Dieses heiß ersehnte Glueck
daß sie sich vor dem Kamin auf dem Boden liebten.
Dann gingen sie hinüber in ihr Schlafzimmer und schliefen, einer in den Armen des anderen, in ihrem großen Bett ein.
Am nächsten Morgen war Wesley schon ein paar Stunden auf den Beinen, als es hell wurde, und Leah erledigte ihre Arbeiten im Haus, ehe sie zum erstenmal ihr neues Reich außerhalb der Wohnung besichtigte.
Die Zahl der Tiere auf der Farm war beeindruckend. Ungefähr ein Dutzend Gänse hausten unter der Veranda und erhoben ein lautes Geschrei, wenn sich jemand dem Haus näherte. Dreißig Enten watschelten im Hof umher. Hinter dem Wohnhaus stand ein großer, von einem Maschenzaun umgebener Hühnerstall, und Leah trug eine Schürze voll geschrotetem Mais zu den gackernden Tieren hinein. Zu ihrer Linken konnte sie das Grunzen der Schweine hören, und hinter ihr blökten die Schafe auf der Weide.
»Wolle«, sagte sie lächelnd. Wolle, die sie zu Fäden spinnen und dann auf ihrem kostbaren Webstuhl zu Decken und Stoffen verarbeiten würde.
Immer noch lächelnd, verließ sie den Hühnerhof; doch dann fror ihr das Lächeln auf den Lippen ein. Wesley kam auf sie zu, und auf seinen Armen trug er die liebliche Gestalt von Mrs. John Hammond-Kimberly.
Kapitel 25
»Ich glaube, sie ist ohnmächtig geworden«, sagte Wesley besorgt.
»Hast du sie darum gebeten?«
»Leah«, sagte Wes vorwurfsvoll, »ich bringe sie nur ins Haus, weil sie vielleicht Hilfe braucht.«
»Die braucht sie bestimmt«, sagte Leah leise zu sich, folgte ihm aber durch die Tür ins Schlafzimmer.
»Du brauchst sie nur aufs Bett zu legen«, sagte Leah, »und kannst dann wieder an die Arbeit gehen. Ich kümmere mich schon um sie.«
»Sie erschreckt mich zu Tode, wenn sie so was tut«, sagte Wes stirnrunzelnd. »Glaubst du, ich sollte einen Arzt holen?«
»Sie kommt auch ohne Arzt wieder auf die Beine. Also geh jetzt bitte.«
Widerstrebend fügte Wesley sich ihren Worten.
»Er ist fort«, sagte Leah. »Du kannst deine Augen wieder aufmachen.«
Mit einem verschmitzten kleinen Lächeln setzte sich Kim im Bett auf. »Wie nett! Ein Federbett. Du siehst hübsch aus, Leah.« Sie verzog das Gesicht. »Ich komme nie mehr dazu, mich hübsch zu machen. Schau dir nur mein Haar an. Stumpf wie Stroh!«
»Was führt dich hierher, Kimberly?« fragte Leah im unliebenswürdigsten Ton. »Was glaubtest du mit deiner Ohnmacht bei Wesley erreichen zu können?«
Kim blickte mit traurigen Augen zu Leah hoch. »Ich wollte gar nicht in Ohnmacht fallen; aber Wesley hatte das immer so gern. John findet es abscheulich. Er sagt so gräßliche Dinge zu mir, daß ich es praktisch aufgegeben habe, in Ohnmacht zu fallen.«
»Ich sollte mich bei John bedanken«, murmelte Leah.
»Aber Wesley findet ohnmächtige Frauen hinreißend. Hast du es bei ihm mal ausprobiert?«
»In Ohnmacht zu fallen? Nein, Kimberly, dafür habe ich einfach keine Zeit. Und jetzt muß ich das Frühstück zubereiten, die Betten auslüften und .. .«
Kim begrub plötzlich das Gesicht in ihren Händen und begann zu weinen. »Oh, Leah«, jammerte sie, »du freust dich nicht einmal, mich wiederzusehen. Nachdem du mir mein ganzes Leben ruiniert hast, könntest du wirklich ein bißchen Sympathie für mich aufbringen. Ich habe geheiratet, und du hast dich noch nicht einmal nach meiner Hochzeit erkundigt, obwohl du die beste Freundin bist, die ich je hatte.«
Sofort regte sich in Leah das schlechte Gewissen. Sie setzte sich auf das Bett und nahm Kim in ihre Arme.
»Wie war deine Hochzeit, Kim?«
Kim begann zu schnaufen. »Grauenvoll! Einfach fürchterlich, schrecklich, grauenvoll ist sie gewesen. Nur ein alter hagerer Mann namens Lester und dessen Frau sind zu meiner Hochzeit gekommen. Niemand war da, um mein hübsches Kleid zu bewundern, niemand hat mir die Hand gedrückt und uns Glück gewünscht.«
Sie sah zu Leah hoch. »Es war das weiße Brautkleid, das ich zur Hochzeit mit Wesley tragen wollte, wenn du ihn mir nicht weggeschnappt hättest. Oh, Leah, ich begreife immer noch nicht, warum du mir das antuen mußtest. Wesley war alles, was ich außer Steven hatte, und Steven mochte mich nie leiden.«
»Kimberly«, sagte Leah, um Worte verlegen.
Kim stand vom Bett auf stellte sich vor Leah hin. »Schau dir dieses scheußliche Kleid an. Es ist braun! Hast du mich früher mal in einem braunen Kleid gesehen? John sagt, es passe besser zu der vielen Arbeit, die ich zu verrichten hätte. Und schau dir meine Hände an! Ganz rot und rauh. Oh, wie
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