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DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
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internationale Schuldemissionen gebunden sind. Warum die Tendenz zur Aufnahme von Schulden mit einer relativ kurzen Laufzeit besteht, ist ein eigenes Thema. Zum Beispiel vertreten Diamond und Rajan die These, die Kreditgeber wollten sich die Option vorbehalten, Schuldner disziplinieren zu können, die sich eines »Fehlverhaltens« schuldig machen, das heißt die keine Ressourcen investieren, um die Sicherheit zukünftiger Rückzahlungen zu erhöhen. 11 Jeanne argumentiert: Weil Kredite mit kurzen Laufzeiten das Risiko einer Finanzkrise erhöhten (wenn diese Kredite oft nicht prolongiert werden können), seien die Länder zu mehr Disziplin gezwungen, was die Wirtschaftsleistung der Schuldner und der Gläubiger gleichermaßen verbessere. 12 Aus diesen und anderen ähnlichen Gründen seien die Zinssätze auf kurzfristige Kredite oft erheblich niedriger als auf langfristige Kredite. Derartige Argumente wurden auch über die Schuldenaufnahme in Fremdwährung geäußert.
    Wenn sich ein Land kurzfristig Geld leiht, muss es in jedem Fall nicht nur die Zinszahlungen finanzieren (entweder mit eigenen Ressourcen oder mit erneuter Kreditaufnahme), sondern es muss darüber hinaus auch den eigentlichen Kredit prolongieren. Eine Liquiditätskrise tritt ein, wenn ein Land, das sowohl bereit als auch in der Lage ist, seine Schulden langfristig zu bedienen, vorübergehend zahlungsunfähig wird. Diese Situation steht im Gegensatz zum sogenannten »Insolvenzproblem«, bei dem ein Land langfristig als zahlungsunwillig oder zahlungsunfähig eingeschätzt wird. Wenn sich ein Land lediglich in einer Liquiditätskrise befindet, kann eine dritte Partei (zum Beispiel ein multilateraler Kreditgeber, wie zum Beispiel der IWF) prinzipiell einen Überbrückungskredit gewähren, der die Zahlungsfähigkeit des Schuldnerlandes sicherstellt, ohne dass das Risiko eines Zahlungsausfalls besteht. Wenn die Gläubiger fest davon überzeugt wären, dass ein Land ebenso fest entschlossen ist, seine Schulden langfristig zurückzuzahlen, dann würde das Schuldnerland wahrscheinlich nie wieder ein kurzfristiges Liquiditätsproblem haben.
    Sachs illustriert hier einen wichtigen Vorbehalt. 13 Nehmen wir an, das Geld, das ein souveräner Staat leiht, wird von einer großen Gruppe an Kreditgebern bereitgestellt, die jeder für sich genommen klein sind. Es kann im kollektiven Interesse aller Kreditgeber sein, kurzfristige Kredite zu prolongieren. Ein Gleichgewicht kann auch dadurch entstehen, dass sich alle Kreditgeber weigern, die Kredite zu prolongieren. In diesem Fall wird das Schuldnerland in die Zahlungsunfähigkeit gezwungen. Wenn kein einzelner Kreditgeber dem Schuldnerland ausreichend Geld zur Verfügung stellen kann, damit es seinen Zahlungsverpflichtungen nachkommen kann, dann kann sowohl ein »Gleichgewicht des Zahlungsausfalls« als auch ein »Gleichgewicht der Rückzahlung« entstehen. Sachs ’ Beispiel untermauert also die Verwundbarkeit der Finanzmärkte und die Anfälligkeit von Schuldnerländern für das »Dieses Mal ist alles anders»-Syndrom. Ein Schuldnerland kommt so lange zurecht, wie seine Kreditgeber ihm vertrauen. Wenn dieses Vertrauen aus irgendeinem (möglicherweise sachfremden) Grund verloren geht, dann kollabiert das Kreditgebäude und kein Kreditgeber hat die Macht oder den Willen, es aufrechtzuerhalten.
    Das Konzept der Illiquidität versus Insolvenz haben wir in der Einleitung bereits anhand von Bankruns beschrieben und wir werden ihm auch noch in anderen Gewändern begegnen. Technisch ausgedrückt können Länder gelegentlich »multiplen Gleichgewichten« ausgesetzt sein. Das bedeutet, dass der Unterschied zwischen einem Zahlungausfall und einem fortgesetzten Schuldendienst manchmal sehr klein sein kann. Bei jeder beliebigen Schuldenstruktur sowie unter der Annahme, dass alle beteiligten Akteure ihr Eigeninteresse verfolgen, können abhängig von den Erwartungen und dem Vertrauen der Kreditgeber ganz unterschiedliche Situationen eintreten.
    Theoretiker haben zahlreiche konkrete Beispiele für Situationen entwickelt, in denen ein Zahlungsausfall aufgrund eines sogenannten »Sunspots« eintreten kann, der ein Land von einem Gleichgewicht des fortgesetzten Schuldendienstes in ein Zahlungsausfallsgleichgewicht bringen kann. 14 Die mögliche Existenz multipler Gleichgewichte sowie die Idee, Investoren könnten vorübergehend das Vertrauen in ein Land verlieren, können zudem eine wichtige Rolle bei Interventionen in Schuldenkrisen

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