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Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition)

Titel: Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Spitzer
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Filterblase umhüllt. [298]   Wenn Google, Facebook oder Yahoo der Meinung sind, dass uns bestimmte Sachverhalte nicht interessieren, dann werden sie uns auch nicht angezeigt. Diese informationstechnische Abgabe der Selbstbestimmung kann langfristig nur mehr Stress für uns alle bewirken, denn wie in diesem Kapitel klargeworden ist: Der Verlust der Selbstkontrolle ist ein wesentlicher Auslöser von Stress.

12. Schlaflosigkeit, Depression, Sucht & körperliche Folgen
    Die schädlichen Folgen der Digitalisierung unserer Welt betreffen nicht nur in vielfältiger Weise unseren Geist, sondern auch unseren Körper. Und weil unser Geist in unserem Körper wohnt, wirken sich die negativen körperlichen Folgen noch zusätzlich auf unseren Geist aus. Geht man den jeweiligen Auswirkungen genauer nach, zeigt sich jedes Mal aufs Neue der Zusammenhang von Körper und Geist. Insgesamt stellen die negativen Auswirkungen auf den Körper und deren Konsequenzen für den Geist ein sehr starkes Argument für die These meines Buches dar, dass digitale Medien langfristig unserem Geist enorm schaden.

Sucht
    Über das Suchtpotenzial von Internet und Computern liegen mittlerweile eine Reihe von Studien vor, die von der einfachen Statistik des Auftretens (Epidemiologie) bis zum Wirkungsmechanismus (Gehirnforschung) reichen. Wir wissen also nicht nur, dass digitale Medien süchtig machen, wir wissen auch, warum dies so ist.
    Man unterscheidet die pathologische Internetnutzung von der Computerspielsucht, obgleich die Daten im Fluss sind und gute Studien – also anhand einer größeren Personenzahl und wenn möglich vergleichend über längere Zeiträume durchgeführt – zwangsläufig der Wirklichkeit immer hinterherlaufen. Von 1997 bis 2010 stieg die Online-Nutzung in Deutschland in der Gruppe der Vierzehn- bis Neunzehnjährigen von 6,3 auf 100 Prozent.
    Daten zur Internetabhängigkeit wurden im Mai 2011 von Wissenschaftlern der Universitäten Lübeck und Greifswald unter Mitarbeit von niederländischen Kollegen aus Nijmegen und Rotterdam in einem Bericht an das Bundesgesundheitsministerium vorgelegt. [312]   Als repräsentative Stichprobe wurden hierzu insgesamt 15 024 Deutschen im Alter von 14 bis 64 Jahren telefonisch befragt. Insgesamt ergab sich hierbei eine Häufigkeit des Vorliegens einer Internetabhängigkeit von 1,5 Prozent der Befragten (Frauen 1,3 Prozent, Männer 1,7 Prozent). Es handelt sich um Menschen, die jede Woche im Durchschnitt 29,2 Stunden im Internet verbringen. In der Altersgruppe der Vierzehn- bis Vierundzwanzigjährigen beträgt der Anteil der Menschen mit Internetabhängigkeit 2,4 Prozent und bei den Vierzehn- bis Sechzehnjährigen sogar 4 Prozent. Hier liegen die Mädchen mit 4,9 Prozent vor den Jungen (3,1 Prozent), was vor allem auf die Nutzung sozialer Netzwerke zurückzuführen ist (77,1 Prozent der internetabhängigen Mädchen), wohingegen die Jungen eher im Netz spielen.
    Manche Netzaktivitäten wurden bei Internetsüchtigen besonders häufig nachgewiesen: das Einkaufen im Internet [313]   , exzessiver Videokonsum [314]   , die intensive Nutzung von sozialen Online-Netzwerken [315]   , Chatrooms [316]   und Online-Spielen [317]   sowie die intensive nächtliche Internetnutzung [318]   . Man kann sich also kaum des Eindrucks erwehren, dass Studenten, die vor allem im Netz unterwegs sind, ihre Aktivitäten in der realen Welt reduzieren und damit sozial zunehmend isoliert sind. Der aus der Behandlung von Angststörungen bekannte Teufelskreis aus Rückzug, Angst vor wirklichen Begegnungen und weiterem Rückzug wird also durch die Möglichkeiten des Internets signifikant verstärkt. Eine ganze Reihe von Studien zeigen daher einen deutlichen Zusammenhang zwischen Einsamkeit und der Internetnutzung. [319]  
    Um Ihnen als Leser die Gelegenheit zu geben, Ihre eigene Gefährdung einzuschätzen (oder die einer Ihnen nahestehenden Person), sind in der folgenden Tabelle [320]   die Standardfragen aufgelistet, die man mit (0) nie, (1) selten, (2) manchmal, (3) häufig oder (4) sehr häufig beantworten kann. Man erreicht bei den 14 Fragen also maximal (14 x 4 =) 56 Punkte, wobei alle Werte ab der Hälfte hiervon – also ab 28 – als deutlicher Hinweis auf das Vorliegen einer Internetabhängigkeit gewertet werden.
Fragen zur Abschätzung des Vorliegens von Internetabhängigkeit [321]  

  
  1. Wie oft empfinden Sie es als schwierig, Ihre Internetnutzung zu beenden, wenn Sie

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