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Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk

Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk

Titel: Dietz, William C. - Mass Effect 4 - Blendwerk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William C. Dietz
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dass der Tod des Kroganers einige Konsequenzen nach sich ziehen würde, doch nahm er an, mit einer negativen Beurteilung oder einer Minderung seines Solds davonzukommen.
    So war es ein Schock für Leng, als die Allianz ihn vor ein Militärgericht stellte, zum Gefreiten degradierte und für die Dauer von zwanzig Jahren nach Misery verbannte. Anders als seine Freunde, die wenig mehr als eine schriftliche Ermahnung erhielten, musste Kim ihn nach Misery begleiten, weil sie Biotikerin war. Zeugen hatten gesehen, wie sie ihre Hände erhoben hatte. Einer von ihnen war ebenfalls von ihrem „Wurf“ erwischt worden.
    Kims Strafe für Beihilfe und das Vorschubleisten einer Straftat betrug fünf Jahre. Und das alles nur, weil die Leute an der Spitze der Allianz die Freaks beruhigen wollten.
     
    ♦ ♦ ♦
     
    Leng hörte ein metallisches Rasseln und setzte sich auf, als Kim seine Zelle betrat. Sie hatte ein Tablett mit Essen dabei und wurde von zwei gut bewaffneten Biotikern begleitet. Plötzlich traf Leng die Erkenntnis: Es gab nur einen Weg aus diesem Gefängnis zu entkommen, und zwar mit Hilfe seiner alten Freundin Cory Kim.
    „Ah“, sagte Leng leichthin. „Das Abendessen ist da. Oder ist es mein Frühstück?“
    „Es ist etwas zu essen“, sagte Kim knapp. „Mehr musst du nicht wissen. Bon appetit!“
    Es rasselte wieder, als die Tür sich hinter ihr schloss und Leng abermals allein war. Das Essen war kalt und beinahe ohne jeden Geschmack. Doch er musste etwas zu sich nehmen, um bei Kräften zu bleiben, und aß mit der Effektivität einer Maschine. Währenddessen arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. Der Biotische Untergrund hatte einiges unternommen, um ihn zu kidnappen, aber warum? Was wollten sie damit erreichen?
    Der Unbekannte würde nach ihm suchen. Würde er das wirklich?
    „Wir alle sind entbehrlich, aber Cerberus muss überleben.“ Das hatte der Unbekannte ihm einmal gesagt. Vielleicht hatten sie ihn ja schon abgeschrieben und würden ihn nun seinem Schicksal überlassen. Das erschien Leng nicht ganz unwahrscheinlich, weil er nicht nur seine Mission vermasselt hatte, sondern auch aufgeflogen war.
     
    ♦ ♦ ♦
     
    Auf Misery war jeder Tag ein harter Kampf ums Überleben. Es gab keine Zellen, keine Küchen und keine Wachen innerhalb des Bereiches, der von einem zehn Meter hohen elektrischen Zaun umgeben war. Die „Werkzeuge“, wie die Gefangenen die Wärter nannten, befanden sich auf ihren über fünfzehn Meter hohen Türmen, von denen aus sie – ohne sich ihre auf Hochglanz polierten Kampfstiefel der Klasse A schmutzig machen zu müssen – beobachteten, wie die Gefangenen sich gegenseitig umbrachten.
    Heils Half Acre, wie die Insassen ihr Gefängnis getauft hatten, war eine sich „selbst verwaltende“ Anlage, und die Gefangenen wurden tatsächlich sich selbst überlassen. Es waren ausnahmslos Menschen, was bedeutete, dass die stärkeren die Anführer und die schwächeren gezwungen waren, sich in Gangs zu organisieren, um auch nur den Hauch einer Chance zu haben, ihren Aufenthalt an diesem grausamen Ort zu überleben. Diese sogenannten „Stämme“ befanden sich in einem permanenten Krieg miteinander.
    Aufgrund seiner Ausbildung hätte Leng versuchen können, einen dieser Stämme unter seine Kontrolle zu bringen und sich so einen Platz als Anführer in der Machtstruktur des Gefängnisses zu sichern. Doch er hatte sich dagegen entschieden. Zum einen, um die Gefahren zu vermeiden, die einem in einer solchen Position drohten, zum anderen, weil er kein Interesse daran hatte, die Dinge am Laufen zu halten. Er hielt sich lieber im Hintergrund.
    Kim hatte sich für dieselbe Strategie entschlossen. Indem sie und Leng zusammenblieben, hatten sie sich eine sichere Position in ihrem Stamm erarbeitet, der „Die Klingen“ genannt wurde. Diese Gang kontrollierte einen wichtigen Teil der Barackenstadt, in der die meisten Gefangenen lebten, ebenso wie den großen Garten, der Tag und Nacht verteidigt werden musste, damit kein anderer Stamm in ihn einfiel und zerstörte.
    Leng und Kim lebten zusammen und versuchten, am Leben zu bleiben. Als Leng eines Tages ein Klopfen bemerkte und die Tür ihrer gemeinsamen Hütte öffnete, sah er sich einem Mann gegenüber, der bereits älter zu sein schien. Langes, welliges Haar rahmte sein Gesicht ein, das von tiefen Furchen durchzogen war. Er trug eine selbst gemachte Kappe, Kleidungsstücke, die einmal zu einer Uniform gehört haben mochten und handgeschnitzte

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