DIESES MAL IST ALLES ANDERS
widerlegt.
Als die »Subprime-Finanzkrise« (wie sie anfangs genannt wurde) im Sommer 2007 ihren Lauf nahm, hätte man nach einer flüchtigen Lektüre der globalen Finanzpresse zu dem Schluss kommen können, die Weltwirtschaft steuere auf ein dunkles und unbekanntes Terrain zu. Nachdem die Ereignisse im Frühherbst 2008 jedoch in eine extrem schlechte Richtung steuerten, nahm ein Großteil der Kommentare einen apokalyptischen Ton an, der normalerweise für die Beschreibung von Bedrohungen reserviert ist, die ein potenzielles Ende der menschlichen Zivilisation (wie wir sie kennen) bedeuten. Hätten die politischen Entscheidungsträger jedoch einen Blick auf die jüngere Geschichte der Finanzkrisen geworfen, hätten sie festgestellt, dass sie wichtige qualitative und quantitative Anhaltspunkte für den Verlauf von Krisen bietet.
In den folgenden vier Kapiteln wollen wir genau das versuchen; dabei stützen wir uns auf der Suche nach Analogien auf Erfahrungen aus der Vergangenheit und erstellen unter Verwendung unseres Datensatzes quantitative Benchmarks. Da zahlreiche unserer Leser möglicherweise bei der jüngsten Krise beginnen möchten, haben wir unser Bestes getan, um diesen Teil des Buches zu einem in sich abgeschlossenen Abschnitt zu machen, in dem wir zentrale Themen aus vorhergehenden Kapiteln nach Bedarf noch einmal aufgreifen und wiederholen.
Im ersten Kapitel dieses Teils – Kapitel 13 – beginnen wir mit einem Überblick über die Geschichte der Bankenkrisen, der dem Leser eine Meinungsbildung zur derzeitigen Krise erleichtern soll. Besondere Aufmerksamkeit werden wir dabei der Debatte über die massiven globalen Ungleichgewichte in den Leistungsbilanzen schenken, die der Krise vorausgingen, und – wie einige sagen würden – zu ihrer Auslösung beitrugen. Wie wir darlegen werden, war die exzessive US-Auslandsverschuldung, die vor der Krise stattfand (und sich in einer Abfolge massiver Leistungs- und Handelsbilanzdefizite manifestierte) keineswegs das einzige Alarmsignal. Tatsächlich wies die US-Wirtschaft, die im Epizentrum der Krise stand und steht, zahlreiche weitere Signale auf, die anzeigten, dass das Land am Rande einer schweren Finanzkrise stand. Andere Kennziffern wie zum Beispiel die Assetpreisinflation, von der vor allem der Immobiliensektor betroffen war, die zunehmende Verschuldung der Privathaushalte sowie die sich abkühlende Wirtschaft – allesamt führende Standardindikatoren für eine Finanzkrise – zeigten beunruhigende Symptome. Aus rein quantitativer Perspektive boten die USA im Vorfeld der Finanzkrise alle Zeichen eines aufkommenden Sturms. Natürlich waren die USA nicht das einzige Land, das die klassischen Alarmsignale einer Finanzkrise aufwies; in Großbritannien, Irland und Spanien – neben anderen Ländern – ließen sich viele ähnliche Symptome feststellen.
Im anschließenden Kapitel – Kapitel 14 – werden wir den Vergleich zwischen vergangenen Krisen und der jüngsten Krise ausweiten, indem wir die Nachwirkungen schwerer Finanzkrisen untersuchen. Zur Erweiterung unseres Datensatzes werden wir eine Reihe relativ bekannter Episoden in aufstrebenden Ökonomien anführen. Wie wir in Kapitel 10 zum Thema Bankenkrisen gesehen haben, sind sich die Auswirkungen von Finanzkrisen in entwickelten und aufstrebenden Ökonomien überraschend ähnlich (zumindest in einigen zentralen Bereichen). Somit erscheint diese Erweiterung logisch. Bei den meisten Krisen, die wir als Vergleichsgruppe verwenden, geht es um Krisen seit dem Zweiten Weltkrieg. Nur am Ende des Kapitels stellen wir Vergleiche mit der Großen Depression an. Es lässt sich plausibel argumentieren, dass in den frühen Phasen der Großen Depressionen eine viel zu passive makroökonomische Politik betrieben wurde. Tatsächlich waren die Anstrengungen zur Wahrung eines ausgeglichenen Staatshaushalts nach den rückläufigen Steuereinnahmen wahrscheinlich zutiefst kontraproduktiv, während die mangelnde Bereitschaft, den Goldstandard abzuschaffen, in vielen Ländern zur Deflation beitrug. Dennoch sind die Vergleiche wichtig, weil keine andere Finanzkrise seit der Großen Depression annähernd globale Ausmaße angenommen hat.
Im darauffolgenden Kapitel – Kapitel 15 – werden wir untersuchen, wie sich Krisen von einem Land auf das nächste übertragen, angefangen von finanziellen Verknüpfungen über den Handel bis zu gemeinsamen Faktoren wie Technologie und geopolitische Schocks. Außerdem werden wir eine
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