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Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition)

Titel: Dieses Leben, das wir haben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lionel Shriver
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dich mit allem so quälst, Glynis. Ich hab nie verstanden, warum.«
    »Würdest du ohnehin nicht.«
    »Das Leben ist zu kurz für deine ständigen Selbstzweifel. Vielleicht lernst du das jetzt. Die anderen Künstler, die ich ausstelle, machen einfach ihre Sachen. Und dann machen sie wieder neue Sachen. Da ist nicht jedes Stück eine so unendlich schwere Geburt.«
    »Ja. Jedes Stück ist nun mal eine schwere Geburt . Und darf ich dich erinnern, wie du mir aufs Brot geschmiert hast, wie mondän und weltgewandt Tuscon geworden sei und wie dein Laden nicht irgendein unbedeutender Laden, sondern eine wegweisende Institution in einer Kunstmetropole sei . Und wie ich dir angeboten habe, ein oder zwei Arbeiten von mir beizusteuern, und du trotzdem abgelehnt hast?«
    »Über all das haben wir doch schon geredet! Da hatten wir längst den Namen zu ›Navajo & Co.‹ geändert und uns auf die Kunst der Navajo und Pueblo spezialisiert und nebenbei andere Stücke ausgestellt, hauptsächlich von Künstlern aus dem Südwesten mit entsprechenden Einflüssen. Deine Arbeiten hätten total rausgestochen, sie hätten nicht gepasst. Sie sind viel zu … streng, zu … zeitgenössisch.«
    »Gott, wie ich diese Ethnoscheiße hasse«, grummelte Glynis.
    Ruby stellte ihre Füße auf den Boden und klatschte sich auf die Schenkel. »Warum müssen wir das alles wieder durchkauen? Ist dieser Kleinkrieg jetzt nicht trivial? Ist das jetzt nicht total idiotisch?«
    »Worüber willst du dich denn sonst unterhalten? Über den Irak? Über Terri Schiavo?«
    »Vielleicht darüber, dass wir uns immer noch lieb haben, oder so.«
    »Gut. Wir haben uns immer noch lieb«, sagte Glynis. »Abgehakt. Weiter.«
    Es folgte ein beklommenes Schweigen; offenbar wussten beide nicht weiter.
    »Jedenfalls kann mir der Irak jetzt den Buckel runterrutschen«, murmelte Glynis. »Genau wie Terri Schiavo. Sollen sie doch alle draufgehen. Globale Erwärmung, atomare Aufrüstung, Wasserknappheit, meinetwegen gern. Erdbeben, Fluten und Vogelgrippe, sehr gern. Wenn der weltweite Ölvorrat bis 2007 aufgebraucht ist, breche ich in Jubelgeschrei aus. Wenn der ganze Laden nach einem Asteroideneinschlag in Flammen aufgeht – nichts wäre mir lieber.«
    »Mein Gott, Glyn. Krank zu sein scheint wohl nicht in jedem das Beste hervorzukehren.«
    »Vielleicht ja doch«, sagte Glynis und setzte sich mühsam in den Kissen auf. »Aber vielleicht ist für mich das Beste in mir nicht gleich für dich das Beste in mir. Vielleicht ist Gehässigkeit, Rachsucht und Missgunst für mich ja das Beste. Ja, ganz genau so sieht’s aus: Ich wünschte mir, dass alle anderen so krank wären wie ich.«
    »Ich soll aufpassen, dass du dich nicht überanstrengst«, sagte Ruby, wobei sie diejenige war, die sich anhörte, als wäre sie fix und fertig. »Vielleicht bis morgen?«
    »Toll. Dann reden wir noch mal eine halbe Stunde darüber, wie lieb wir uns alle haben.«
    »Wie du willst, Glynis.«
    »Nein, nein, ich versteh schon. Es geht nicht darum, was ich will. Offensichtlich gibt es hier irgendein Drehbuch, an das ich mich halten soll.«
    ALS RUBY AUS dem Zimmer trat, schlug Shep vor, zu viert in das dominikanische Café auf der anderen Straßenseite zu gehen, während Hetty, wie ihr Schwiegersohn betonte, nur mal eben bei Glynis reinschaute . Mit nur einem Teil von Glynis’ Clan zu plaudern hatte seinen Reiz; wenn ganze Familien zusammenkommen, kann keiner hinter dem Rücken des anderen lästern, und man hat sich nichts zu sagen.
    Sie nahmen in einer Sitzecke Platz. Jackson war etwas flau, und er spürte ein heißes Pulsieren, über das er lieber nicht nachdenken wollte. Es war nicht der richtige Moment, um seine eigenen Probleme zu wälzen; im Prinzip hatte er ja nicht mal ein Problem. Es war die Lösung eines Problems, und die Heilung dauerte einfach nur ein bisschen länger. Dieses seltsam  Verklumpte, die Wölbung … Es war nur eine Schwellung, eine ganz normale Schwellung, und die würde abklingen. Er kämpfte gegen den Drang, die Herrentoilette aufzusuchen und erneut einen Blick daraufzuwerfen, wobei er nirgends eine entdecken konnte; öffentliche Toiletten in dieser zweifelhaften Gegend zogen bloß die Obdachlosen an. Also setzte er sich mit gespreizten Beinen hin, um Luft dranzulassen. Mit einem Knie stieß er dabei gegen Sheps Bein, und als Jackson das Bein nicht wieder wegzog, warf ihm sein Freund einen fragenden Blick zu.
    »Also ehrlich, so viel böses Blut, weil ich ihre Sachen nicht in

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