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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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Lehrer auf den neuesten Stand gebracht werden müssten. Und schließlich werden immer wieder Defekte beklagt. Ein Klassenzimmer ist eben kein Büro, in dem sich alle zivilisiert benehmen, arbeiten und die Dinge pfleglich behandeln, sondern ein Raum mit 25 bis 30 Kindern, in dem es schon hin und wieder mal hoch hergeht.
    Schließlich haben sich die Mitarbeiter am Projekt noch darüber beklagt, dass die Umstellung von Tafel auf Smartboard nicht selten während der Ferien erfolge und die Lehrer dies dann am ersten Schultag erfahren würden. Das würde dann regelmäßig zu »Notfällen« führen; es müssten Mitarbeiter des Instituts in die entsprechenden Schulen entsendet werden, um den Lehrern einen Crashkurs zur Handhabung des Smartboards zu geben. »Nach drei Tagen Kurs können die Lehrkräfte das Smartboard dann so benutzen wie früher die Tafel, d.h., sie können ein Schreibwerkzeug anklicken und dann mit dem Finger oder einem Stift etwas schreiben und das Geschriebene wieder mit einem virtuellen Schwamm wegwischen«, meinte hierzu der Kollege, der uns eingeladen hatte, schmunzelnd. Ja, das sei eben schlechte Organisation. Und vor allem sei ein solches Vorgehen für die beteiligten Lehrkräfte nicht gerade motivierend.

Fazit
    Computer verarbeiten Informationen, lernende Menschen auch. Daraus wird fälschlicherweise abgeleitet, dass Computer ideale Lernwerkzeuge sind. Gerade weil jedoch Computer uns geistige Arbeit abnehmen, taugen die auf der Bildungsmesse Didacta angepriesenen Laptops und Smartboards für Schule und Unterricht nicht zum besseren Lernen. Zahlreiche Studien belegen dies. Lernen setzt eigenständige Geistesarbeit voraus: Je mehr und vor allem je tiefer man einen Sachverhalt geistig bearbeitet, desto besser wird er gelernt.
    Es gibt keinen hinreichenden Nachweis für die Behauptung, die moderne Informationstechnik würde das Lernen in der Schule verbessern. Sie führt zu oberflächlicherem Denken, sie lenkt ab und hat zudem unerwünschte Nebenwirkungen, die von bloßen Störungen bis zu Kinderpornographie und Gewalt reichen. Dies alles ergibt sich aus den Wirkungsmechanismen von geistiger Arbeit auf unser Gehirn und den Auswirkungen der Übernahme geistiger Arbeit durch den Computer. Weder Wirkung noch Wirkungsmechanismus sprechen also für Computer und Internet an Schulen.

4. Im Gehirn speichern oder auslagern in die Wolke?
    Wenn wir unser Gehirn nicht gebrauchen, dann entstehen dort auch keine Spuren, d.h., es wird nichts gelernt. Erst jüngst veröffentlichten Wissenschaftler der Harvard University im Fachblatt Science gleich vier Experimente, die den Nachweis erbrachten, wie ungünstig sich elektronische Medien auf unser Denken und unser Gedächtnis auswirken. Die Veröffentlichung hatte den schönen Titel: Der Einfluss von Google auf das Gedächtnis. Die Auswirkungen der permanenten Verfügbarkeit von Information auf unser Denken. [82]   Es ging in dieser Arbeit nicht darum, dass Killerspiele gewalttätig machen oder unsere Gefühle abstumpfen – beides ist schon lange bekannt. Vielmehr wurde der Frage nachgegangen, was es für den Gebrauch unseres Geistes (und damit langfristig für die Leistung unseres Geistes) bedeutet, dass wir uns in zunehmendem Maße auf digitale Medien verlassen. Weil diese neuen Untersuchungen sehr wichtig sind und zudem in einem der besten wissenschaftlichen Publikationsorgane weltweit veröffentlicht wurden, möchte ich sie hier im Einzelnen darstellen. Es gibt einfach noch nicht sehr viele Forschungsergebnisse dazu, was das Internet und Google oder Facebook mit uns machen.
    Im ersten von der amerikanischen Psychologin Betsy Sparrow und ihren Mitarbeitern durchgeführten Experiment mussten 46 Studenten insgesamt 32 Fragen beantworten. Die Hälfte der Fragen war recht einfach, die andere Hälfte dagegen eher schwer zu beantworten. Die Fragen wurden in Blöcken zu jeweils 16 Fragen gestellt, entweder die einfachen zuerst und dann die schweren oder umgekehrt. Zu den einfachen Fragen gehörten beispielsweise folgende:

    Sind die Dinosaurier ausgestorben?
    Ist Sauerstoff ein Metall?

    Und hier Beispiele für schwierige Fragen:

    Ist Dänemark größer als Costa Rica?
    Hat Krypton die Ordnungszahl 26?

    Nach den ersten 16 Fragen mussten die Probanden einen Test durchführen. Es handelte sich dabei zum einen um acht Wörter, deren Bedeutung mit Computern und der Internetsuche zu tun hatte (Google, Yahoo, Bildschirm, Browser, Modem, Tasten, Internet, Computer) und um

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