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Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition)

Titel: Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Amend , Daniel Meyer
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möchtest.«
    Ich wurde eifersüchtig und auch ein bisschen wütend, weil es mir doch wieder einfiel: »Wann triffst du sie?«
    »Oje, jetzt habe ich aber was angerichtet«, sagte Lars. »Ich weiß es noch nicht. Vielleicht treffe ich sie auch erst am Sonntag, kurz bevor ich wieder nach Berlin zurück fahre. Und wenn, dann eh nur kurz. Eine Stunde. Auf einen Kaffee.«
    »Okay.«
    »Also, was soll ich sie fragen?«, begann Lars erneut.
    »Äh, warte«, sagte ich und kratzte mich an der Nase. »Ich überlege noch. Mir fällt nichts mehr ein, aber guck doch einfach auf die Liste. Ich habe dir doch schon ganz viele Ideen gegeben.«
    »Das stimmt«, lachte Lars. »Trotzdem, was fällt dir ganz spontan ein? Nicht nachdenken, einfach sagen!«
    »Du kannst sie mal fragen, ob du ihre Dinger anfassen darfst.«
    »Direkt beim ersten Treffen, ja?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Wie soll das klingen? So vielleicht: Entschuldigung, Nina. Darf ich deine Dinger anfassen, ja oder nein?«
    Ich sagte: »Genau so.«
    »Okay, aber ich fürchte, ihre Antwort kenne ich schon«, grinste Lars.
    »Welche denn?«
    »NEIN!!!«
    »Das weißt du noch nicht.«
    »Ja, da hast du allerdings recht.«

21
    Um Mitternacht wurde mir plötzlich eiskalt. Ich spürte sofort, dass es sich nicht um den üblichen Schüttelfrost handelte. Es war wieder so weit. Das Monster kam mich besuchen, um mir das Herz herauszureißen. Es tat so weh. Ich lag im Bett und kämpfte dagegen an. Niemand außer mir kann das Monster sehen. Es ist unsichtbar, aber nicht für mich. Ich strampelte und trat mit meinen Füßen nach ihm, griff nach Muh, hielt mich an ihren Hufen fest, aber das Monster war zu stark, die Schmerzen zu groß. Meine Lunge begann zu brennen. Wenn ich einatmete, feuerten tausend Bogenschützen ihre spitzen Giftpfeile auf mich ab. Mein ganzer Körper zitterte. Ich konnte nicht aufstehen, nicht nach Mama rufen. Sie saß im Wohnzimmer. Der Fernseher lief. Ich war so schwach. Zum Glück lag mein Handy neben dem Kopfkissen. Ich schrieb Mama eine SMS: Bitte ruf den Notarzt. Hab dich lieb.
    Dann schlief ich ein. Im Krankenhaus wachte ich wieder auf. Ich wachte nicht richtig auf, sondern dämmerte irgendwie vor mich hin. Es war mitten in der Nacht. Ich konnte fast nichts sehen, weil meine Augen wehtaten, aber ich spürte, dass an meinem linken Arm Schläuche hingen. Ich erkannte ein kleines rotes Herz, das verschwommen blinkte. Mama lag neben mir im Bett. Ich sah sie nicht, aber ich spürte, dass sie da war. Sie war ja immer da. Die Schmerzen wurden wieder schlimmer. Lars hatte mich einmal gefragt: »Was weißt du über Angst?« Ich sah ihn damals an und sagte: »Alles.«
    Wo war er nur? Ich brauchte ihn. Das Monster war im Raum. Es war da. Es versteckte sich, aber ich konnte seine Kälte fühlen. Ich erinnerte mich. Lars traf sich mit Freunden, um zu feiern und eine gute Zeit zu haben. Bei dem Gedanken, ihn zu verlieren, zog sich mein Herz zusammen. Mit meinem rechten Fuß stieß ich so fest ich konnte gegen Mamas Beine. Sie drehte sich zu mir, streichelte meinen Kopf und küsste mich. Ich flüsterte ihr ins Ohr: »Bitte, Mama, ruf meinen Bruder an. Ich möchte ihn noch einmal sehen.«
    Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, stand eine Krankenschwester vor mir. Sie gab mir eine Schüssel, in die ich spucken konnte. Ich bat sie, die Dosis meiner Schmerzmittel zu erhöhen, aber sie erklärte mir, dass sie das wegen meines schwachen Herzens nicht tun dürfe. Ich krümmte mich vor Schmerzen. Warum musste ich das alles ertragen? Warum konnte es nicht aufhören? Das Monster saß in der Ecke, hob seinen Kopf und lachte mich aus. Dann klopfte es an der Tür. Lars kam herein.
    Endlich.
    Er stellte seine Tasche ab und kam lächelnd auf mich zu. Ich konnte sein Lächeln nicht erwidern. Es tat zu weh. Ich schaffte es gerade so, Gallensaft in die Schale zu spucken, ohne mich dabei vollzusabbern. Bis zum Mittagessen – es gab Hühnersuppe, die ich nicht anrührte, hatte ich mich vierzehn Mal übergeben. Im Laufe des Tages erholte sich mein Herz wieder einigermaßen. Die Schmerzen waren zwar noch da, aber wenigstens schien sich das Monster vorerst in Luft aufgelöst zu haben. Vielleicht hatte es sich ein anderes Kind von der Krankenstation ausgesucht. Ab und zu kam ein Arzt herein und sprach mit meiner Mama. Lars holte mir eine kalte Bionade vom Kiosk und erzählte mir von der Party der letzten Nacht. Er war schon betrunken, als Mama ihn anrief. Das stellte ich mir lustig vor.

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