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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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Gegner abgab? Diese Fragen stellte ich mir und fand keine richtige Antwort. Ich spürte nur Hass pur!
    Und dieser sollte nach dem Spiel weitergehen. Eigentlich hätte die Freude beim Cottbusser Publikum groß sein können – ihre Mannschaft hatte ja gesiegt. Doch direkt nach Abpfiff liefen Cottbusser Fans auf das Feld und schlugen mich. Sicherheitskräfte verhinderten Schlimmeres. Es war ein Spießrutenlauf bis in die Kabine.
    Wahrscheinlich denken Sie jetzt, die Empörung über diese Ausschreitungen hätte bei unserem Team groß sein müssen. Aber wir waren Sportler und deshalb wurde dieser Schock, den sicher viele spürten, nicht thematisiert. Die Mannschaft hatte andere Sorgen, wir hatten den Aufstieg verpasst. Otto Addo und ich mussten also mit den Vorfällen schon irgendwie alleine klarkommen. Ich erinnere mich noch an ein kurzes Gespräch mit einem Cottbusser Spieler nach der Partie. Moses Eguelle, Sohn eines Kameruners und einer Guadelupianerin, war ebenfalls schwarz und hatte mit anhören müssen, wie »seine« Fans »Neger raus!« riefen. Er war völlig verstört und konnte all dies nicht verstehen. Schließlich hatte er mit seinem Verein im gleichen Jahr den Einzug in das DFB-Pokalfinale und den Aufstieg in die zweite Liga geschafft und seine Fans reagierten auf diese Art und Weise?

    4 Nicht immer war es eine leichte Zeit in Hannover – hier im Trainingslager unter anderem mit Otto Addo (2. v. l.).
    Aber die Zeit war hier offensichtlich noch nicht reif für Multikulti. Der für die nächste Saison verpflichtete beninische Fußballspieler Moudachirou Amadou verließ Cottbus nach nur zwei Jahren, weil er mehrfach wegen seiner Hautfarbe angepöbelt und seine Frau auf offener Straße beschimpft wurde. Dass ausgerechnet Energie Cottbus in der Bundesligasaison 2000/01 der erste deutsche Verein war, der komplett ohne deutsche Spieler auflief, ist eine Pointe, die damals noch nicht vorherzusehen war. Das aber war kein Zugeständnis an die weite Fußballwelt, sondern eher der wirtschaftlichen Situation eines Vereins geschuldet, der nicht so viel Geld zur Verfügung hatte. Die meisten Spieler kamen aus Osteuropa, nur einer war schwarz und stammte aus Benin.
    Immer wenn ich später nach Cottbus zurückkehrte, mit Schalke und auch als Nationalspieler, hatte ich ein mulmiges Gefühl. Zwar habe ich dort Ähnliches niemals mehr erlebt, was mich aber nicht davor schützte, woanders wegen meiner Hautfarbe beschimpft zu werden.
    Kurz nachdem wir mit der deutschen Fußballnationalmannschaft 2002 Vizeweltmeister geworden waren, gab es im August in Sofia ein Länderspiel gegen Bulgarien. Dort spielten wir 2:2, aber die bulgarischen Fans hatten mich als eine Art Objekt der anderen Begierde auserkoren. Nach meiner Einwechslung zur Halbzeit gab es von erstaunlich vielen der 10 000 Zuschauer Affengeräusche bei jedem Ballkontakt. Das war ziemlich krass und ich fühlte mich zurückversetzt in das Spiel in Cottbus. Alle, inklusive Rudi Völler als Teamchef, waren geschockt und ich tröstete mich damit, dass dies ein bulgarisches Problem sein musste und nichts mit Deutschland zu tun hatte.
    Doch leider musste ich meine Meinung in dieser Beziehung noch mehrmals revidieren. Denn beim Länderspiel gegen die Slowakei konnte auch der Fernsehzuschauer genau hören, was deutsche vermeintliche »Fußballfans« zu skandieren in der Lage waren. Das waren Affengeräusche, die uns dunkelhäutigen Spielern galten, und Sprechchöre, die sich auch gegen die slowakischen Zuschauer richteten wie »Zickzack Zigeunerpack« oder »SS SA Germania« und natürlich »Deutschland den Deutschen – Ausländer raus!«. Widerlich und schlimm. Das gab ein Jahr vor der WM im eigenen Land kein gutes Bild für Deutschland im Ausland ab.
    Als Sommerheld in Rostock
    Die WM 2006 sollte für alle ein großes Erlebnis werden. Für uns Fußballer, weil wir vor unseren eigenen Fans über uns hinauswachsen wollten, und natürlich auch für das Publikum, das teilhaben konnte an einem Märchen in Schwarz-Rot-Gold. Gerade das Ausland sollte sehen, dass Deutschland sich verändert hatte, viel lockerer und vor allem offen für Fans aus aller Welt geworden war. Und das war es dann auch: ein großes Fest für alle.
    Wie schnell die gute Laune aber wieder verfliegen konnte, habe ich kurz darauf bei einem Pokalspiel erfahren. Wir waren in der ersten Runde des Wettbewerbs mit meinem Verein, dem FC Schalke 04, gegen die Amateure von Hansa Rostock gelost worden. Keine schwere

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