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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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veränderte das relative und absolute Abschneiden der Region bis in die zweite Hälfte der 1990er-Jahre. In den schlimmsten Momenten Lateinamerikas Ende der 1980er-Jahre – bevor im Rahmen des Brady-Plans von 1987 (in Infobox 5.3 beschrieben) die Auslandsschulden der lateinamerikanischen Nationen restrukturiert wurden und während Argentinien, Brasilien und Peru in Hyperinflation gefangen waren – erlebte die Region im Schnitt fast drei Krisen pro Jahr, wie sich am Krisenindex ablesen lässt. 13
    Definition einer globalen Finanzkrise
    Zwar können die von uns entwickelten Indizes für Finanzkrisen für die Bewertung der Schwere einer globalen Finanzkrise sehr nützlich sein, dennoch brauchen wir einen Algorithmus, der ein breiteres Spektrum abdeckt, um eine systematische Beschreibung echter Krisen liefern zu können, damit wir zum Beispiel Krisen ausschließen können, die auf der globalen Skala zwar einen hohen Wert erreichen, aber nur eine große Region betreffen. Wir empfehlen die Verwendung der Arbeitsdefinition einer globalen Finanzkrise, wie sie in Infobox 16.1 beschrieben ist.
    Globale Finanzkrisen: ökonomische Effekte
    Als Nächstes wenden wir uns zwei wichtigen Faktoren zu, die mit globalen Krisen assoziiert werden und die beide in der jüngsten globalen Kontraktion zu finden sind. Erstens: die Effekte der Krise auf Höhe und Volatilität der Wirtschaftsleistung, grob definiert und gemessen von den weltweiten Gesamtzahlen zu den Aktienkursen, dem realen BIP und zum Handel. Und zweitens: ihre relative Synchronizität über die Länder, die sich in Assetmärkten sowie in Handelstrends und anderen Statistiken zu bestimmten Wirtschaftssektoren, zum Beispiel dem Immobilienmarkt, bemerkbar macht. Der Schwerpunkt unserer Diskussion liegt auf den letzten beiden globalen Krisen – der Großen Depression der 1930er-Jahre und der Zweiten Großen Kontraktion –, für welche die Dokumentation am vollständigsten ist. Offensichtlich liefert uns die Betrachtung dieses breiten Spektrums an makroökonomischen Daten ein wesentlich nuancierteres Bild einer Krise.
    Infobox 16.1 Globale Finanzkrisen: eine Arbeitsdefinition
    Grob gesagt, enthält eine globale Krise vier Elemente, die sie von einer regionalen oder weniger virulenten Krise über mehrere Länder unterscheiden:
    1. Ein oder mehrere globale Finanzzentren steckt beziehungsweise stecken in einer systemischen (oder gravierenden) Krise irgendeines Typus. Diese »Anforderung« stellt sicher, dass mindestens ein betroffenes Land einen erheblichen (wenngleich nicht unbedingt dominanten) Anteil am weltweiten BIP hat. Krisen in globalen Finanzzentren beeinträchtigen zudem auf direkte oder indirekte Weise Finanzströme in zahlreiche andere Länder. Ein Beispiel für ein solches Finanzzentrum ist ein Kreditgeber für andere Länder, wie es Großbritannien während des Kreditbooms in den 1820er-Jahren für »aufstrebende Ökonomien« war und die USA Ende der 1920er-Jahre für Lateinamerika.
    2. Die Krise erstreckt sich auf zwei oder mehrere unterschiedliche Regionen.
    3. Die Zahl der Länder, die sich in einer Krise befinden, beträgt drei oder mehr. Mit der Zählung der betroffenen Länder wird gewährleistet, dass eine Krise in einem großen Land, wie zum Beispiel Brasilien in Lateinamerika oder China beziehungsweise Japan in Asien, nicht ausreicht, um die Krisenepisode zu definieren.
    4. Unser kombinierter, BIP-gewichteter Indexdurchschnitt der globalen Finanzkrisen liegt mindestens eine Standardabweichung über Normalwert.
    Ausgewählte Episoden globaler, regionaler oder mehrere Länder betreffender Wirtschaftskrisen
Episode
Typ
Am stärksten betroffene globale Finanzzentren
Mindestens zwei unterschiedliche Regionen
Zahl der Länder in jeder Region
Die Krise von 1925–1926
Global
Großbritannien
Europa und Lateinamerika
Griechenland und Portugal sowie praktisch alle frisch in die Unabhängigkeit entlassenen lateinamerikanischen Länder konnten ihre Auslandsschulden nicht bezahlen.
Die Panik von 1907
Global
USA
Europa, Asien und Lateinamerika
Frankreich, Italien, Japan, Mexiko und Chile waren besonders von den Bankpaniken betroffen.
Episode
Typ
Am stärksten betroffene globale Finanzzentren
Mindestens zwei unterschiedliche Regionen
Zahl der Länder in jeder Region
Die Große Depression 1929–1938
Global
USA und Frankreich
Alle Regionen
Mit Ausnahme einer hohen Inflation waren keine anderen Krisenmanifestationen vorhanden.
Die Schuldenkrisen der 1980er-Jahre
Mehrere

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