"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
Berti Vogts ein paarmal nominiert, aber zum Einsatz kam er nie. Sein einziges Spiel im deutschen Trikot bestritt er im Jahr 2000 in der A2, wo er auch ein Tor erzielte. Weil er aber dadurch laut damaliger Statuten nicht für ein Land »festgespielt« war, hätte er für sein Geburtsland noch spielen können. Aber Südafrika wollte ihn nicht mehr.
Auch Zoltan Sebescen, geboren in Ungarn, spielte in der A2, traf für Deutschland und hatte danach kein Glück im »neuen« Land. Er wurde einmal von Erich Ribbeck für das Nationalteam nominiert, spielte eine Halbzeit gegen die Niederlande im Jahr 2000 und wurde danach »Die Mutter aller Eintagsfliegen« genannt. Er machte nämlich kein gutes Spiel, wurde von der Presse zerrissen und landete auf dem Sperrmüll für Nationalspieler. Er wurde nie mehr eingeladen.
Diese Beispiele zeigten mir einige Parallelen zu meiner Situation auf und machten mir noch einmal klar: Ich ging ein hohes Risiko! Aber im Nachhinein glaube ich: Auch wenn es bei mir ähnlich gewesen wäre, hätte ich meinen Nationalitätenwechsel nicht bereut. Zu sehr liebte ich, in Deutschland zu leben und zu arbeiten. Das hätte auch eine fehlende Länderspielkarriere nicht ändern können.
Ghana scheidet aus
Ich kann mich an zwei Situationen erinnern, die mir 1998 bei meinem Gastspiel mit der ghanaischen Nationalmannschaft in Accra noch einmal vor Augen führten, wie sehr ich inzwischen andere Einstellungen gewonnen hatte: Alle Nationalspieler waren an einem schönen sonnigen Nachmittag um 16.00 Uhr für eine Trainingseinheit am Strand verabredet. Als Otto Addo und ich zur vereinbarten Zeit im Hotelfoyer standen, sahen wir keinen einzigen anderen Spieler. Als dann schließlich doch noch einer vorbeikam, sagte dieser, er würde jetzt auf sein Zimmer gehen zum Schlafen. Otto und ich schauten natürlich ziemlich dumm aus der Wäsche, woraufhin er meinte, wir könnten noch lange warten, die anderen kämen sowieso nicht! Was dann auch stimmte. Oder folgende Situation: Als wir am nächsten Tag zum Training fuhren, kamen zwei andere Nationalspieler nicht zum Treffpunkt. Wir fuhren ohne sie ab und fingen mit dem Training an. Plötzlich erschienen die beiden mit Plastiktüten in der Hand. Sie kamen vom Einkaufen, zogen sich dann ganz lässig um, ohne dass die Trainer ein Wort darüber verloren haben. Otto und ich dachten bloß: Was ist denn hier los? Das war eine komplett andere Welt. Ich weiß selbst, welche Probleme ich anfangs in Deutschland mit der Pünktlichkeit hatte. Aber das hatte ich überwunden. Unpünktlichkeit kannte ich nicht mehr. Es kann eben nicht jeder im Team machen, was er will. Chillen und locker sein ist ja ganz okay, aber alles zu seiner Zeit. Und vor allem nicht bei der Arbeit, und da auch nicht mehr mit mir!
Otto Addo spielte dann später für Ghana. Er entschied sich für das Land, in dem er nicht geboren war. Er war drei Jahre älter als ich, war für mich wie ein großer Bruder. In dem Altersunterschied lag vermutlich auch der Grund, Ghana den Vorzug zu geben. Vielleicht erschien ihm die Chance zu gering, noch für Deutschland spielen zu können. Außerdem hatte Otto auch einige negative Erfahrungen in Deutschland gemacht, die seine Entscheidung sicher beeinflussten. Ich kann das verstehen, so wie er auch mich verstanden hat. Als ich zum FC Schalke wechselte, ging er – ausgerechnet – zum Rivalen Borussia Dortmund. Und so komisch das klingt: Wir besuchten uns gegenseitig, ich holte Otto vom Trainingsgelände des BVB ab und dann schlenderten wir zusammen über den Weihnachtsmarkt in Dortmund. Mit Lincoln, dem Brasilianer in den Reihen von Schalke 04, waren wir auf Partys bei Dede, dem Brasilianer beim BVB. Das alles war damals möglich. Das änderte sich aber leider bald. Die Rivalität wurde immer stärker. Und die Freundschaft zu Otto immer enger – sie hatte ohnehin nichts mit Vereinen zu tun.
Getrennte Wege
von Otto Addo
(Otto Addo spielte mit Gerald Asamoah von 1996–1999 bei Hannover 96, war Bundesligaprofi u. a. bei Borussia Dortmund, mit der er 2002 deutscher Meister wurde, trat 15-mal für Ghana an und ist heute A-Jugend-Trainer beim Hamburger SV.)
Ich traf auf Gerald, als ich vom VFL Hamburg nach Hannover wechselte. Es war schon sehr ungewöhnlich, dass dort auf einmal zwei Schwarzafrikaner in einem Team spielten, die auch noch beide aus Ghana stammten. Im Gegensatz zu Gerald war ich allerdings in Deutschland geboren. Und obwohl wir uns doch schon sehr unterschieden –
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