DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Großen Depression des vergangenen Jahrhunderts bis zur jüngsten Zweiten Großen Kontraktion reichen. Wir haben gesehen, dass das von dieser Kontraktion – der ersten globalen Finanzkrise des 21. Jahrhunderts – ausgelöste Trauma in jeder Hinsicht außerordentlich groß ist. Dass seine makroökonomischen Auswirkungen lediglich in der schwersten globalen Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg bestanden haben und nicht schlimmer ausgefallen sind, muss als glückliches Schicksal betrachtet werden.
TEIL VI: WAS HABEN WIR DARAUS GELERNT?
Es gibt nichts Neues, außer dem, was vergessen wurde.
– Rose Bertin
Gedanken über Frühwarnsysteme , die dauerhafte Befreiung von Krisen, politische Antworten und die Schwächen der menschlichen Natur
Wir sind am Ende einer langen Reise, die uns von den Schuldenkrisen und Währungszusammenbrüchen des vorindustriellen Europas zur ersten globalen Finanzkrise des 21. Jahrhunderts geführt hat – der Zweiten Großen Kontraktion. Welche Erkenntnisse hat unsere Reise durch die Geschichte enthüllt, die uns dabei helfen könnten, Finanzkrisen in der Zukunft zu verhindern? In Kapitel 13, das von den Ereignissen im Vorfeld der Subprime-Krise von 2007 handelte, haben wir geschrieben, es wäre hilfreich, einige grundlegende makroökonomische Zeitreihen über Immobilienpreise und Schulden zu verfolgen und mit historischen Benchmarks aus vergangenen tiefen Krisen abzugleichen. Doch lässt sich noch mehr sagen? In diesem Kapitel beginnen wir mit einer kurzen Betrachtung des »Krisenfrühwarnsystems«. Wir geben zu, dass es bisher nur einen bescheidenen Erfolg zu verzeichnen hat. Auf Basis der ersten Ergebnisse wagen wir allerdings die Behauptung, dass es gewaltigen Raum für eine internationale Aufsichtsbehörde gibt, und zwar durch die Verbesserung der aktuellen Datenberichterstattung sowie durch die Entwicklung langfristiger Zeitreihen (unser Basisansatz) – mit dem Ziel, Muster und statistische Regelmäßigkeiten in den Daten zu erkennen und auszuweiten.
Besonders nützlich wären zunächst länderübergreifende Daten zur Verschuldung, die eine große Zeitspanne abdecken. Idealerweise würden sich die Daten über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erstrecken, um eine statistische Analyse zu ermöglichen. Wir haben einen signifikanten Schritt unternommen, indem wir bisher kaum bekannte Daten über öffentliche Schulden für 66 Länder und über einen Zeitraum von fast 100 Jahren analysiert haben. Für die meisten Länder beinhalten unsere langfristigen Zeitreihen jedoch lediglich die Schulden der Zentral- beziehungsweise Bundesregierung – und keine Schulden auf Länder-, Bundesstaats- oder Provinzebene. Es wäre hilfreich, differenziertere Messgrößen zur Verfügung zu haben, welche die Schulden quasi-staatlicher Unternehmen sowie implizite Garantien über Verbindlichkeiten berücksichtigen. Extrem hilfreich wären außerdem langfristige Zeitreihen über Verbraucher-, Banken- und Unternehmensschulden. Wir wissen, dass das Sammeln solcher Informationen für die meisten Länder sehr schwer sein wird, doch es ist unsere feste Überzeugung, dass sich wesentlich mehr Daten sammeln lassen, als bisher geschehen. Und während die hier verwendeten (in Kapitel 10, 13, 14 und 16) Zeitreihen zu den Immobilienpreisen (dank Nutzung eines wesentlich breiteren Länderspektrums, einschließlich aufstrebender Ökonomien) eine erhebliche Verbesserung gegenüber früheren Studien darstellen, wäre es sehr nützlich, wenn die Daten noch mehr Länder und eine noch längere Zeitspanne erfassen würden.
Der zweite Abschnitt dieses abschließenden Kapitels untersucht die potenzielle Rolle multilateraler Finanzinstitute wie des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei der Sammlung und Beobachtung der Daten über Inlandsstaatsschulden, Immobilienpreise und andere Themen. Es ist äußerst bemerkenswert, dass zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Buches keine einzige internationale Behörde von globaler Reichweite diese Daten liefert oder ihre Mitgliedstaaten dazu drängt, diese Daten zu liefern. Wir sind der Auffassung, dass es selbst bei Vorhandensein besserer Daten zu den Risiken äußerst wünschenswert wäre, eine neue, unabhängige internationale Institution zu schaffen, die dazu beiträgt, internationale Finanzregulierungen zu entwickeln und durchzusetzen. Unser Argument stützt sich nicht nur auf die Notwendigkeit einer besseren länderübergreifenden Koordination von Regeln, sondern auch auf die
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