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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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bleiben!«
    »Ist sie hübsch?«
    »Hat mich gewundert, dass du das jetzt erst wissen willst. Normalerweise ist das doch deine erste Frage, wenn ich dir von einem Mädchen erzähle.«
    Ich grinste.
    »Und ist sie hübsch?«
    »Sie würde dir gefallen. Sie hat lange blonde Haare. Darauf stehst du doch.«
    »Und wie«, sagte ich und stellte sie mir vor. »Hast du ein Foto von ihr?«
    »Klar«, antwortete Lars und holte seinen Laptop wieder ins Bett.
    »Boah, ist die hübsch«, platzte es aus mir raus und Lars stieß mich von der Seite an.
    Er zeigte mir die Bilder aus ihrer Galerie und bei dem Gedanken, dass sie vielleicht bald schon tot sein würde, wurde ich wieder traurig. Da ich aber lieber glücklich sein wollte, sagte ich das erste, was mir durch den Kopf ging: »Hattest du schon Sex mit ihr?«
    »HAHAHA, du denkst auch nur an das Eine, was?«, lachte Lars und rieb mir mit seiner Handfläche über den Kopf, was ein bisschen wehtat.
    »Und hast du?«
    »Ein Gentleman genießt und schweigt.«
    »Du und Gentleman«, grinste ich und zeigte ihm den Vogel. »Bei dir piept’s wohl.«
    »Komm, wir gehen erst mal was futtern«, sagte Lars und hüpfte vom Bett runter.
    Mama hatte im Wohnzimmer schon den Tisch vor dem Fernseher gedeckt und schaute uns neugierig an.
    »Na, was habt ihr zwei Verrückten die ganze Zeit da drinnen angestellt? Ihr heckt doch schon wieder was aus. Das kann ich an euren Gesichtern erkennen.«
    »Nix«, sagten wir gleichzeitig und fingen an zu lachen.
    Mama schüttelte den Kopf und lachte jetzt auch, obwohl sie gar nicht wissen konnte, warum wir lachten. Ich glaube, sie freute sich einfach, weil ich mich freute. Mir geht es ja auch immer so. Wir aßen unseren Salat und sahen fern. Da Lars Vegetarier ist, essen wir jetzt auch nicht mehr so viel Fleisch. Jedenfalls nicht in der Zeit, in der Lars bei uns wohnt. Lars hat mir gezeigt, wie man aus Olivenöl, schwarzem Essig, Senf, Honig, Salz, Pfeffer und grünen Kräutern ein superleckeres Dressing machen kann, ohne dass es viel Arbeit bereitet. Und ich habe es dann Mama gezeigt, die ganz überrascht war, was ich alles kann. Seitdem schmeckt mir der Salat auch viel besser, und ich esse fast immer den ganzen Teller auf. Mama und Lars schauten auf den Fernseher. Ich nicht. Die Zeilen von Camille gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Vor allem die Sache, die sie über die Liebe geschrieben hatte. Rocky kam auf das Sofa gesprungen, legte sich aber an den Rand und schaute gegen die Wand. In der Katzensprache bedeutet das, dass er jetzt nicht gestreichelt werden wollte.

    Um elf musste ich ins Bett und weil am nächsten Tag wieder Schule war, kam Lars noch schnell in mein Zimmer, um mir Gute Nacht zu sagen. Er stellte sich, wie immer, auf meinen Schreibtischstuhl und reichte mir ein Glas mit kalter Apfelsaftschorle nach oben. Ich trank einen Schluck und stellte das Glas dann auf meinem Kleiderschrank ab.
    »Großer Bruder?«, begann ich den Satz, als ich mich unter der Decke mit Muh einkuschelte.
    »Du hast doch mal gesagt, dass die Liebe die stärkste Macht im ganzen Universum ist.«
    »Das stimmt«, sagte Lars und kraulte mir dabei kurz über den Kopf.
    Ich nutzte meine Chance natürlich sofort aus und zog schnell das Oberteil meines Schlafanzuges aus, damit er mich auch am Rücken kraulen konnte.
    »Jeden Abend das gleiche Spiel, was?«, lachte er. »Aber ich kann dich so gut verstehen. Ich habe das bei meinem Papa früher ganz genauso gemacht.«
    »Ja?«
    »Klar. Erstaunlich übrigens, was du dir merkst und was nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, den Satz über die Liebe und das Universum. Wann haben wir uns darüber unterhalten?«
    »Das war im ELBE-Einkaufszentrum. Als wir uns die Pizza Margherita geteilt haben.«
    »Ja, genau. Wie lange ist das her? Zwei Wochen, drei, vier?«
    »Weiß nicht«, sagte ich. »Nicht aufhören zu kraulen.«
    »Ich kraul ja schon.«
    »Wenn also die Liebe das schönste und stärkste und beste Gefühl überhaupt ist, dann muss ich mich noch verlieben, bevor ich zu meiner Schwester schwebe. Ich muss das wissen.«
    Lars hörte wieder auf mich zu kraulen, und ich schimpfte mit ihm: »Merk’s dir doch einfach mal: Nicht aufhören zu kraulen!«
    »Zu Befehl, Chef«, lachte Lars und fuhr mit seinen Fingern langsam durch meine Haare, was sich ein bisschen so anfühlte wie beim Friseur, wenn sie mit dem Kamm durch deine Haare gleiten. Ich liebe es, zum Friseur zu gehen. Ich würde mir dort auch gerne meine Fingernägel machen

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