Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk
jemand schoss T’Loaks Tochter einen Betäubungspfeil in die Schulter, und sie lag auf dem Boden. Manning schnitt ihr die Kehle durch.“
Mott runzelte die Stirn. „Warum?“
Shella zuckte mit den Schultern. „Das weiß ich nicht. Vielleicht hatte er einen entsprechenden Befehl erhalten. Möglicherweise hatte er aber auch einfach nur Lust dazu.“
„Das haben Sie also T’Loak erzählt. Und sie hat Sie tatsächlich gehen lassen?“
„Ja, zwei Mal.“
Mott dachte über das nach, was sie soeben erfahren hatte. Leng hatte T’Loaks Tochter ermordet. Kein Wunder, dass die Piratenkönigin hinter ihm her war. „Sie hatten großes Glück.“
„Ach, tatsächlich? Ich fühle mich alles andere als glücklich.“
„Möglicherweise können die restlichen neuntausend Credits Ihre Stimmung ja ein wenig anheben“, meinte Mott schmunzelnd. „Nach der Operation sollten Sie vielleicht Omega verlassen. Dies ist ein ausgesprochen gefährlicher Ort.“
♦ ♦ ♦
Schlüssel rasselten, die Tür öffnete sich, und Leng war bereit. Einmal am Tag durfte er seine Zelle verlassen und Cory Kim in die Höhle hinab begleiten. Manchmal gingen sie nur auf und ab, und bei anderen Gelegenheiten spazierten sie im Kreis umher. Leng trug keine Fesseln, da es keine Veranlassung dazu gab. Kim oder die anderen Biotiker würden jederzeit mit ihm fertig werden.
Doch das bedeutete keineswegs, dass Leng nicht fliehen konnte. Er brauchte lediglich ein wenig Hilfe, und genau die konnte Kim ihm geben. Das war der Plan, als sie auf der Hauptebene ankamen und auf- und abzugehen begannen. Es war die einzige Zeit des Tages, zu der Leng mit Kim reden konnte, ohne von den Wächtern beobachtet zu werden, sodass jede einzelne Sekunde sehr wertvoll war. „Sag mir“, begann er, „vermisst du Hell’s Half Acre manchmal?“
Überrascht blickte Kim ihn an. „Bist du verrückt?“
Leng lächelte verschmitzt. „Nicht das Gefängnis. Das war schrecklich. Ich meine dich und mich.“
Kim wandte sich von ihm ab und schaute zu Boden. „Vielleicht. Manchmal. Aber war das echt? Wir versuchten zu überleben. Deshalb war es sinnvoll, sich zusammenzutun.“
„Das stimmt“, antwortete Leng, als sie kehrtmachen mussten. „Aber da war doch noch mehr.“
„Wirklich? Ich war mir dessen nie sicher.“
„Du hast mich verlassen, nicht umgekehrt.“
„Nein“, sagte Kim. „Ich habe Cerberus verlassen. Das ist ein gehöriger Unterschied. Zumindest gab es diesen Unterschied einmal.“
„Ich schulde Cerberus etwas“, antwortete Leng. „Das tun wir beide. Wenn es Cerberus nicht gegeben hätte, säßen wir noch immer in Hell’s Half Acre oder wären bereits tot.“
„Cerberus benutzte dich“, widersprach Kim. „Das schien dich nicht zu stören, mich jedoch umso mehr. Es gibt Grenzen für alles, was man tut. Selbst für eine gute Sache.“
„Also hast du dich dem Biotischen Untergrund angeschlossen. Und jetzt bist du unter die Kidnapper gegangen.“
„Ich habe alles Mögliche gemacht, seit ich bei Cerberus ausgestiegen bin. Wir brauchen Geld, das ist alles … Biotiker sind von Natur aus überlegen. Wir sind intelligenter dank der Beschaffenheit unserer Gehirne und belastbarer wegen der Art der Gefahren, denen wir uns stellen müssen, bevor wir geboren werden. Wenn wir erst einmal an der Macht sind, wird alles besser werden.“
„Für wen?“, wollte Leng wissen. „Für dich? Für die Menschheit? Oder für deine Anführer?“
„Für alle“, sagte Kim. „Für alle Völker.“
Leng zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ist genau das das Problem, Honey. Vielleicht hätten wir uns auf uns selbst konzentrieren sollen. Uns verband etwas Besonderes, und in der letzten Zeit denke ich immer häufiger daran.“
Kim lächelte. Als sie an der anderen Seite der Höhle ankamen, mussten sie abermals umdrehen. „Willst du mich anmachen, Kai? Das wird dir nicht gelingen.“
„Nein“, log Leng. „Ich denke lediglich über mein Leben nach. Darüber, was ist und was hätte sein können.“
In Gedanken versunken gingen sie nebeneinander her. Kim brach das Schweigen als Erste. „Vergiss es, Kai. Was vorbei ist, ist vorbei.“
Ihre Worte klangen hart, doch Leng meinte einen leisen Ausdruck der Sehnsucht in ihrer Stimme zu hören. Er war noch nicht frei und würde es für lange Zeit nicht sein. Aber er hatte einen ersten Schritt unternommen auf dem Weg in die Freiheit.
VIERZEHN
Auf Omega
Der Konferenzraum bestand aus einer Höhle,
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