Dieses heiß ersehnte Glueck
sich Kim als angenehme Gesellschafterin. Sie war langsam bei der Arbeit, doch wenn sie begriffen hatte, was sie tun sollte, fehlte es ihr nicht am guten Willen; und am Nachmittag lachten sie sogar zusammen, während Leah Kim das Haar wusch.
Gegen Abend, als Kim wieder nach Hause mußte, standen ihr Tränen in den Augen. »Keine andere Frau ist bisher so nett zu mir gewesen«, schluchzte sie. »Sie waren alle so wie Regan, immer unfreundlich, immer gemein zu mir.«
Leah nahm Kims Kompliment schweigend hin, versuchte ihr auch nicht zu erklären, warum Frauen sie nicht besonders mochten. Vermutlich deswegen, weil Kim andere Frauen so behandelte, als würden oder sollten sie nicht existieren.
»Wenn du willst, darfst du gern wiederkommen«, sagte Leah, und sie meinte es auch so. »Ich habe den Tag mit dir genossen.«
Beim Abendessen verkündete Wesley, daß Leah, Bud und Cal morgen früh mit ihm nach Sweetbriar fahren würden.
Drei Gesichter sahen ihn plötzlich ängstlich an.
»Es ist doch nur eine kleine, ruhige Stadt«, sagte Wesley ärgerlich. »Keiner wird euch dort beißen, zudem weiß dort keiner, was sich in den Wäldern abgespielt hat. Weder Justin noch Oliver oder John haben ein Wort darüber verlauten lassen. Sie wissen nur von Abe, daß er sich eine Weile dort aufgehalten hat.«
»Und was ist mit der Frau, die Revis in die Schulter
schoß?« fragte Leah leise. »Als Revis den Treck überfiel, erzählte er allen ganz laut, wer ich bin und wo ich in Zukunft wohnen werde. Ich habe mich hier einen Tag sicher fühlen können; doch das wird sich ändern, wenn ich mich in Sweetbriar sehen lasse.«
»Das ist absurd, Leah!« polterte Wes los und blickte die zwei jungen Hünen an. »Und wie steht es mit euch beiden?«
Bud und Cal sahen sich an. »Wir bleiben hier bei Leah.«
»Zum Henker mit euch dreien!« rief Wesley und sprang in die Höhe, daß sein Stuhl umkippte. »Ich habe keine Lust, mit Feiglingen an einem Tisch zu sitzen. Ihr kommt morgen früh alle mit mir nach Sweetbriar! Und wenn ich euch an den Haaren in die Stadt schleifen müßte!«
Niemand lachte bei der Vorstellung, daß Wes oder irgendein anderer Mann versuchte, Bud oder Cal irgendwohin zu schleifen. Die drei Betroffenen blickten nur stumm in ihre Kaffeetassen und nickten dann.
»So gefallt ihr mir schon besser«, sagte Wesley. »Und jetzt muß ich noch mal nach den Kühen schauen. »Er verließ, offensichtlich immer noch wütend, das Blockhaus.
»Wir mochten Revis zwar nicht«, sagte Cal, aber noch weniger mochten wir mit anderen Leuten zusammen sein. Die Leute haben Angst vor uns.«
Leah mochte gar nicht daran denken, was morgen alles passieren konnte. Vielleicht rasselte Wesley mit dem Mann zusammen, den Revis als den Tänzer bezeichnet hatte — mit Devon Macalister. Vielleicht lachten die Leute Bud und Cal aus und verletzten deren Gefühle. Und sie. . . nein, sie wollte nicht daran denken.
Ihr Kopf zuckte hoch und sie blickte Bud und Cal zum erstenmal mit anderen Augen an. Sie war daran gewöhnt, die beiden mit nacktem Oberkörper zu sehen, mit Lederhosen und einem Schaffell über den Schultern. Aber vielleicht würden die Leute nicht so rasch auf die Idee kommen, die beiden auszulachen, wenn sie ein bißchen manierlicher angezogen waren.
»Habt ihr keine Hemden?«
»Hemden passen uns nicht«, erwiderte Bud.
»Natürlich nicht«, sagte Leah und sah sich in der Küche um, die noch aufgeräumt werden mußte. »Wenn ihr mir heute abend beim Abspülen helft, werde ich euch beiden Hemden nähen. Ich glaube, bis morgen früh könnte ich das schaffen.«
Die beiden Hünen blickten sie verdutzt an. Als sie endlich begriffen hatten, was Leah vorhatte, begannen ihre Augen zu leuchten.
»Meint ihr, das Geschirr abwaschen zu können, ohne es zu zerbrechen?«
Bud warf ihr einen beleidigten Blick zu. »Wir haben einem Rotkehlchen die Beine geschient; also können wir auch dein Geschirr abwaschen.«
Als Wesley zurückkam und die beiden jungen Riesen Hausarbeiten verrichten sah, während Leah von einem Ballen dunkelblauer Baumwolle riesige Stücke abschnitt, wußte er, daß sich inzwischen die Lage entspannt haben mußte. Lächelnd fragte er, ob er den dreien helfen könne.
Leah kam erst um drei Uhr morgens ins Bett. Die Hemden waren bis auf die Knopflöcher fertig; aber sie meinte, einen Tag lang könnten die Jungs ihr Hemd auch ohne Knöpfe tragen. Müde kroch sie zu Wesley ins Bett, der sie schlaftrunken an sich zog.
»Alles
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