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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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Dann spielten wir zu dritt Stadt, Land, Fluss und warteten auf meine Ergebnisse.
    Sie konnten den Grund meiner Schmerzen nicht finden. Der Wert eines gesunden Menschen liegt zwischen 0 und 99. Der Wert eines Menschen mit Herzfehler liegt zwischen 100 und 200. Mein Wert lag bei 593. Da die Ärzte mir aber nicht helfen konnten, sagten sie, es würde keinen Unterschied machen, ob ich die Schmerzen im Krankenhaus oder zu Hause hätte, also dürfte ich gehen, wenn ich wollte. Und wie ich wollte: »Alle Mann raus aus dem Todeshaus!«
    Mama rief Papa aus dem Taxi an, er solle für uns drei Pizzen in den Ofen schieben. Wir hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen. Die beiden hatten mächtig Kohldampf. Ich nicht.
    Lars rückte das Sofa von der Wand vor den Schreibtisch, damit wir in meinem Zimmer zusammen fernsehen konnten. Ich fror immer noch. Mama brachte mir eine Wärmflasche und eine Decke und setzte sich zu Papa und Rocky ins Wohnzimmer. Lars und ich teilten uns eine Pizza, das heißt, ich biss einmal ab, brachte aber nichts herunter. Lars hielt meine Hand, damit ich mich nicht alleine fühlte. Er zappte durch die Programme und fluchte ein bisschen vor sich hin, weil nur Mist kam, aber dann freute er sich und legte die Fernbedienung zur Seite: » Dirty Dancing – genau das Richtige für einen Freitagabend.«
    Ich nickte und mummelte mich ein. Aus zwei Gründen sehe ich mir nicht so gerne Spielfilme an. Erstens, weil ich mich nicht lange auf die Handlung konzentrieren kann, und zweitens, weil das echte Leben einfach nicht so schön ist. Okay, Horror- und Actionfilme sind auch nicht schön, aber die schaue ich mir auch nicht an, weil ich sonst Angst bekomme und nicht schlafen kann. Am liebsten sehe ich Berlin – Tag & Nacht . Mein Papa war noch nie in Berlin. Mama schon. Berlin ist die Stadt meiner Träume. Ob ich es jemals dorthin schaffe? Johnny und Baby tanzten gerade durch das Meer, als meine Augen zufielen. Eines wusste ich nach diesem Tag genau: Der Tod ist sicher, das Leben nicht.

Hab keine Angst, wenn du hinfällst, stehst du einfach wieder auf.   

22
    »Aufwachen, aufwachen, aufwachen.«
    Ich zog an seiner Decke, aber Lars murmelte nur müde wirres Zeug vor sich hin. Ich lachte ihn aus, weil er auf das blaue Spongebob-Kopfkissen gesabbert hatte. Er rührte sich keinen Zentimeter.
    »Steh auf, du fauler Sack!«, schrie ich in sein Ohr, woraufhin er lustig zusammenzuckte. »Um zehn Uhr hab ich mein Vorstellungsgespräch. Raus aus den Federn!«
    »Lass ihn schlafen«, rief Mama aus dem Wohnzimmer, und Lars nuschelte: »Hör auf deine Mutter!«
    Ich setzte mich aufs Bett und rüttelte ihn.
    »Bitte, bitte, bitte!«
    »Okay, okay. Wie viel Uhr haben wir jetzt?«, gähnte er und dreht sich zu mir um.
    »Weiß nicht.«
    »Guck mal.«
    »MAMA, wie viel Uhr haben wir?«, brüllte ich in sein Gesicht.
    »Zehn nach neun«, rief sie zurück.
    »Zehn nach neun«, sagte ich.
    »Also schön«, grummelte Lars und boxte mich in die Seite.
    Wir mussten nicht weit fahren. Das Geschäft lag an der Hauptstraße oberhalb des Bahnhofes. Lars parkte Papas Auto in einer Seitenstraße. Wir waren elf Minuten zu früh, weswegen wir noch sitzen blieben. Draußen war es nämlich kalt.
    »Weißt du mittlerweile, wo du dich gleich bewerben willst?«
    Ich zog einen Zettel aus der Tasche und reichte ihn rüber.
    »Ah, ein Polsterer«, grinste Lars. »Das meintest du mit irgendwas mit P. Finde ich gut. Das ist ein schöner Beruf. Du hast Kundenkontakt, kannst verschiedene Stoffe aussuchen, vielleicht lernst du sogar, wie man sie zurechtschneidert. Gut gemacht, Kleiner.«
    Lars gab mir den Zettel zurück, und ich steckte ihn wieder in meine Tasche. Uns blieben noch acht Minuten.
    Lars fragte: »Kennst du jemanden aus dem Geschäft, oder wie bist du darauf aufmerksam geworden?«
    »Der Zettel lag bei uns im Hausflur«, sagte ich.
    »Und du hast auf gut Glück einfach mal angerufen, oder wie?«
    Ich nickte.
    »Wissen die Bescheid über dich?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, ob du ihnen schon ein bisschen was von dir erzählt hast?«
    »Nein«, sagte ich und schaute auf die Uhr.
    Noch drei Minuten.
    »Aufgeregt?«, fragte Lars.
    »Ein bisschen.«
    »Hast du dir schon überlegt, was du fragen willst?«
    »Muss ich Fragen stellen?«
    »Also, du solltest schon wissen, was dich später dort erwartet.«
    »Keine Ahnung. Lass uns gehen! Ich möchte pünktlich sein. Den Sauerstoff lassen wir aber im Auto.«
    »Ist gut.«
    Das Geschäft war nicht

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