DIESES MAL IST ALLES ANDERS
dargestellt. Damit kein Land die regionalen Profile dominiert, fokussiert die verbleibende Diskussion auf ungewichtete einfache Durchschnittswerte für Afrika, Asien und Lateinamerika. In den Abbildungen 16.4 bis 16.6 zeigen wir regionale Gesamtzahlen für die Zeit von 1800 bis 2008 für Asien und Lateinamerika sowie die erst seit jüngerer Zeit unabhängigen afrikanischen Staaten für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Abbildung 16.4 Krisenvarianten: Afrika, 1900–2008
Quelle: Berechnungen der Autoren auf Basis der in den Anhängen A.1 bis A.3 genannten Quellen.
Für Afrika beginnt der regionale kombinierte Index für Finanzturbulenzen eigentlich in den 1950er-Jahren (Abbildung 16.4), da lediglich Südafrika (1910) vor dieser Zeit ein souveräner Staat war. Allerdings verfügen wir über reichlich Daten zu Preisen und Wechselkursen für die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, daher werden zahlreiche Krisen aus der Zeit vor Erlangung der Unabhängigkeit (einschließlich einiger gravierender Bankenkrisen in Südafrika), das heißt für die Kolonialzeit, datiert und integriert. Der Index schießt von einem niedrigen Stand, der in den 1950er-Jahren bei fast null lag, in den 1980er-Jahren in die Höhe. Die 13 afrikanischen Länder unserer Stichprobe erlebten in den schlimmsten Jahren der 1980er-Jahre im Schnitt zwei simultane Krisen. In allen Fällen außer Mauritius, das niemals in eine Schuldenkrise geriet und dessen Schulden nie restrukturiert werden mussten, handelte es sich bei den Krisen um eine beliebige Kombination unserer Krisenvarianten. Der Rückgang der durchschnittlichen Krisenzahl in den 1990er-Jahren spiegelte vor allem eine Verringerung der Häufigkeit von Inflationskrisen und die schließliche (wenngleich langwierige) Lösung der ein Jahrzehnt währenden Schuldenkrisen der 1980er-Jahre wider.
Abbildung 16.5 Krisenvarianten: Asien, 1800–2008
Quelle: Berechnungen der Autoren auf Basis der in den Anhängen A.1 bis A.3 genannten Quellen.
Abbildung 16.6 Krisenvarianten: Lateinamerika, 1800–2008
Quelle: Berechnungen der Autoren auf Basis der in den Anhängen A.1 bis A.3 genannten Quellen.
Anmerkung: Die Hyperinflationen in Argentinien, Bolivien, Brasilien, Nicaragua und Peru führen zu einem steilen Anstieg des Indexes (was sich in den Kurvenausschlägen für die ausgehenden 1980er- und den Beginn der 1990er-Jahre widerspiegelt), weil alle diese Episoden den maximalen Wert von 5 erreichen.
Der regionale kombinierte Krisenindex für Asien (Abbildung 16.5) erstreckt sich auf den Zeitraum von 1800 bis 2008, da China, Japan und Thailand in dieser Zeit unabhängige Staaten waren. Die übrigen asiatischen Länder der Stichprobe, die fast gleich nach dem Zweiten Weltkrieg die Unabhängigkeit erlangten, schließen sich dem regionalen Durchschnitt an. Das Profil für Asien unterstreicht eine Aussage, die wir bereits mehrmals getroffen haben: Die Behauptung, die asiatischen »Tigerstaaten« beziehungsweise »Wirtschaftswunderländer« seien in den drei Jahrzehnten vor 1997 wirtschaftlich überlegen gewesen, war im Hinblick auf die lokale Historie naiv. Die Region hatte nach den Standards der damaligen Zeit mehrere anhaltende Phasen der wirtschaftlichen Instabilität erlebt. Die gravierendsten Krisen ereigneten sich in den Jahren zwischen den beiden Weltkriegen. In dieser Zeit erlebte China eine Hyperinflation, mehrere Schuldenkrisen, mehr als eine Bankenkrise und zahllose Währungen sowie Währungsumwandlungen. Japan erlebte zahlreiche Banken-, Inflations- und Wechselkurskrisen, die 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Zahlungsausfall bei seinen Auslandsschulden, dem Einfrieren der Bankeinlagen und einer Beinahe-Hyperinflation (nahe der 600-Prozent-Grenze) kulminierten.
Vielleicht wäre Lateinamerika wirtschaftlich stabiler gewesen, wenn es die Notenpressen nie über den Atlantik geschafft hätten (Abbildung 16.6). Bevor Lateinamerikas langer Kampf gegen Hoch-, Hyper- und chronische Inflation in den 1970er-Jahren eine ungünstige Wende nahm, entsprach der durchschnittliche Krisenindex dieser Region ziemlich genau dem Durchschnitt der übrigen Welt. Trotz periodischer Zahlungsausfälle, Währungszusammenbrüchen und Bankenkrisen überstieg der Durchschnitt nie eine Krise pro Jahr, was sich für eine lange Zeit gegenüber anderen Regionen leicht positiv ausnahm. Der Anstieg der Inflation (der vor den berühmten Schuldenkrisen der 1980er-Jahre – dem »verlorenen Jahrzehnt« – begann)
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