Dihati Qo – Die, die sein werden (German Edition)
sollte er sonst zu geächteter Magie greifen?
’te Kall stieß sich ruckartig mit den Armen von der Lehne seines Stuhls ab. Er verschränkte die Hände auf dem Rücken und tigerte in seinem Studierzimmer auf und ab. Sein Mundwinkel zuckte unkontrolliert.
Wie verzweifelt Gennoh wirklich war, war jetzt nicht wichtig. Wichtig war, wo er selbst steckte und was er als Nächstes vorhatte. Von wem hatte sein Geist diesmal Besitz ergriffen? Er kontrollierte nicht den Nekromanten selbst, nein, so dumm konnte nicht mal Gennoh sein. All die Möglichkeiten, deren er sich berauben würde – nein, unmöglich! Also, was hatte der alte Magier vor und wann?
Ruckhaft drehte sich ’te Kall zu seinem Schreibtisch um. Er fixierte den Bergkristall. Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Er wollte sich am liebsten sofort wieder an den Schreibtisch setzen, aber es war sehr unklug, Gennoh ’di Albah unvorbereitet gegenüberzutreten, oder auch nur seinem Zauber.
’te Kall ging zur Tür und riss sie auf. Er brauchte erst einmal Ruhe. Danach Meditation. Für beides war sein Schlafgemach am besten geeignet. Daraufhin würde er sich eine oder zwei Schriftrollen näher ansehen und dann, ja dann würden Gennohs Zauber zeigen müssen, aus welchem Stoff sie wirklich gewebt waren.
26
Xarna und Illwar wurden mittlerweile von einer acht Mann großen Schar in die Mitte genommen und förmlich durch die unterirdischen Gänge getrieben.
»Die Frauen und Kinder können uns doch so gar nicht folgen«, keuchte Xarna. Ein langsameres Tempo wäre ihr durchaus recht gewesen.
»Macht Euch keine Sorgen. Sie kommen voran«, versuchte sie einer der Männer zu beruhigen.
»Aber wer schützt sie, wenn Ludewig sie einholt?«, wollte Illwar wissen. Seine Knie wurden langsam weich. Die ganze Rennerei wurde ihm zu viel. Die Kinder mit ihren Müttern sowie die Alten waren schon lange zurückgefallen.
»Macht Euch keine Sorgen, Dihati«, versuchte es der Mann noch einmal. »Sie werden beschützt.«
»Aber höchstens von zehn Mann. Warum sind allein acht von Euch bei uns?«
»Ihr seid die Dihati!«
»Richtig!«, mischte sich Xarna ein, obwohl sie eigentlich anderer Überzeugung war. »Und wir können auf uns selbst aufpassen. Die Kinder nicht!«
»Wie gesagt, sie werden beschützt, vertraut uns.« Ihr namenloser Begleiter musste zwei Atemzüge einlegen, bevor er weitersprach. Rennen und unterhalten kostete einfach zu viel Luft. »Vielleicht ist der Oberst schneller und die Zukunft der Kinder kurz«, er schnaufte, verschluckte sich und bekam einen Hustenanfall, rannte aber trotz allem unbeirrt weiter, »aber ohne Euch, Dihati, werden sie überhaupt keine Zukunft haben!«
Xarna warf einen skeptischen Blick zu Illwar, der ihn nicht minder überrascht erwiderte. Sie hatte eigentlich gehofft, dass ihr Gefährte mehr von dem ganzen Dihati-Kram verstand. Sobald sie wieder Luft hatten, mussten sie sich ausführlich darüber unterhalten.
* * *
Illwar lehnte an der dunklen Mauer und fühlte sich außerstande so viel Luft in seine Lungen zu pumpen, wie diese verlangten. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser, diesmal allerdings um seine eignen Geister wiederzubeleben. Ein Blick in Xarnas von schweißnassen Strähnen verdecktes Gesicht verriet ihm, dass es ihr nicht besserging. In ihrer typischen Pose, die Hände auf den Knien gestützt, schnappte sie regelrecht nach Luft.
Der Anführer ihres kleinen Trupps mahnte sie mit Gesten, leiser zu schnaufen, damit sie ihre Position nicht an die nahen Wachen verraten würden.
Xarna blickte sich um. Die Lagerhalle, aus der sie wieder an die Oberfläche getreten waren, lag nahe dem Westtor. Es war auf der dem Haupttor gegenüberliegenden Seite Kargendeins. Ludewigs Truppen hatten sich noch nicht bis hierher durchgekämpft, aber ein Trupp von zehn Mann, war um die Stadt herumgeritten und blockierte den Eingang.
Die Männer der Stadtwache, die hier ursprünglich Dienst geschoben hatten, lagen verstreut auf dem Boden und der Krone der Mauer. Sie schienen kein allzu großes Hindernis für die Soldaten dargestellt zu haben.
Die Reiter hatten zu jeder Seite des Tores zwei Wachen aufgestellt. Zwei weitere dösten und vier spielten Würfel auf den Pflastersteinen. Xarna fixierte den Trupp mit ihren dunklen Augen. Es lag keine Sympathie in diesem Blick.
Der Anführer ihrer Rebellenschar wandte sich an Illwar. »Wir müssen durch dieses Tor. Die anderen sind schon viel zu stark gesichert. Aus den Katakomben gibt es
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