache so wie die
jahrelangen Klagen meiner Mutter über meine Ehelosigkeit, nämlich indem ich sie
ignorierte und deshalb Schuldgefühle hatte. Dann machte ich mich auf den Weg
zur Checker Cab Company.
     
    Die Fahrdienstleiterin im Büro im
Innern der höhlenartigen Garage war beschäftigt. Sie brauchte fünfundvierzig
Minuten, um die Einträge nach dem Taxi zu durchsuchen, das Irene Lasser abgeholt
hatte. Sie tat es sowieso nur, weil sie zu den Menschen gehörte, die von
Privatdetektiven fasziniert sind. Sie murmelte etwas von einer Krimiserie im
Fernsehen, mit dem Titel »Der Auftrag«. Da ich mir außer den Nachrichten und
alten Filmen nicht viel im Fernsehen anschaue, wußte ich nicht, von welcher
Serie sie sprach. Aber ich nickte, gab ein paar vage Kommentare ab, lächelte
und versuchte meine Ungeduld zu verbergen. Kurz vor zehn fand sie schließlich
im Fahrtenbuch vom Nachmittag die Eintragung, aus der Taxi und Zielort
ersichtlich waren.
    Das Taxi hatte zwei Fahrgäste bei den
Schlössern abgeholt und zum Haus von Rudy Goldring an der Stillman Street
gebracht.
    Das überraschte mich, aber ich hielt es
nicht für ungewöhnlich, daß Irene dorthin zurückkehrte. Sie und Rudy waren gute
Freunde gewesen; sie hatte wahrscheinlich einen Schlüssel zu seiner Wohnung.
Und die Wohnung war ein ideales Versteck: Sie lag in einem Gewerbegebiet, wo
sie nur wenige Leute kommen und gehen sahen. Niemand außer Frau Halvorsen, die
einzige noch verbleibende Angestellte von Goldring Clothiers, würde sie dort
vermuten.
    Eines aber machte mich stutzig. Ich war
mir nicht sicher, ob ich an Irenes Stelle meine kleine Tochter an einen Ort
mitnehmen würde, wo ein enger Freund ermordet worden war. Und ich hätte dort
sicherlich nicht die Nacht verbringen wollen, nach dem Schock über die
Entdeckung seiner Leiche.
    Irene hatte stärkere Nerven, als ich
ursprünglich angenommen hatte. Oder vielleicht war sie doch nicht eine so enge
Freundin von Rudy gewesen.
    Auf jeden Fall würde ich bald
herausfinden, was los war. Die Stillman Street war ganz in der Nähe.
     
    Die kurze Straße war jetzt
menschenleer. Die meisten Fahrzeuge, die tagsüber den Straßenrand säumten,
waren jetzt weg. Die alten Lagerhäuser und Fabriken wirkten wie riesige
Ungeheuer. Ihre eintönigen Fassaden wurden nur von hohen Fensterscheiben
aufgelockert, die im Licht der Straßenlaternen dunkel aufglitzerten. Der Nebel
hing dicht und regungslos zwischen den Häusern; er schien die Geräusche aus den
Nebenstraßen und das Brummen des Verkehrs auf der weiter oben

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