DIESES MAL IST ALLES ANDERS
muss nicht ausdrücklich an eine Fremdwährung gebunden sein), entsteht zwischen der Stützung des Wechselkurses und der Funktion als Kreditgeber letzter Instanz für krisengeschüttelte Unternehmen eine politische Inkonsistenz. Die zahlreichen Erfahrungen in diesen Studien legen nahe, dass sich das Wechselkursziel meistens der Rolle der Zentralbank als Kreditgeber letzter Instanz unterzuordnen hat. Selbst wenn eine Zentralbank der krisengebeutelten Finanzwirtschaft nur in begrenztem Maße Kredit gewährt, ist sie unter Umständen weniger bereit, eine Politik zur Verteidigung der Zinssätze zu verfolgen, um die Währung zu stützen, als es bei einer gesunden Finanzwirtschaft der Fall wäre. Das führt zu der in Abbildung 16.12 dargestellten Phase des »Währungszusammenbruchs«. Die Abwertung beziehungsweise Wertminderung der Währung, wie es auch sein mag, verkompliziert die Situation auf (mindestens) dreifache Weise: (1) Sie verschärft das Problem für Banken, die Kredite in Fremdwährung aufgenommen haben, indem sie das Ungleichgewicht zwischen den Währungen vergrößert; 27 (2) sie steigert üblicherweise die Inflation (wie sehr sich die Währungskrise in Bezug auf eine höhere Inflation auswirkt, ist von Land zu Land sehr verschieden, da sich der Einfluss von Wechselkursen auf die Preise in Ländern mit einer Historie sehr hoher und chronischer Inflation üblicherweise sehr viel gravierender und schneller bemerkbar macht); 28 und (3) die Währungsabwertung erhöht das Risiko eines Zahlungsausfalls bei Inlands- und Auslandsschulden, wenn die Schulden der Regierung auf Fremdwährung lauten.
In diesem Stadium erreicht die Bankenkrise entweder im Anschluss an den Währungszusammenbruch ihren Höhepunkt (wenn es zu keinem Zahlungsausfall kommt) oder sie verschärft sich mit zunehmender Ausbreitung der Krise und der Entwicklung der Wirtschaft in Richtung Zahlungsausfall (siehe Abbildung 16.12). 29 In unserer Analyse der Inlands- und Auslandsschuldenkrisen haben wir keine feste Abfolge zwischen diesen Krisenereignissen festgestellt. Zahlungsausfälle bei Inlandsschulden haben sich ohne ersichtliches Muster vor, während und nach Zahlungsausfällen bei Auslandsschulden ereignet. Was die Inflation betrifft, weisen die in Kapitel 9 präsentierten Erkenntnisse ausnahmslos auf einen deutlichen Anstieg der Inflation nach einem Zahlungsausfall hin, vor allem nach einem Zwillingszahlungsausfall (bei Inlands- und Auslandsschulden gleichzeitig). Der Bereich unserer Analyse, die hier zusammengefasst dargestellt wird, erstreckt sich nicht auf die abschließende Phase der Krisenlösung.
Wir sollten hier anmerken, dass Währungszusammenbrüche tendenziell noch ernster sind, wenn Regierungen den Wechselkurs explizit oder implizit (oder beinahe) fixiert haben. Selbst eine implizite Garantie der Wechselkursstabilität kann Banken, Unternehmen und Bürger dazu verleiten, hohe Fremdwährungsverbindlichkeiten einzugehen, weil sie glauben, das Risiko einer plötzlichen Währungsabwertung, welche die Kosten des Schuldendienstes drastisch ansteigen lässt, sei gering. In gewissem Sinne ist der Kollaps einer Währung gleichzusetzen mit dem Kollaps einer Regierungsgarantie, auf die sich der Privatsektor möglicherweise verlassen hat, und daher stellt er die Nichteinlösung eines wichtigen Versprechens dar. Natürlich können große Wechselkursausschläge auch für Länder mit einem klaren und expliziten Regime floatender Wechselkurse traumatisch sein, vor allem wenn die Fremdwährungsverbindlichkeiten hoch sind und importierte Zwischenprodukte eine wichtige Rolle für die Produktion spielen. Allerdings ist dieses Trauma üblicherweise geringer, weil mit ihm kein Glaubwürdigkeitsverlust für die Regierung beziehungsweise die Zentralbank verbunden ist. Die hartnäckige und wiederkehrende Natur von Finanzkrisen in ihren unterschiedlichen Gewändern und über alle Jahrhunderte hinweg lässt uns daran zweifeln, dass es einfache Antworten auf die Frage gibt, wie sie sich am besten vermeiden lassen. In unserem abschließenden Kapitel skizzieren wir einige Fragestellungen im Hinblick auf die Aussichten für die Befreiung aus diesen destabilisierenden Boom-Bust-Zyklen.
Zusammenfassung
Dieses Kapitel hat unsere Perspektive in Bezug auf globale Krisen beträchtlich erweitert, indem es quantitative Messgrößen zur Verfügung stellt, die von unserem kombinierten Index für Finanzkrisen bis zu Vergleichen der Nachwirkungen von Krisen seit der
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