Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
bemerkte die Unordnung, die auf einen schnellen Aufbruch hinwies. Er war auf ein Nest der Aufwiegler gestoßen, so wie er es sich gedacht hatte. Zwei seiner Leute postierten neben einem alten Mann, der auf dem Boden saß und an der Wand lehnte. Vermutlich hatte das feige Pack ihn zurückgelassen, weil der Alte ihnen zur Last gefallen wäre. Sie hätten gut daran getan, ihm die Kehle durchzuschneiden. Jetzt war er eine willkommene Informationsquelle. Er würde reden, das war sicher. Es gab niemanden, der Ludewigs Befragungsmethoden standhielt.
»Guten Tag, Herr Oberst.« Der Mann lächelte ihn an.
Ludewig winkte einem der beiden Soldaten. Sofort schlug dieser dem Ohab hart ins Gesicht. Seine Lippe platzte auf und blutete, aber er lächelte immer noch. Ein neuer Wink, ein zweiter Schlag. Der Ohab stöhnte. Er spuckt Blut und einen Zahn aus. »Ist Dir das Lachen jetzt vergangen?«, raunzte der Oberst.
Der Ohab verzog seinen Mund zu einer Grimasse. »Schlagt ruhig weiter zu, Oberst. Oh, entschuldigt, ich meinte, lasst ruhig weiter zuschlagen. Ich vergaß, dass ein Mann wie Ihr, sich nicht die Hände schmutzig macht, nicht wahr Bubchen?«
Bubchen? Ludewigs Gesicht lief rot an, seine Zähne knirschten aufeinander und seine Augen waren nur noch Schlitze. Er packte den alten Mann am Kragen und riss ihn in die Höhe. »Versuchen wir witzig zu sein, im Angesicht des Todes, was?«, brüllte er dem Ohab ins Gesicht. »Ja, schau dir meine Züge deutlich an. Sie verkünden Schmerz und Tod für Dich, alter Mann! Aber bevor Du stirbst, verlass Dich drauf, wirst Du mir alles verraten, was ich über dieses elende Pack erfahren möchte.«
Der Mann begann zu kichern. Was den Oberst keineswegs besänftigte. »Dieses Pack, wie Du es nennst, Ludewig …« Der Ohab keuchte, als ihm der Oberst an der Kehle packte. Ihn zu duzen, war eine Unverschämtheit, die Ludewig sich nicht gefallen lassen wollte. Als das Gesicht des alten Mannes anfing sich blau zu verfärben, lockerte er seinen Griff.
Der Ohab keuchte und schnappte nach Luft. Es dauerte eine Weile, bis seine alte Lunge wieder Luft schöpfen konnte. Sein Blick blieb von alledem ungerührt. Er schnaufte laut, dann setzte er seine Antwort fort. »Das Pack ist der Bund! Und er hat seine Aufgabe erfüllt, ohne dass Du … «, der Griff wurde wieder stärker, trotzdem sprach der Ohab weiter, »… es hättest verhindern können. Und was den Zeitpunkt meines Todes betrifft, da hast Du auch nichts mitzureden. Meine Kraft ist erschöpft. Mein Leben zu Ende. Mir wurden gerade noch genug Atemzüge geschenkt, damit meine glücklichen Augen die Hüter erblicken durften. Eure Zeit ist abgelaufen, Ludewig. Deine und die Deines Fürsten. Ihr werdet mir bald folgen.« Seine Mundwinkel konnten sich nicht entscheiden, ob sie lächeln oder keuchen sollten; er hustete abgehackt, dann hörte es sich so an, als würde er seinen letzten Atemzug verschlucken. Sein Augen wurden glasig und sein Körper erschlaffte.
Wutentbrannt schleuderte Ludewig die leblose Puppe gegen die Wand, dass die Knochen brachen. Er ballte seine Hände zu Fäusten und atmete schwer. »Du kleiner, alter Bastard!«, brüllte er das leblose Kleiderbündel an. Die Soldaten entfernten sich langsam von ihm, um nicht im Wirkungsbereich seines Jähzorns zu stehen. Drei Herzschläge später hatte er sich behelfsmäßig wieder unter Kontrolle. »Weiter!«, zischte er. »Findet mir dieses Pack!«
Die Soldaten nutzten die Gelegenheit dankbar, Abstand zwischen sich und ihren Oberst zu bekommen.
25
Grinn ’te Kall saß mit tief zerfurchter Stirn vor seinem Bergkristall. Seine schlimmsten Befürchtungen waren Gewissheit. Es war Gennoh. Grinn hatte sein Versteck nicht aufspüren können, aber er hatte die Struktur des Zaubers erkannt. In Gennohs prahlerischer Art mehrfach verwobene Insignienfolgen. Sehr mächtig. Aber nicht undurchdringbar! ’te Kall hatte schon andere Zauber gebrochen. Er hatte nicht vor, an diesem zu scheitern. Nur brauchte er ein wenig Zeit. Leider war Zeit Gennohs Domäne.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und blies die angehaltene Luft langgezogen aus. Dieser Nekromant musste mit Gennoh unter einer Decke stecken. Der alte Magier musste sehr verzweifelt sein, einen Totenbeschwörer als Ablenkung auszubilden, aber der Gedanke an einen verzweifelten Gennoh ließ ’te Kall lächeln. Gennoh hatte ihn immer von oben herab behandelt. Diesmal schien er ihn ernst zu nehmen. Diesmal musste er wirkliche Angst haben. Warum
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