DIESES MAL IST ALLES ANDERS
beginnen mit der Definition von Inflationskrisen – sowohl aufgrund ihrer Universalität und langen historischen Bedeutung als auch aufgrund der relativen Leichtigkeit und Klarheit, mit der sie sich identifizieren lassen. Weil wir daran interessiert sind, die Höhe des Zahlungsausfalls zu katalogisieren (durch Weginflationierung der Schulden), und nicht nur an der Häufigkeit von Inflationskrisen, werden wir versuchen, nicht nur den Beginn einer Inflations- oder Währungskrise zu bestimmen, sondern auch ihre Dauer. Viele Hochinflationsphasen lassen sich am besten als chronisch beschreiben – sie dauern viele Jahre, gelegentlich lösen sie sich auf und manchmal pendeln sie sich auf einem mittleren Niveau ein, bevor sie explodieren. Eine Reihe von Untersuchungen, darunter auch unsere eigene frühere Arbeit über die Klassifizierung von Wechselkursvereinbarungen nach dem Zweiten Weltkrieg, verwendet eine Zwölf-Monats-Inflationsschwelle von 40 Prozent oder mehr als Marke für eine Hochinflationsphase. Natürlich lässt sich argumentieren, die Effekte einer Inflation seien bereits auf einem wesentlich niedrigeren Niveau – sagen wir 10 Prozent – schädlich, doch die Kosten einer anhaltend moderaten Inflation sind weder theoretisch noch empirisch gut belegt. In unserer früheren Arbeit über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir die Trennmarke von 40 Prozent gewählt, weil ein ziemlich breiter Konsens darüber besteht, dass eine Inflation in dieser Höhe schädliche Effekte hat. Wo bedeutsam, sprechen wir auch über generelle Inflationstrends und niedrigere Höchststände. Hyperinflationen – Inflationsraten von 40 Prozent pro Monat – sind ein modernes Phänomen. Wie wir in Kapitel 12, das von Inflationskrisen handelt, sehen werden (vor allem in Tabelle 12.3), hält Ungarn im Jahr 1946 (ungeachtet der jüngsten Erfahrung Simbabwes) den Rekord in unserer Länderauswahl.
Für die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg ist selbst die Schwelle von 40 Prozent jährlich zu hoch, da die Inflationsraten damals wesentlich niedriger waren, insbesondere vor der Einführung der modernen Papierwährung (oft als »Fiatgeld« bezeichnet, da es keinen intrinsischen Wert hat und nur deswegen einen Wert besitzt, weil die Regierung per Gesetz erklärt, dass keine andere Währung als gesetzliches Zahlungsmittel für inländische Transaktionen erlaubt ist). Die mittleren Inflationsraten vor dem Ersten Weltkrieg lagen ein gutes Stück unter den Raten der jüngeren Vergangenheit: 0,5 Prozent jährlich für die Zeit von 1500 bis 1799 und 0,71 Prozent für die Zeit von 1800 bis 1913 – im Gegensatz zu 5,0 Prozent für die Jahre von 1914 bis 2006. In Zeiten mit wesentlich niedrigeren durchschnittlichen Inflationsraten und einer geringen Erwartung einer hohen Inflation konnten bereits wesentlich geringere Inflationsraten für eine Wirtschaft traumatisch und schockierend sein und galten daher als Krisen. 1 Um frühere Inflationsphasen auf sinnvolle Weise in diesem Buch zu berücksichtigen, wählen wir daher eine Inflationskrisenschwelle von 20 Prozent jährlich. An den meisten Punkten, an denen es nach unserer Ansicht eine Inflationskrise gab, scheinen unsere zentralen Thesen in Relation zu der von uns gewählten Schwelle robust zu sein. Zum Beispiel würde unsere These, dass es zu jedem beliebigen Zeitpunkt eine Krise gab, standhalten, wenn wir zur Definition von Inflationskrisen eine niedrigere Schwelle von – sagen wir – 15 Prozent oder eine höhere Schwelle von zum Beispiel 25 Prozent gewählt hätten. Vor dem Hintergrund, dass wir den größten Teil unseres Datensatzes online verfügbar gemacht haben, steht es den Lesern natürlich frei, ihre eigene Schwelle für die Definition einer Inflationskrise oder für andere quantitative Krisenbenchmarks zu setzen.
Währungszusammenbrüche
Um Währungszusammenbrüche zu datieren, folgen wir einer Variante eines Ansatzes, den Jeffrey Frankel und Andrew Rose eingeführt haben, die ausschließlich auf große Wechselkursherabsetzungen fokussiert und deren Basisschwelle (mit einigen Vorbehalten) bei 25 Prozent jährlich festliegt. 2 Diese Definition ist die sparsamste, da sie keine anderen Variablen, wie zum Beispiel Reserveverluste (Daten, die Regierungen oft eifersüchtig hüten und deren Veröffentlichung sie gelegentlich lange hinauszögern) und eine Anhebung der Zinssätze (die in Finanzsystemen unter sehr strenger Regierungskontrolle keine große Bedeutung haben, wie es bis vor relativ
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