Dieses unendliche Verlangen
ausgeraubt hat. Er hat nach jedem Überfall ein Gedicht am Tatort zurückgelassen, über das sich die örtliche Polizei schwarzgeärgert hat. Eins meiner Lieblingsgedichte von ihm geht so:
Curly war hier, dir zu nehmen die Last
,
die zu tragen du an deinem Gelde hast.
Hilfreich nahm ich es weg von dir
,
auf das dein Leben wird leichter hier.
Tracy musste lachen, was Buck veranlasste, sofort ein wesentlich längeres Gedicht aufzusagen. Er schien nicht häufig aufmerksame Zuhörer zu haben.
Als er endlich eine Pause machte, nutzte Tracy den Moment, um sich zurückzuziehen. “Ich sollte besser mal schauen, was die Zwillinge so treiben.”
Ein weiteres Problem war, wie sie mit der nächtlichen Attacke umgehen sollte.
Die Zwillinge erwarteten sie schon in der Küche. Zane hatte sie zum Abwaschen verdonnert. Unter dem gestrengen Blick ihres Vaters entschuldigten sie sich bei ihr, aber sie konnte es ihnen an den Gesichtern ablesen, dass es ihnen nicht ernst war.
Sie musste sich zwingen, es den beiden nicht mit gleicher Münze heimzuzahlen, aber sie wusste, dass die Zwillinge nur darauf warteten. Tracy wollte sich keinesfalls auf dieses Spiel einlassen, denn damit hatten die zwei schon die anderen Haushälterinnen vergrault. Eine plötzliche Eingebung ließ sie grinsen, und sie wandte sich betont freundlich den Zwillingen zu.
“Ich muss euch sagen, dass mir euer Wildwest-Begrüßungsbrauch sehr gut gefallen hat.”
“Was denn für ein Brauch?” Rusty schaute sie misstrauisch an.
“Dass ihr mich an mein Bett gefesselt habt, damit euer Vater mich losbinden musste.”
“Darum haben wir das aber nicht gemacht.”
“Nein?” Tracy tat überrascht. “Warum denn sonst?”
“Damit Sie wieder wegfahren.”
“Warum solltet ihr denn so etwas wollen? Wollt ihr denn unbedingt selbst kochen und sauber machen?”
Die Kinder starrten sie entgeistert an. “Wir sind doch erst Kinder.”
“Ihr scheint mir schon schlau genug zu sein.”
“Wirklich?” Diese Aussage schien Lucky zu gefallen, aber Rusty hatte noch seine Zweifel.
“Natürlich.” Tracy lächelte ihnen zu und beugte sich verschwörerisch zu ihnen hinunter. “Ihr seid vielleicht sogar schlauer als ich. Denn ich weiß einfach nicht, wieso es euch helfen würde, wenn ich gehen würde.”
Lucky konnte nicht glauben, dass jemand so dumm sein konnte. “Weil Pa dann jeden Tag bei uns zu Hause bleiben müsste.”
Bingo! Darum ging es also in Wahrheit. Tracy nickte bedächtig. “Ich verstehe, dass ihr mehr Zeit mit eurem Vater verbringen wollt.” Sie hätte ja selbst nichts dagegen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. “Wie wäre es denn, wenn ich euch dabei helfen würde?”
“Wie wollen Sie uns denn helfen?”, fragte Rusty verächtlich.
“Ich kenne da ein paar Tricks. Hört mal zu, Kinder.”
Zane stand bis zu den Knöcheln im Dung. Es erschien ihm der rechte Hinweis dafür zu sein, wo er hingehörte, wenn er sich jemals wieder mit einer Frau aus der Stadt einlassen sollte. Einer Frau wie Tracy. Er hatte seine Lektion gelernt, nachdem ihm seine Exfrau Pam damals durch die Mangel gedreht hatte.
Er hatte sie seinerzeit in einer Bar in Denver kennengelernt. Sie hatte eine Jeans getragen, die so eng war, als wäre sie ihr auf die Haut gemalt, und hatte ihm erzählt, wie sehr sie von Cowboys begeistert war. Sie wollte ihn zu einem Drink einladen, aber er hatte darauf bestanden, sie zu einem Getränk einzuladen. Schließlich hatten sie getanzt. Genau genommen hatte sie noch einiges andere gemacht.
Er war verrückt nach ihr gewesen. Sooft er Zeit gehabt hatte, war er zu ihr die weite Strecke nach Denver gefahren, und sie hatte ihn mit ihren blauen Kinderaugen angestrahlt, als wäre er das achte Weltwunder. Er hatte ihr geglaubt, dass sie ihn liebte und gern auf seiner Ranch leben würde.
Nach zwei Jahren war sie des Landlebens überdrüssig geworden. Sie hatte ihm rundheraus erklärt, dass es nun an der Zeit für sie wäre, ihn zu verlassen und sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, nämlich Showgirl in Las Vegas zu werden. Nicht, dass sie davon jemals etwas erzählt hätte, aber im Nachhinein wunderte es ihn nicht mehr, dass sie die Zwillinge nach den Hauptpersonen ihres Lieblingsfilms genannt hatte. Ihr Lieblingsfilm war
Viva Las Vegas
.
Sie hatte gesagt, dass die Kinder ihr nur im Weg sein würden, und hatte sie bei ihm zurückgelassen, ihm aber gleichzeitig noch einen dicken Scheck mit Drohungen wegen des Sorgerechts abgepresst. Zane hatte sie
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