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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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Ich will nach Hause.«
    »Es ist nie zu früh, um dich auf ein Wiedersehen mit Gott vorzubereiten und Jesus in dein Herz zu lassen.«
    »Heutzutage gibt’s so eine Heilige in jeder Familie«, flüsterte Shep. »Meist ist es die Kleinste.«
    » Klein ist hier wohl kaum das richtige Wort«, murmelte Jackson.
    »Nein, ich meine, es sprach nie besonders viel für sie. Kein Beruf, Hausfrau, fünf Kinder. Diese Christennummer gibt ihr Oberwasser.«
    »Ist doch einfach nur geschummelt«, sagte Jackson.
    »Wenn’s aber doch funktioniert. Wenn du zwei erfolgreiche Schwestern hast, die du nach deren Spielregeln nicht besiegen kannst, dann änderst du eben die Spielregeln. Und plötzlich, bingo, hat sie die spirituelle Überlegenheit und kann endlich auf all den Leuten rumhacken, die den größten Teil ihres Lebens auf ihr rumgehackt haben.«
    »Fliegt ihr wie die Geier durch die Lande und stürzt euch auf alle, die zu schwach sind, um sich zu wehren?«, fragte Glynis gerade. »Du bist genau wie diese Anwälte, die jedem Krankenwagen hinterherhetzen und den großen Reibach wittern. Großer Gott, Nancy hat doch auch nicht gleich versucht, mir was von Amway anzudrehen.«
    »Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen«, sagte Deb. »Viele Leute, die angeblich nicht an Gott glauben, rufen ständig Herrgott noch mal und Großer Gott, genau wie du. Unser Pastor hat mal eine ganze Predigt darüber gehalten. Er hat gesagt, es wäre ein unbewusster Hilferuf nach Gottes Liebe und Erlösung. Irgendetwas in dir weiß, dass seine gnadenreiche Hand ganz nahe ist.«
    »Deb, ich will verdammt sein, wenn an diesen letzten drei Monaten auch nur irgendetwas ›gnadenreich‹ war.«
    »Da, siehst du, schon wieder: ›Ich will verdammt sein.‹ Du wirst verdammt sein, wenn du Gott nicht in dein Herz lässt. Wer weiß, vielleicht ist diese Krankheit ja Gottes Weg, um dich zu seinem Licht zu führen.«
    »Also werde ich jetzt für mein Heidentum bestraft, ja? Du willst mir doch nicht erzählen, dass deine gehirnamputierten Wiedergeborenenfreunde niemals Krebs bekommen.«
    »… zumindest bist du schön schlank geworden«, sagte Deb wehmütig.
    »Genau, die Mesotheliom-Diät. Das Buch ist noch nicht raus, aber du kannst ja schon mal anfangen, an ein bisschen altem Dämmstoff zu knabbern.«
    »Shep meinte, dass es irgendetwas mit Asbest zu tun hat?«
    »Auf der Saguaro-Kunstschule bin ich wahrscheinlich damit in Berührung gekommen. Ich wünsche augenblicklich jedem Aktionär der Künstlerbedarfsfirma ein peritoneales Mesotheliom an den Hals. Verklagen ist das Mindeste.«
    »Du solltest keine so bösen Gedanken haben.«
    »Ich habe nichts anderes als böse Gedanken.«
    »Ich hätte eher gedacht«, sagte Deb vorsichtig, »eine tödliche Krankheit … dass diese Situation automatisch Güte und Freundlichkeit und Dankbarkeit in einem hervorkehren würde.« Deb klang trotzig.
    »Was diese Situation bei mir automatisch hervorkehrt, sind Verbitterung und Wut. Wenn man Krebs hat, kann man endlich machen, was man will.«
    »Aber du kannst doch jetzt endlich einmal sehen, wie sehr du von deinen Freunden und der Familie geliebt wirst. Shep sagt, es sei total mühsam, deine Besucher zu organisieren, weil dich so viele Leute sehen wollen. Du solltest diese Zeit als Segen empfinden.«
    »Sie ist aber ein Fluch. Und zwar dank solcher mieser Moralpredigten von Leuten wie dir, die keine Ahnung haben, was sie da sagen.«
    Aus unerfindlichen Gründen fing Deb nun zu schnaufen an.
    »Ich will aber trotzdem, dass du weißt, dass ich dich immer dafür bewundert habe, dass du …« Schnauf-schnauf . »Du warst eine liebende Ehefrau, du hast zwei … zwei … zwei wunderbare Kinder aufgezogen. Denk immer daran, dass …« Schnauf-schnauf-schnauf , »… dass ich stolz war, dich als Schwester gehabt zu haben!«
    »Pass mit deiner verdammten Zeitform auf«, warf Glynis ihrer Schwester hinterher wie einen wütend vom Nachttisch gegriffenen Schuh, während sich Deb mit einem Inhalationsgerät in der Hand aus der Tür flüchtete.
    »Das ist ja wie beim Hahnenkampf«, sagte Ruby, als Hetty ihre schluchzende Jüngste an sich drückte und ihr den Rücken tätschelte. »Der Bantamchampion aus Zimmer 833 macht alle zu Hackfleisch. Wünsch mir Glück.«
    »Mach’s kurz«, sagte Shep.
    »Worauf du dich verlassen kannst«, sagte Ruby. »Ich werde fliehen, solange ich meine Schwanzfedern noch vollzählig beisammen habe.«
    Vielleicht aus Rücksicht auf die Tatsache, dass

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