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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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Unterschied (in der Größenordnung: Einstein versus Idiot – ich übertreibe nicht!). Somit führt die digitale Welterschließung nachweislich zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Gehirnbildung, und was dies für den geistigen Abstieg bedeutet, wurde bereits dargelegt.

Fazit
    Das Gehirn eines Erwachsenen unterscheidet sich grundlegend von dem in der Entwicklung begriffenen Kindergehirn. Diese simple Tatsache wird von praktisch allen »Experten«, die sich zum Thema digitale Medien im Bildungsbereich äußern, übergangen.
    Kinder lernen deutlich schneller als Erwachsene. Sie müssen dies tun, denn sie wissen noch nichts und sollen sich die Welt rasch aneignen. Zugleich müssen sie auch genau sein. Beides geht nur, wenn anfangs schnell und später langsamer gelernt wird. Deswegen lernen Erwachsene deutlich langsamer als Kinder, und folgerichtig gelten für das Lernen bei Kindern nicht die gleichen Überlegungen wie bei Erwachsenen. Insofern sind Bildungsinvestitionen im Kindergarten mit Abstand am besten aufgehoben.
    Ein Drittel unseres Gehirns ist dafür zuständig, dass wir unseren Körper bewegen, d.h., dass wir in der Welt handeln, also aktiv in sie eingreifen und sie nicht nur passiv zur Kenntnis nehmen. Schon der Ausdruck Be-greifen zeigt die Bedeutung der Hand beim Lernen auf. Die Finger eignen sich nicht zuletzt deswegen so gut zum Zählen, weil sie sehr »gelenkig« sind: Im Gegensatz zu anderen Primaten, die auf den Händen laufen oder mit ihnen klettern, wurden die Hände des Menschen durch den aufrechten Gang frei für eine neue Rolle als Feinwerkzeug. Dies setzt ein intensives Training der Feinmotorik in der Kindheit voraus. Daher sind Fingerspiele, bei denen eine kleine Handlung so vorgeführt wird, dass die Finger die Rolle von Personen, Tieren oder Dingen übernehmen, so wichtig. Durch sie werden nach Art des Theaters Bewegungen mit Handlungen verknüpft, mit Beschreibungen und Vorführungen. Zum leichteren Merken erfolgt die sprachliche Begleitung der Bewegungen oft in Form von Kinderreimen oder Kinderliedern.
    Die Hand spielt nicht nur beim Erlernen konkreter einzelner Dinge eine wichtige Rolle (wenn Sie es nicht glauben, dann beschreiben Sie bitte kurz eine Wendeltreppe!), sondern auch beim Erlernen allgemeinen Wissens (semantisches Gedächtnis; vergleiche die Studie mit den Nobjects) und sogar abstrakter Begriffe wie der Zahlen. Wer möchte, dass aus seinen Kindern Mathematiker oder Spezialisten für Informationstechnik werden, der sorge für Fingerspiele statt für Laptops in den Kindergärten. Und wer die Schriftsprache ernst nimmt, der sollte eher für Bleistifte als für Tastaturen plädieren.

8. Digitale Spiele: schlechte Noten
    Spielkonsolen gehören zu den beliebtesten Geschenken für die lieben Kleinen. Es geht um einen Milliardenmarkt, auf dem sich Weltfirmen wie Sony, Nintendo oder Microsoft regelrecht Gefechte um Kunden liefern. Diese Geräte sollen das Lernen der Kinder fördern, ist ein oft gehörtes Argument. Fragt man dann genauer nach, ob die Kinder denn tatsächlich lernen und was genau von ihnen gelernt würde, erhält man zumeist ausweichende oder gar keine Antworten. Was mit Kindern tatsächlich geschieht, wenn sie dann tatsächlich spielen, wie sie sich entwickeln und ob diese Entwicklung langfristig vorteilhaft ist – Fragen wie diese stellen wenige Eltern vor dem Kauf eines solchen Geräts.
    Es hat sich zwar herumgesprochen, dass allzu viel virtuell ausgeübte makabre Gewalt ungünstige Auswirkungen hat [199]   , andererseits wird allseits behauptet, das Drücken irgendwelcher Knöpfe auf kleinen Kästchen könne doch nun wirklich nicht schaden; wer dabei nicht mitmache, der werde zum Außenseiter, verliere Sozialkontakte, insbesondere zu Gleichaltrigen und Freunden. Interessanterweise scheint gerade das soziale Argument für sehr viele Eltern leitend zu sein. Meine Schwester beispielsweise erzieht ihre Kinder sehr gewissenhaft und ist alles andere als ein Fan digitaler Medien, aber sie hatte keine Einwände, als ihr elfjähriger Sohn einen iPod touch zu Weihnachten geschenkt bekam. Weil es sich bei diesem Gerät um eine als Musikspieler verkleidete Spielkonsole handelt, gehe ich davon aus, dass die in diesem Kapitel angesprochene Problematik der Spielkonsolen auch auf Produkte zutrifft, die anders vermarktet werden, jedoch ähnliche Funktionen haben. Im Übrigen teilt meine Schwester mittlerweile meine Bedenken.
    Viele Spiele gibt es als PC- und als

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