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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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in dieser unglücklichen 50. Minute als »schwarzes Schwein« bezeichnete, schockte mich doch sehr. Später hat er sich auf dem Platz dafür zwar beiläufig entschuldigt, aber auch in der Hitze des Gefechts darf so etwas nicht passieren. Wir bekamen für unsere Aktion beide gelb und hinterher behauptete Roman, er hätte dies so nicht gesagt. Er bestätigte gegenüber dem DFB nur eine Beleidigung, bestritt aber eine rassistische Äußerung. Eine deftige Bemerkung sei es gewesen, der Süddeutschen Zeitung gegenüber gab er angeblich zu, du »schwules Schwein« gesagt zu haben. Auch über »Schwabbelschwein« wurde öffentlich diskutiert. Lippenleser versuchten sich in der Folge in der Deutung von Mundbewegungen. Schwierig war für das DFB-Sportgericht letztlich festzustellen, welche Worte exakt gefallen sind. Aussage stand gegen Aussage. Aber ich weiß, was ich gehört habe, und bin eigentlich immer noch ratlos, warum er es nach dem Spiel nicht zugegeben hat. In einem Interview merkte er an, er sage dazu nichts mehr, weil ihm »zu viele Unwahrheiten« im Umlauf seien. Gerade diese hätte er mit der Wahrheit durchaus selbst beseitigen können. Der DFB verurteilte Roman Weidenfeller jedenfalls zu drei Spielen Sperre wegen »einer herabwürdigenden und verunglimpfenden Äußerung« nach Paragraf 9 und zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro. Für diejenigen, die es nicht wissen: Der Paragraf 9 regelt Diskriminierungen »in Bezug auf Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion oder Herkunft«. Der BVB war damals froh, denn bei einer eindeutig rassistischen Verurteilung wäre sogar ein Punktabzug in der laufenden Bundesligatabelle möglich gewesen.
    Vielleicht gibt es viele Leute, die meinen, »schwarzes Schwein« oder auch »schwules Schwein« seien Äußerungen, die in emotionalen Ausnahmezuständen gerade bei Derbys normal sind, wie zum Beispiel das Wort »Arschloch«. Aber sie sind es nicht. Denn wer immer so etwas sagt, will ja nicht feststellen, dass jemand schwul oder schwarz ist, sondern dies sind immer noch Eigenschaften, die gerade im Fußballkontext als negativ definiert werden. Damit werden Schwule und Schwarze klar abgewertet und das ist meiner Meinung nach Diskriminierung und hat nichts mit dem geläufigen »Arschloch« zu tun. Ich kann inzwischen einiges einstecken, aber ich finde, dass wir verdammt aufpassen müssen, was wir sagen und was wir tun. Das gilt auch für mich und meine Geste zu den Dortmunder Fans in diesem Spiel nach meinem Tor. Keine Diskriminierung, keine Beleidigung, aber dennoch keine schöne Aktion, auch wenn sie eher eine Reaktion auf die Äußerung von Weidenfeller war. Sorry dafür! Wo aber die Unterschiede sind, wird hoffentlich auf den nächsten Seiten deutlich.
    Doch zurück zu meinem Besuch in der Schule. Ich muss sagen, das war wirklich mutig von der Schule und natürlich auch ein bisschen von mir. Der Direktor der Schule, so erfuhr ich hinterher, hatte sogar befürchtet, dass ich ausgebuht werden könnte, was wiederum den Erfolg der ganzen Aktion gefährdet hätte. Dabei war eigentlich das Ganze phänomenal gedacht: Wenn es schon um das Thema Rassismus gehen und die Dortmunder Schüler einen Schalker Spieler vorgesetzt bekommen sollten, der diese Vergangenheit hat, war das eine echte Prüfung für ihre Fähigkeit zu Toleranz und Respekt. Und ihr Verhalten würde ein Hinweis darauf sein, ob sie mit dieser Schule die Auszeichnung wirklich verdient hatten. Und das haben sie.
    Mir fiel nämlich ein Stein vom Herzen. Nicht nur, dass ich mit viel Applaus empfangen wurde, auch stellten sie mir viele Fragen, die mir klarmachten, dass sie sich mit dem Thema intensiv beschäftigt hatten. Nichts war aufgesetzt, alles schien ehrliches Interesse zu sein. Am Ende hatte ich Dortmund fast ein kleines bisschen lieb gewonnen und meine Hoffnung wurde genährt, dass Toleranz und Respekt auch in Zukunft die bestimmende Einstellung in jedem Fußballstadion sein werden. Selten habe ich in Dortmund so viele Autogramme schreiben müssen. Es waren über 400! Gut, dass das meine ehemaligen Mannschaftskameraden nicht gesehen haben.
    Somit war die Veranstaltung auch für mich ein kleines Schlüsselerlebnis, um meine eigenen Vorurteile zu überprüfen. Ganz offensichtlich sind nicht alle Dortmunder Fans über den einen Kamm zu scheren. Der Schulbesuch half mir zudem, auch meine eigenen Ängste ein wenig abzubauen, die dazu führten, dass ich schon nicht mehr nach Dortmund zum Einkaufen fuhr und am Dortmunder

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