Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DIESES MAL IST ALLES ANDERS

DIESES MAL IST ALLES ANDERS

Titel: DIESES MAL IST ALLES ANDERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CARMEN M. REINHART , KENNETH S. ROGOFF
Vom Netzwerk:
Hypotheken zweitrangiger Bonität und der gewaltige Appetit auf diese Instrumente in Ländern wie Deutschland und Japan sowie großen Schwellenländern wie China förderten den Glauben, die Immobilienpreise würden für immer und ewig weiter ansteigen. Die neue Täuschung bestand darin, dass »dieses Mal alles anders« sei, weil es neue Märkte, neue Instrumente und neue Kreditgeber gab. Insbesondere galt Financial Engineering als DIE Methode zur Risikosenkung, indem es die Geldanlagen besser auf den Bedarf der Investoren zuschnitt. Gleichzeitig boten Derivatkontrakte alle möglichen Formen von Hedging. In den Kapiteln 13 bis 16 werden wir noch einmal zur jüngsten Finanzkrise – der Zweiten Großen Kontraktion – zurückkehren.
    In der Summe zeigt die Erfahrung bereits, dass reiche Länder nicht so »besonders« sind, wie einige Euphoriker glauben machen wollten, was das Management von Kapitalströmen angeht, und vor allem auch, was Bankenkrisen betrifft. Unser umfassender neuer Datensatz, auf dem dieses Buch basiert, enthält Daten über Immobilienpreise in einigen zen­tralen aufstrebenden Ökonomien sowie Daten über die Staatseinnahmen und die Staatsverschuldung, die für die meisten Länder beinahe ein ganzes Jahrhundert und für viele Länder noch wesentlich weiter zurückreichen. Überraschenderweise ähneln sich nicht nur die Häufigkeit und die Dauer von Bankenkrisen in entwickelten und aufstrebenden Ökonomien, sondern auch die quantitativen Kennzahlen sowohl für das Vorfeld als auch die negativen Konsequenzen solcher Krisen. Insbesondere ist die Dauer des Rückgangs der realen Immobilienpreise im Anschluss an Finanzkrisen in beiden Ländergruppen ungefähr gleich – sie beträgt vier Jahre oder länger –, und auch das Ausmaß der Krisen ist vergleichbar. Ein auffälliges Ergebnis ist der dramatische Anstieg der Staatsverschuldung der meisten Länder nach einer Finanzkrise, wobei die realen Schulden der Zentral- beziehungsweise Bundesregierung in den drei Jahren nach einer Krise typischerweise um durchschnittlich 86 Prozent ansteigen.
    In diesem Kapitel wurden die gewaltigen Kosten von Rezessionen betont, die mit systemischen Bankenkrisen einhergehen. Es ist jedoch auch wichtig, zu betonen, dass diese Kosten in der Theorie über Bankenkrisen (die kurz in der Einleitung zu diesem Kapitel angerissen wurde) als ein Verstärkungsmechanismus gelten und nicht unbedingt als ein exogener Kausalmechanismus. Wenn ein Land einen negativen Schock erlebt – sagen wir aufgrund eines plötzlichen Produktivitätseinbruchs, eines Krieges oder aufgrund von politischen oder sozialen Unruhen –, werden die Banken natürlich in Mitleidenschaft gezogen. Die Zahl der notleidenden Kredite steigt dramatisch an. Die Banken werden anfällig für umfangreiche Vertrauenskrisen und Bankruns – und somit steigt auch die Zahl der Bankenpleiten. Diese wiederum führen zu einem Rückgang der Kreditvergabe. Gesunde Banken können die Kreditportfolios der bankrotten Banken nicht ohne Weiteres übernehmen, da die Kreditvergabe – insbesondere an kleine und mittlere Unternehmen – ein spezielles Know-how und Beziehungen erfordert. Bankenpleiten und ein ausgetrockneter Kreditmarkt verschärfen die Rezession, was zu weiteren Kreditausfällen und Bankenpleiten führt …
    Moderne Ökonomien hängen von ausgefeilten Finanzsystemen ab, und wenn Bankensysteme zusammenbrechen, kann das Wirtschaftswachstum sehr schnell stagnieren oder sogar schrumpfen. Aus diesem Grund können massenhafte Bankenpleiten so problematisch für eine Ökonomie sein. Und dies ist auch der Grund dafür, dass Länder, die sich in einer Krise befinden und es versäumen, ihre Finanzsysteme zu restrukturieren – wie es in den 1990er-Jahren in Japan der Fall war –, sich über Jahre in wiederkehrenden Rezessionen befinden und weit unter ihren potenziellen Wachstumsmöglichkeiten bleiben.
    Wenngleich es eine fundierte Theorie darüber gibt, warum Bankenpleiten so problematisch und rezessionsverschärfend sind, beweisen die von uns präsentierten empirischen Erkenntnisse allein nicht definitiv, dass Banken das einzige Problem sind. Die Art der Immobilienpreis- und Aktieneinbrüche, die mit Bankenkrisen einhergehen, wie hier dokumentiert, würden auch ohne Bankenzusammenbrüche äußerst negative Effekte haben. Wie wir in Kapitel 16 über die verschiedenen Krisenvarianten sehen werden, treten viele andere Krisentypen – einschließlich Inflations-, Wechselkurs-,

Weitere Kostenlose Bücher