DIESES MAL IST ALLES ANDERS
Notwendigkeit, eine größere Unabhängigkeit von nationalem politischem Druck zu wahren.
Im dritten Abschnitt dieses Kapitels greifen wir erneut das Thema der dauerhaften Überwindung von Krisen auf, das in diesem Buch immer wieder auftaucht. Wie können sich Schwellen- und Transformationsländer von einer Historie der gehäuften Zahlungsausfälle und wiederkehrenden Hochinflationsphasen befreien? Eine zentrale Schlussfolgerung lautet, dass dies ein sehr langsamer Prozess ist und Glückwünsche oft verfrüht ausgesprochen werden.
Über Krisenfrühwarnsysteme
In den vorhergehenden Kapiteln haben wir einige Charakteristiken von Ereignissen im Vorfeld von Bankenkrisen sowie Verbindungen zwischen verschiedenen Krisentypen angesprochen (zum Beispiel zwischen Banken- und Auslandsschuldenkrisen oder zwischen Inflations- und Schuldenkrisen). Eine vollständige Analyse von Frühwarnsystemen zur Antizipierung von drohenden Banken-, Währungs- oder Schuldenkrisen würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Im Anschluss an die berühmte Mexiko-Krise 1994 bis 1995 und die noch bekanntere Asienkrise 1997 bis 1998 entstand eine umfangreiche empirische Literatur mit dem Versuch, die relativen Verdienste verschiedener makroökonomischer und Finanzindikatoren bei der korrekten »Anzeige« einer bevorstehenden Krise zu bestimmen. 1 Diese Arbeiten beschäftigten sich mit einer Vielzahl von Indikatoren und wendeten ein breites Spektrum an ökonometrischen Strategien und Krisenepisoden an, allerdings mit bescheidenem Erfolg. Wie bereits erwähnt, war die frühe Literatur notgedrungen auf den sehr begrenzten Datenbanken aufgebaut, die damals zur Verfügung standen und die für zahlreiche Länder keine relevanten Zeitreihen enthielten. Insbesondere fehlten meistens Daten über Immobilienmärkte – ein entscheidendes Element vieler Blasen und Episoden exzessiver Kreditfinanzierung –, weil diese Daten bis jetzt sehr lückenhaft waren.
Weil die Daten, auf denen dieses Buch basiert, die unabdingbaren Informationen über Preise für Wohnimmobilien für eine große Zahl entwickelter und aufstrebender Ökonomien in fast allen Regionen der Welt enthält, können wir uns nun darauf konzentrieren, diese wichtige Lücke in der Literatur über Frühwarnsysteme zu schließen. 2 Unsere Erhebung ist, was die Immobilienpreise betrifft, keineswegs endgültig. Ganz konkret sind wir dem Ansatz gefolgt, den Kaminsky und Reinhart in mehreren Beiträgen vorgeschlagen haben – dem sogenannten Signalansatz –, um zu untersuchen, an welcher Stelle der Indikatorenrangordnung die Immobilienpreise stehen. 3 Tabelle 17.1 präsentiert einige Highlights in Bezug auf Banken- und Währungskrisen. Wir haben die Stichprobe an Krisenepisoden im Hinblick auf andere Indikatoren weder überprüft noch aktualisiert oder erweitert. Unser Beitrag besteht darin, das Verhalten der Immobilienpreise mit dem Verhalten der anderen Indikatoren zu vergleichen, die in der entsprechenden Literatur üblicherweise verwendet werden.
TABELLE 17.1
Frühindikatoren für Banken- und Währungskrisen: ein Überblick
Rangordnung des Indikators (beste bis schlechteste Positionierung)
Beschreibung
Häufigkeit
Bankenkrisen
Beste Indikatoren
Reale Wechselkursrate
Abweichungen vom Trend
Monatlich
Reale Immobilienpreise a
Prozentuale Veränderung über einen Zwölfmonatszeitraum (bzw. jährlich)
Monatlich, quartalsweise, jährlich (je nach Land)
Kurzfristige Kapitalzuflüsse/BIP
In Prozent
Jährlich
Leistungsbilanz/Anlagen
In Prozent
Jährlich
Reale Aktienkurse
Prozentuale Veränderung über einen Zeitraum von zwölf Monaten
Monatlich
Schlechteste Indikatoren
Institutional-Investor -Rating (IIR) und Moody’s Länder-Rating
Veränderung im Index
Alle zwei Jahre (IIR), monatlich (Moody’s)
Terms of Trade
Prozentuale Veränderung über einen Zeitraum von zwölf Monaten
Monatlich
Währungszusammenbrüche
Beste Indikatoren
Reale Wechselkursrate
Abweichungen vom Trend
Monatlich
Bankenkrisen
Dichotome Variable
Monatlich oder jährlich
Leistungsbilanz/BIP
In Prozent
Jährlich
Reale Aktienkurse
Prozentuale Veränderung über einen Zeitraum von zwölf Monaten
Monatlich
Exporte
Prozentuale Veränderung über einen Zeitraum von zwölf Monaten
Monatlich
M2 ( umlaufende Geldmenge)/Devisenreserven
Prozentuale Veränderung über einen Zeitraum von zwölf Monaten
Monatlich
Schlechteste Indikatoren
Institutional-Investor- Rating (IIR) und Moody’s Länder-Rating
Veränderung im Index
Alle zwei Jahre (IIR),
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