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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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16 andere Wörter, die nichts damit zu tun hatten (also z.B. Tisch, Hammer, Radiergummi, Klavier usw.). Die Wörter kamen in zufälliger Reihenfolge und waren entweder in blauer oder roter Farbe geschrieben. Die Versuchspersonen sollten dann die Farbe, in der das Wort geschrieben war, so schnell wie möglich benennen.

Wer nichts weiß, denkt an Google
    Die Idee hinter diesem Test ist einfach: Wenn jemand während der Beschäftigung mit bestimmten, nicht sofort lösbaren Fragen an das Internet oder die Suchmaschine Google denkt, dann werden die Begriffe »Google« oder »Internet« unweigerlich geistig aktiviert. Diese verstärkte Aktivierung hemmt dann das Benennen der Farbe; man spricht von einem sogenannten Interferenzeffekt, mit der Folge, dass die Reaktionszeiten für das Benennen der Wortfarbe zunehmen. Bei leichten Fragen mit sofortiger Verfügbarkeit der Antwort wird man kaum an das Internet denken, geschweige denn an die Suchmaschine Google. Computerassoziierte Wörter werden nicht verstärkt voraktiviert, der Interferenzeffekt ist geringer und die Reaktionszeiten für das Benennen der Farben entsprechend schneller. Wie die folgenden Grafiken zeigen, war es genau so, wie die Wissenschaftler vermutet hatten.

4.1 Wenn man etwas nicht weiß, denkt man an Informationstechnik (Computer und Suchmaschinen). Deswegen findet man nach den schwer lösbaren Aufgaben (schwarz) eine hochsignifikante längere Reaktionszeit bei der Benennung der Farbe von Wörtern wie »Google«, »Yahoo« oder »Computer« im Vergleich zu Kontrollwörtern. Nach den leicht lösbaren Aufgaben (weiß) ist dieser Effekt hingegen nur gering ausgeprägt.

4.2 Wenn man etwas nicht weiß, denkt man an Suchmaschinen. Detailanalyse zu einzelnen Markennamen beim ersten Experiment von Betsy Sparrow und ihren Mitarbeitern. Nike ist ein Hersteller von Sportartikeln, bei Target handelt es sich um eine Supermarktkette in den USA. Google und Yahoo sind die weltweit bekanntesten Internet-Suchmaschinen.
    »Es scheint, als wären wir dahingehend programmiert, uns dem Computer zuzuwenden, wenn wir mit Wissenslücken konfrontiert werden«, kommentieren die Autoren diesen Befund. Selbst nach einfachen Fragen kommt es zu einer (wenn auch deutlich geringeren) Aktivierung von computerassoziierten Wörtern, was die Autoren dahingehend interpretieren, dass das Abfragen von, und damit die Beschäftigung mit, Wissen überhaupt zu einer Aktivierung von Bedeutungen wie »Computer« führt.

    In einem zweiten Experiment wurden den Probanden vierzig Aussagen etwa folgender Art vorgelegt:

    Das Auge des Vogels Strauß ist größer als dessen Gehirn.
    Das Spaceshuttle Columbia brach beim Wiedereintritt über Texas im Februar 2003 auseinander.

    Die Probanden mussten diese Aussagen lesen und am Computer über eine Tastatur eingeben. Die Hälfte der Versuchspersonen glaubte dabei (weil die Instruktionen entsprechend lauteten), dass der Computer alles speichern würde (»Eingaben gesichert«). Die andere Hälfte der Probanden ging hingegen davon aus, dass der Computer die Aussagen nach dem Eingeben wieder löschen würde (»Eingaben gelöscht«). Zusätzlich wurde jeweils der Hälfte der Probanden in jeder der beiden Gruppen gesagt, dass sie sich die Aussagen merken sollten.
    Es gab in diesem Experiment also insgesamt vier Gruppen, eine für jede der vier experimentellen Bedingungen. Dies ist in der folgenden Grafik nochmals verdeutlicht.

4.3 Durch zwei mal zwei Unterscheidungen ergeben sich im Experiment insgesamt vier Gruppen. Man nennt ein solches Vorgehen daher auch ein Experiment im 2-x-2-Design.
    Nach dem Eingeben der Daten erhielten die Probanden ein Blatt Papier und sollten innerhalb von zehn Minuten möglichst viele der zuvor festgehaltenen Aussagen aufschreiben, also aktiv erinnern. Es zeigte sich, dass die Instruktion »Bitte merken« kaum einen Effekt auf das spätere tatsächliche Erinnern hatte. Wer jedoch davon ausging, dass der Computer die Aussagen gleich nach dem Eingeben wieder löschen würde, merkte sich am meisten. Wer hingegen glaubte, der Computer würde die Aussagen nach dem Eingeben speichern, der merkte sich vergleichsweise viel weniger.

Man vergisst im Netz mehr als real
    Amerikanische Wissenschaftler untersuchten die Frage, was geschieht, wenn sich eine Gruppe von drei Personen gemeinsam erinnert. [92]   Dreiergruppen sahen jeweils einen kurzen Film und sollten hinterher schildern, was sie gesehen hatten. Dies geschah zunächst einzeln. Danach

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