DIESES MAL IST ALLES ANDERS
welche die Indizes für 18 entwickelte Ökonomien darstellt. Die Erfahrung vor dem Zweiten Weltkrieg war von häufigen und schweren Krisen geprägt, die von der Bankenkrisen-getriebenen »globalen« Panik im Jahr 1907 bis zu den Schulden- und Inflationskrisen reichte, die mit dem Zweiten Weltkrieg und ihren Nachwirkungen assoziiert werden. 10
Seit dem Zweiten Weltkrieg haben sich verschiedene Turbulenzen ereignet: die Inflationssprünge, die Mitte der 1970er-Jahre die ersten Ölschocks begleiteten; die Rezessionen, die mit dem Rückgang der Inflation Anfang der 1980er-Jahre einhergingen; die schweren Bankenkrisen in den skandinavischen Ländern und Japan Anfang der 1990er-Jahre sowie das Platzen der Dotcom-Blase Anfang der 2000er-Jahre. Diese Krisenepisoden verblassen allerdings im Vergleich mit den Krisen vor dem Zweiten Weltkrieg und der globalen Kontraktion in 2008, die in den mehr als 60 Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg (bei Weitem) ohne Parallele ist (Abbildung 16.3). Wie ihre Vorgänger aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist die Krise von 2008 sowohl im Hinblick auf ihre Größenordnung als auch ihre globale Reichweite gravierend, wie eine große Zahl von krisengeschüttelten Ländern deutlich macht. Fast alle Börsen der Welt brachen ein. Mit dem Platzen der Assetpreisblase kam es zu einer Welle von Bankenkrisen, in deren Rahmen sich offenbarte, in welchem Ausmaß Hebel eingesetzt worden waren. Die Währungszusammenbrüche gegenüber dem US-Dollar in entwickelten Ökonomien erreichten die Größenordnung und die Volatilität von Börsenkrächen in aufstrebenden Ökonomien.
Eine wachsende Zahl an wissenschaftlichen Publikationen, einschließlich der Beiträge von McConnell und Perez-Quir Ó s sowie Blanchard und Simon, hatte die Abnahme verschiedener Aspekte der makroökonomischen Volatilität nach Mitte der 1980er-Jahre dokumentiert, was wahrscheinlich das Ergebnis einer globalen Phase der geringen Inflation war. Diese Phase wurde in den USA und anderen Ländern als »Great Moderation« bezeichnet. 11 Systemische Krisen und eine geringe makroökonomische Volatilität gehen jedoch nicht Hand in Hand; der drastische Anstieg der Volatilität während der Zweiten Großen Kontraktion, die im Jahr 2007 begann, zeigt sich auf den Assetmärkten – einschließlich der Immobilien- und Aktienmärkte und der Wechselkurse. Außerdem sind sie in den makroökonomischen Gesamtzahlen offenkundig, zum Beispiel bei Wirtschaftsleistung, Handel und Beschäftigung. Es bleibt abzuwarten, wie Ökonomen die »Great Moderation« und ihre Ursachen nach Abflauen der Krise bewerten.
Für viele Schwellen- und Transformationsländer war die »Great Moderation« eine flüchtige Phase. Immerhin waren die Schuldenkrisen der 1980er-Jahre genauso weit verbreitet und gravierend wie die Krisen der 1930er-Jahre (Abbildung 16.2). Diese Krisenepisoden, die in unterschiedlichem Ausmaß Afrika, Asien und Lateinamerika betrafen, beinhalteten häufig eine Kombination aus Schuldenkrisen, chronischer Inflation und anhaltenden Bankenkrisen. Nach der Lösung der Schuldenkrisen der 1980er-Jahre kam es Anfang der 1990er-Jahre zu neuen Erschütterungen, diesmal ausgelöst von den osteuropäischen Ländern und der ehemaligen Sowjetunion. Die mexikanische Krise in 1994 bis 1995 und ihr Widerhall in Lateinamerika, die schwere Asienkrise, die im Sommer 1997 begann, und die weitreichende russische Krise im Jahr 1998 ließen die aufstrebenden Ökonomien nicht zur Ruhe kommen. Diese Serie von Krisen kulminierte in Argentiniens Rekordzahlungsausfall und Implosion in den Jahren 2001 bis 2002. 12
Bis zur Krise, die im Sommer 2007 in den USA ihren Anfang nahm und ein Jahr später globale Ausmaße erreicht hatte, hatten die aufstrebenden Ökonomien eine Periode der Ruhe und sogar des Wohlstands genossen. In den Jahren von 2003 bis 2007 waren die Bedingungen für das Wachstum der Weltwirtschaft günstig, die Rohstoffpreise boomten und die weltweiten Zinssätze waren niedrig und verbilligten die Kredite. Fünf Jahre sind jedoch eine zu kurze Zeitspanne, um zu erwägen, die Argumente der »Great Moderation« auf Schwellen- und Transformationsländer auszudehnen. Tatsächlich haben die Ereignisse der letzten zwei Jahre die Volatilität beinahe flächendeckend neu entfacht.
Regionale Beobachtungen
Als Nächstes werfen wir einen Blick auf das regionale Krisenprofil. In den Abbildungen 16.2 und 16.3 wurden nach Ländergröße gewichtete Durchschnittswerte
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