DIESES MAL IST ALLES ANDERS
notwendigen Ressourcen aufzubringen, um in einem Zeitalter, in dem die Kriegsführung bereits extrem kapitalintensiv wurde, Kriege zu führen.
In Demokratien, so die These von Kotlikoff, Persson und Svensson, könnten Inlandsschuldenmärkte eine Konvention darstellen, die sich mittels Reputation wahren lässt – auf ganz ähnliche Weise wie in Eatons und Gersovitz’ Modell über Auslandsschulden souveräner Nationen. 21 In einem verwandten Beitrag vertritt Tabellini die These, die Inlandsschulden könnten sich als tragfähig erweisen, wenn junge Wähler ausreichend besorgt um das Wohl der älteren Wähler seien. 22 Alle diese Theorien sowie weitere Theorien für den Fall, dass es sich bei der Regierung um eine Monarchie und keine Demokratie handelt, basieren auf der Annahme, die Schuldenmärkte seien sich selbst erhaltende Konventionen, deren Kosten und Nutzen ungefähr gleich hoch sind, um ein kontinuierliches Funktionieren zu gewährleisten. Wie wir jedoch besprochen haben, sind mit dem Anreiz zur Schuldenrückzahlung jeder Form von Regierungsschulden wahrscheinlich tiefer gehende Aspekte verbunden als die reine Notwendigkeit, Konsum und Steuereinnahmen auszugleichen. So wie ein Zahlungsausfall bei Auslandsschulden vielfältige Reaktionen in den internationalen Beziehungen hervorrufen kann, so kann ein Zahlungsausfall bei Inlandsschulden ein Auseinanderbrechen des sozialen Gefüges provozieren, das weit über die Fähigkeit hinausreicht, sich auch in Zukunft Geld zu beschaffen. Zum einen sind Staatsschulden in vielen Volkswirtschaften nicht nur ein einfaches Mittel der Regierung zur Glättung der Steuereinnahmen, sondern vielmehr ein Wertspeicher, der dazu beiträgt, die Liquidität der Kreditmärkte zu wahren. Regierungen geraten möglicherweise wiederholt in die Zahlungsunfähigkeit, aber in den meisten Ländern sieht die Bilanz von Privatunternehmen noch viel schlechter aus.
Finanzrepressionen können ebenfalls als Instrument verwendet werden, um die inländischen Schuldenmärkte auszubauen. Im heutigen China und Indien steht den Bürgern nur ein sehr begrenztes Spektrum an Kapitalanlagen zur Auswahl, wobei äußerst gering verzinste Bankeinlagen und Bargeld im Wesentlichen die einzigen Sparmöglichkeiten darstellen. Angesichts des hohen Verlust- und Diebstahlrisikos von Schmuck und Bargeld und der äußerst eingeschränkten Optionen zum Vermögensaufbau für Alterssicherung, Gesundheitsvorsorge und die Ausbildung der Kinder tragen die Bürger nach wie vor hohe Summen zur Bank – trotz der künstlich niedrig gehaltenen Verzinsung. In Indien leihen Banken einen Großteil ihrer Vermögenswerte der Regierung, die somit in den Genuss weitaus geringerer Zinssätze kommt, als sie wahrscheinlich auf einem liberalisierten Kapitalmarkt zahlen müsste. In China fließt das Geld über eine staatlich gelenkte Kreditvergabe an staatliche Unternehmen und Infrastrukturprojekte, und auch das zu deutlich niedrigeren Zinsen. Diese Art der Finanzrepression ist keineswegs neu. Zur Zeit der internationalen Kapitalkontrollen vom Zweiten Weltkrieg bis in die 1980er-Jahre war sie sowohl in entwickelten Ländern als auch in Schwellen- und Transformationsländern gang und gäbe.
Unter den Bedingungen einer Finanzrepression können sich Regierungen selbstverständlich potenziell sehr umfangreiche Ressourcen beschaffen, indem sie ihr Monopol auf Sparinstrumente maximal ausschöpfen. Wie wir jedoch später zeigen werden, florierte die Emission von inländischen Schuldtiteln in vielen Schwellen- und Transformationsländern selbst in Zeiten, in denen die Finanzrepression eher gering war, wie zum Beispiel in den Jahrzehnten vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Die Diskussion über Inlandsschulden werden wir noch ein wenig hinausschieben, bis wir in den Kapiteln 7 bis 9 eine empirische Betrachtung dieses Themas angestellt haben. Dort werden wir außerdem zeigen, dass es eine wichtige Wechselbeziehung zwischen Auslands- und Inlandsschulden gibt. Wie im Falle der Auslandsschulden stellt sich auch im Modell über Inlandsstaatsschulden das Problem multipler Gleichgewichte. 23
Schlussfolgerungen
In diesem Kapitel haben wir einen kurzen Überblick über die Schlüsselkonzepte zu Schulden und Zahlungsausfällen souveräner Staaten sowie über andere Formen der Schuldenkrisen geliefert, einschließlich Währungs- und Bankenkrisen. Dieses Kapitel, das zugegebenermaßen abstrakt ist, hat die grundlegenden Fragen über internationale Finanzkrisen
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