"Dieser Weg wird kein leichter sein,,,": Mein Leben und ich (German Edition)
A2-Länderspiel für Deutschland. Einige spielen noch, andere sind schon im »Ruhestand«.
Ehrlich gesagt, diesen 22. März 2001 hätte ich beinahe noch abgesagt. Denn Jörg Böhme hatte sich verletzt und ich plötzlich fürchterliche Angst, alleine zu dem Spiel fahren zu müssen. Als Jörg dann doch noch fit wurde, fiel mir ein Stein vom Herzen. Wahrscheinlich hatte ich einfach nur Schiss vor der eigenen Courage. Aber alle Argumente gegen die Veranstaltung lösten sich in Luft auf: Linda, damals noch meine Freundin, hatte am Tag des Spiels Geburtstag, doch sie gab mir frei, weil ich auf jeden Fall spielen sollte. Selbst als ich auf dem Weg zum Flughafen in einen Stau kam und meinen Flieger nach Basel verpasste, dachte ich kurz an ein Zeichen. Es sollte offenbar nicht sein, dass ich für Deutschland spielte. Ich rief aus dem Auto Otto Addo an, der mir riet, das Ganze zu lassen, wenn ich mir nicht sicher sei. Aber letztendlich setzte sich meine Neugierde durch: Wie würde es sein, für Deutschland zu spielen, als erster Schwarzafrikaner überhaupt und als erster Schwarzer seit Erwin Kostedde in den 1970er-Jahren? Und das bei der A2, der der Ruf vorauseilte, immer zu verlieren? Was aber so nicht ganz stimmte: Es fanden von September 1999 bis März 2001 sieben Spiele der A2 statt und das Team von Horst Hrubesch hatte schon einmal gewonnen – gegen Portugal im Jahr zuvor!
Mit mir ging es also gegen Frankreich. Die Anspannung meiner Teamkollegen war groß, die öffentliche Aufmerksamkeit aber gering: Es war ja nur die »Reserve«, die nach der WM 98 und dem schlechten Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft ins Leben gerufen wurde, damit mögliche Talente beim Nachwuchs gesichtet werden konnten. Ich war nur etwas nervös, weil besondere Trainingseinheiten abgehalten wurden und damals hoch gehandelte Spieler wie z. B. der junge Lars Ricken mit von der Partie waren. Nur gut, dass wir in Frankreich antraten, fern der Heimat. Doch vom Gefühl her wertete ich das Spiel nicht als den ganz großen Auftritt für Deutschland. Dass ich mir die Bedeutung der Begegnung auf diese Weise kleinredete, machte Sinn, denn so konnte ich mich ganz auf mich konzentrieren. Es wurde ein 2:1-Sieg, wir spielten ganz passabel und auch ich machte eine gute Figur auf dem Feld, holte sogar einen Elfmeter für uns raus.
Wer spielte? Ich erinnere mich an den starken Dortmunder Lars Ricken, an Simon Jentsch als Torhüter, der zwei Jahre älter ist als ich und heute noch in der ersten Liga im Tor steht, an Bernd Schneider, der weiße Brasilianer, der später noch oft mit mir im Nationalteam auflief, und natürlich an Jörg Böhme, meinen Schalker Teamkollegen. Ich hatte die Rückennummer 7! Ungewohnt, dass Horst Hrubesch damals meinen läuferischen Einsatz auf dem Feld bremste. »Lauf nicht so viel, Asa«, war seine Aufforderung und »Bleib schön vorne drin«. Ich dachte eher, ich müsse um mein Leben rennen und natürlich um einen Stammplatz. Damals wusste ich noch nicht: Es war mein letztes Spiel in der A2 und auch für die A2 überhaupt. Somit hatte ich schon mal an einem historischen Ereignis des DFB teilgenommen. Dass dergleichen folgen sollten, kündigte sich bereits einen Tag später an. Denn auch die Presse fand im Gegensatz zu anderen Debütanten, die danach in der fußballerischen Versenkung verschwanden, gefallen an meinem Einsatz. So forderte die Sport Bild vom damaligen Teamchef der Nationalmannschaft, Rudi Völler: »Rudi, dieser Asamoah muss für Deutschland spielen!« Und bis dahin sollte es gar nicht mehr so lange dauern.
Kaum hatte ich das erste Mal den »kleinen« Adler auf der Brust, kam Ghanas Fußballverband wieder auf mich zu. Sie ließen einfach nicht locker, bis es zum ausschlaggebenden Gespräch kam. Ein Mitarbeiter des ghanaischen Fußballverbands, der die gesamte Organisation für das Nationalteam übernommen hatte, nahm mit mir Kontakt auf und wollte mit mir über eine Einladung zur Teilnahme am Team reden. Da wusste ich, das kann meine Chance sein. Dieser Typ saß an der Quelle und war im Bilde, wie die Dinge beim ghanaischen Verband liefen. »Sieh mich wie einen Sohn«, begann ich das Gespräch, »was würdest du mir raten? Für wen soll ich in meinem Leben auflaufen?« Dies war eine Masterfrage – und seine Antwort war eindeutig. »Wenn du mein Sohn wärest, würde ich dir raten, für Deutschland zu spielen. So eine große Chance bekommst du nicht noch einmal.« Dieser Rat kam von Herzen und entsprach natürlich
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