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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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souveräner Staaten seitens der Regierungen der kreditgebenden Länder und internationaler Institutionen spielen. Es besteht jedoch die Gefahr, dass sich nicht immer leicht zwischen einem vermeidlichen und einem unvermeidlichen Zahlungsausfall unterscheiden lässt – das heißt zwischen einer Situation, in der das Schuldnerland so hoch verschuldet ist und so schlecht regiert wird, dass nur wenig dazugehört, einen Zahlungsausfall herbeizuführen, und einer Situation, in der das Land fundamental solide ist, aber das Vertrauen der Kreditgeber aufgrund eines vorübergehenden und leicht lösbaren Liquiditätsproblems zu verlieren droht. In der Aufregung einer Krise ist es für mögliche Retter (heute vor allem multilaterale Kreditgeber wie der IWF) eine große Versuchung, sich einzureden, es handele sich lediglich um ein Vertrauensproblem, das sich mit kurzfristigen Überbrückungskrediten lösen lässt, wenn es sich in Wirklichkeit um eine wesentlich ernstere Krise der mangelnden Solvenz und Zahlungsbereitschaft handelt.
    Partieller Zahlungsausfall und Umschuldung
    Bis jetzt haben wir die Frage, was genau einen Zahlungsausfall ausmacht, mehr oder weniger übergangen. In der Praxis handelt es sich bei den meisten Zahlungsausfällen um partielle und keine vollständigen Zahlungsausfälle, wenngleich Teilzahlungen manchmal erst nach langen Neuverhandlungen und zahlreichen Gesprächsrunden erreicht werden. Möglicherweise verfügen die Kreditgeber nicht über die Hebel (egal welche), um eine vollständige Schuldenrückzahlung zu erzwingen, aber sie verfügen typischerweise über genügend Hebel, um zumindest einen – oft sogar erheblichen – Teil ihres Geldes zurückzuerhalten. Selbst die berühmtesten Totalausfälle endeten typischerweise in einer partiellen Rückzahlung, wenngleich oft auch nur einer bescheidenen Summe und auch erst nach vielen Jahrzehnten. Die bolschewistische Regierung Russlands weigerte sich 1918, die Schulden des Zaren zurückzuzahlen. Doch als Russland 69 Jahre später wieder auf den Schuldenmärkten auftrat, musste es über eine symbolische Bezahlung seiner ausstehenden Schulden verhandeln.
    In den meisten Fällen handelt es sich bei der partiellen Rückzahlung jedoch um eine signifikante und keine symbolische Summe, wobei die Höhe der Rückzahlung vermutlich von der Art komplexer Kosten-Nutzen-Überlegungen bestimmt wird, die wir bereits angesprochen haben. Und genau weil die Rückzahlung oft das Ergebnis langer und strittiger Verhandlungen ist, lassen sich interessierte Beobachter häufig manipulieren. Zum Beispiel zeigen Bulow und Rogoff, dass wohlmeinende Drittorganisationen, wie internationale Kreditinstitutionen (zum Beispiel der IWF) oder die Regierungen der Gläubigerländer, oft dazu überredet werden, Begleitzahlungen zu leisten, um ein Abkommen über die Schuldenrückzahlung zu erreichen – so wie ein Immobilienmakler unter Umständen auf einen Teil seiner Courtage verzichtet, um ein Haus zu verkaufen. 15 Souveräne Schuldner und ihre Kreditgeber verfügen potenziell über Verhandlungsmacht gegenüber außenstehenden Parteien, wenn gescheiterte Verhandlungen den Handel beeinträchtigen und ernstere Probleme für das globale Finanzsystem erzeugen, wie zum Beispiel Ansteckungseffekte für andere Schuldnerländer. 16 Wie erwähnt, ist die Gründung des IWF nach dem Zweiten Weltkrieg mit kürzeren und häufigeren Episoden der Zahlungsausfälle souveräner Schuldner zusammengefallen. Dieses Phänomen steht im Einklang mit der Sicht, dass sich Zahlungsausfälle noch häufiger ereignen, als es ansonsten womöglich der Fall wäre, weil sowohl die Kreditgeber als auch die Schuldner wissen, dass sie im Zweifelsfall immer auf Unterstützung des IWF und der Regierungen der kreditgebenden Länder zählen können. (Später wurde die Manipulation von finanzkräftigen Dritten in der Literatur als »Moral Hazard« – moralisches Wagnis – der internationalen Kreditvergabe bezeichnet.)
    Der Aspekt des Feilschens über Schuldenkrisen souveräner Staaten trägt auch zur Erklärung bei, warum wir neben echten Zahlungsausfällen (partiellen oder vollständigen) auch »Umschuldungen« in unsere Definition von Schuldenkrisen souveräner Staaten aufnehmen. Bei einer typischen Umschuldung zwingt der Schuldner seine Gläubiger, eine Streckung der Rückzahlung zu akzeptieren, und oft auch, Zugeständnisse bei den Zinsen zu machen (in Relation zu den Marktzinsen). Die Rating-Agenturen (einschließlich

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