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"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)

Titel: "Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Großmann , Gerald Asamoah
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kann. Gerade weil er nicht in Deutschland geboren ist. Mit der Frage »Diskriminierung und Rassismus« müssen wir uns ständig weiter beschäftigen, sie wird auch künftig noch viel Aufklärungsarbeit verlangen. Da darf uns der vorbildhafte Mensch Gerald Asamoah nicht verloren gehen!

    »Ich bin von allen deutschen Nationalspielern bisher am schwärzesten«
    Das war ein Satz, den ich in meiner Euphorie, für Deutschland zu spielen, immer wieder gesagt habe. Auch mein »Ich denke deutsch, ich sehe nur ein bisschen anders aus« kann man heute noch finden, wenn man nach lustigen Zitaten von Fußballern googelt. Zwar habe ich das in meiner positiven Art auch lustig gemeint, aber oft genug blieb mir das Lachen im Nachhinein im Halse stecken. Denn natürlich kann man vieles einfach weglachen, aber einige Dinge, die ich in Deutschland erlebt habe, haben mich entsetzt und auch verletzt.
    Vor allem als Kind ist man extrem verunsichert, wenn nur die Hautfarbe reicht, um zum Ziel von Beschimpfungen zu werden. So zum Beispiel in der Straßenbahn auf der Fahrt zur Schule. Ich sehe die ältere Frau noch genau vor mir, wie sie mich mit hasserfülltem Blick plötzlich aus dem Nichts anschrie: »Geh doch zurück in dein Land!« Ich habe damals nicht reagiert, weil ich nicht wusste, was ich tun sollte. Dennoch habe ich gemerkt, dass ich und damit auch viele meiner Landsleute, ginge es nach einigen Menschen, hierzulande nicht wirklich willkommen sind.
    Warum nur, so habe ich mich als Kind gefragt. Ich konnte das einfach nicht verstehen und habe mich meist damit getröstet, dass wenigstens meine Freunde anders sind. Das hat mir in den nachdenklichen Momenten sehr geholfen. Aber manchmal habe ich mir auch vorgestellt, wie es gewesen wäre, wenn ich als Kind nicht so gut Fußball gespielt hätte. Ich wäre bestimmt nicht so gemocht worden, vieles wäre schwerer gewesen. Dass jedoch auch der erfolgreiche Fußballer Asamoah nicht vor Anfeindungen geschützt ist, musste ich erst später erkennen. Klar, auf dem Platz fielen schon mal unfeine Bemerkungen. So ist Sport und besonders auch der Fußball. Man darf nicht alles auf die Goldwaage legen. Meist habe ich die Antwort ohnehin in Form von Toren gegeben. Das war dann meine Genugtuung. Aber alles wurde anders an jenem Tag.
    Blanker Hass
    Es war der 5. Juni 1997. Hannover 96, mein damaliger Verein, hatte unter meiner Mithilfe die Regionalligaspiele als Tabellenführer abgeschlossen, den NFV-Pokal (Niedersachsenpokal) geholt und unglaubliche 105 Treffer in dieser Saison erzielt. Und jetzt stand das zweite Aufstiegsspiel zur zweiten Liga an. Das erste hatten wir zu Hause gegen Energie Cottbus mit 0:0 absolviert. Ich hatte ein paar harte Zweikämpfe auf dem Platz zu überstehen, wegen einer Schwalbe von mir hatte ein Cottbusser Spieler eine rote Karte kassierte. Es war also für viel Spannung im Rückspiel gesorgt.
    Aber das Spiel ging nicht nur wegen der sportlichen Brisanz in die Annalen ein. Zwei Tore von uns wurden nicht anerkannt und in der Mitte der zweiten Halbzeit fiel die neue Cottbusser Flutlichtanlage aus, sodass das Spiel für zehn Minuten unterbrochen werden musste. Danach erzielte Cottbus zwei bittere Treffer zum 3:1-Endstand – unsere Aufstiegshoffnungen wurden zerschmettert. Eine Katastrophe, denn schließlich hätten wir mit einem einfachen 1:1 den Aufstieg perfekt machen können. Aber das alles war nicht so schlimm, verglichen mit dem Erlebnis, das mich bis heute erschüttert.
    Die Zuschauer in Cottbus hatten beschlossen, mich und Otto Addo psychisch zu demolieren. Von der ersten Minute gab es Pfiffe gegen uns, die sich in Hasstiraden steigerten. Wir wurden mit Bananen beschmissen, permanent ertönten Urwaldgeräusche, dieses eklige »Uhhh, uhhh, uhhh«, nachgeahmte Affengeräusche. Die Zuschauer skandierten »Neger raus!«, und wurde ich gefoult und lag am Boden, waren auch Cottbusser Spieler an dieser Art »Gastfreundschaft« verbal beteiligt. »Steh auf, du Neger!« war anscheinend dort zu dieser Zeit eine besondere Form der Motivation für schwarze Spieler. Ich hatte die Situation völlig unterschätzt. Aber wie sollte ich sie auch richtig bewerten, hatte ich doch so etwas noch nie erlebt. In der 70. Minute wurde ich ausgewechselt, saß auf der Bank und verstand die Fußballwelt nicht mehr. Was war das? War das einige Jahre nach der Wende immer noch das Duell West gegen Ost, das die Emotionen zusätzlich aufstachelte? Oder war es doch die Hautfarbe, die den perfekten

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