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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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Synapsen), sondern auch besseres Lernen (es ändern sich mehr Synapsen, oder die gleiche Zahl von Synapsen ändert sich stärker oder beides). Wer in den Alpen nach einem Edelweiß Ausschau hält und irgendwann tatsächlich eines sieht, wird nicht so leicht vergessen, wann und wo genau das war. Unser Gehirn ist also selbst bei einem vermeintlich so passiv erscheinenden Vorgang wie der Wahrnehmung tatsächlich sehr aktiv. Es verwendet vorhandenes Wissen, um eingehende Informationen zu verarbeiten, d.h. zu erkennen, was vorliegt, was es für einen bedeutet, was einem nützt oder schadet und was man als Nächstes aufgrund all dessen tun sollte.
    Wir bestimmen also, was mit eingehender Information in unserem Gehirn geschieht, ob wir sie nur oberflächlich bearbeiten und uns gleich der nächsten Sache zuwenden oder ob wir uns eingehend mit ihr beschäftigen. Dies macht den Effekt der Verarbeitungstiefe auf das Speichern nur zu verständlich: Wenn ich mich mit einem Sachverhalt eingehend beschäftige, dann werden alle seine Aspekte und Eigenschaften von verschiedenen Gehirnarealen erfasst. Diese intensive Bearbeitung nach allen möglichen Aspekten bewirkt die Veränderung sehr vieler Synapsen und damit das bessere Speichern dieses Inhalts.

Laptops und Smartboards im Klassenzimmer: die Wirklichkeit
    Ich hatte auf der Didacta im Februar 2011 einen Vortrag über die Probleme digitaler Medien im Unterricht gehalten, in dessen Nachgang ich aufgefordert wurde, mir doch einmal anzusehen, wie wunderbar das Ganze klappt, wenn man es nur richtig macht. Mit einem früheren Lehrer und Grundschulleiter (seit acht Jahren mein Kollege am Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen) besuchte ich im Mai 2011 eine Schule, an der die denkbar besten Voraussetzungen herrschen. Man arbeitet mit der Medieninformatik einer unmittelbar benachbarten Universität zusammen. Von dort wird die Arbeit der Lehrkräfte nicht nur wissenschaftlich begleitet, sondern auch unterstützt: Ein Systemadministrator kümmert sich darum, dass die Hardware und Software rundlaufen, und schult bei Bedarf die Lehrkräfte. Diese sind hochmotiviert; eine der von uns besuchten Lehrerinnen beispielsweise kommt aus Schottland, wo man bereits vor etwa einem Jahrzehnt in großem Stil Tafeln durch Smartboards ersetzt hatte. Die Geräte selbst waren vom Feinsten.
    Ein Smartboard ist eine Art überdimensionierter Flachbildschirm (oder Beamer mit Leinwand – es gibt unterschiedliche Systeme) mit angeschlossenem Computer, der im Klassenzimmer an die Stelle der Tafel tritt und auch etwa so groß ist wie diese. Bei berührungsempfindlichen Boards lässt sich durch Anklicken ein Schreibwerkzeug aktivieren.

3.5 Smartboard statt Tafel in einem Klassenzimmer

3.6 Ein Schüler »schreibt« mit einem Schreibwerkzeug auf der weißen Projektionsfläche. Das Smartboard registriert die Position des Schreibwerkzeugs und projiziert die Spur seiner Bewegung als Schrift auf die Fläche.
    Nicht selten werden Smartboards zusammen mit Laptops eingesetzt. Es lassen sich dann die gleichen Inhalte auf beiden Geräten darstellen, so dass die Notwendigkeit entfällt, einen Inhalt beispielsweise von der Tafel ins Heft zu übertragen.

3.7 Häufig werden in Schulen Smartboards und Laptops kombiniert eingesetzt.
    Ein Smartboard kann im Nu auch ein vorbereitetes Tafelbild zeigen, dessen Inhalt sich dann von den Schülern bearbeiten lässt, sofern diese Inhalte als »Objekte« programmiert sind, die sich beispielsweise anklicken und am Bildschirm verschieben lassen. Das folgende Foto wurde während einer Deutschstunde in einer dritten Klasse aufgenommen. Es geht um Wortstämme sowie Vor- und Nachsilben, durch deren Kombination die unterschiedlichsten Wörter gebildet werden können. Die Schüler liefen nach Meldung und Aufruf einzeln zum Smartboard und zogen mit der Hand jeweils eine Vor- oder Nachsilbe zu einem passenden Wortstamm: »glück« und »lich« wurden zu »glücklich« zusammengesetzt, und aus »freund« und »schaft« könnte man auf gleiche Weise das Wort »Freundschaft« bilden.

3.8 Objekte auf dem Smartboard, die sich verschieben lassen

3.9 Hier ist die Übung nun auch auf den Schülerlaptops zu sehen, denn sie wird automatisch auf diese übertragen. Das Wort »Freundschaft« war zuvor noch nicht gebildet worden, hier ist es nun schon sichtbar.
    Nie mehr von der Tafel abschreiben müssen – das jedenfalls erlaubt die neue Technik. Darüber hinaus schwärmen ihre Befürworter

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